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Interview mit Gerrit Stroomann -ivisory digital solutions

Gerrit Stroomann ivisory digital solutionsWer ist Gerrit Stroomann? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

ivisory digital solutions in Hamburg, nachdem ich in gleicher Position ein paar Jahre bei der Reach Group war. Verschiedene Stationen zuvor beinhalteten Positionen als Berater für digitale Geschäftsmodelle bei der dgroup sowie fünf Jahre operativ bei LIBRI und Bertelsmann im Onlinemarketing. Außerdem bin ich Dozent an der Social Media Akademie für Online Marketing. Nebenberuflich Katamaran-Segler, Golfer, Skifahrer und verheirateter Mehrfachvater.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Spleen, weiß ich nicht. Das sind ja mehr so Dinge, die eher andere sehen, als man selber. Ich bin ein großer Fan von Sarkasmus, Ironie und Britischem Humor, was viele (insbes. deutsche) Menschen und Gesprächspartner oftmals nicht verstehen und ziemlich oft vor den Kopf stößt. Weniger ein Spleen als eine Leidenschaft ist Schottischer Single Malt Whiskey: Sehr viel zu entdecken, kreative Beschreibungen für Geschmacks-Nuancen finden und das am besten am Kamin in den schottischen Highlands zu genießen. Zusammen genommen ist mein Spleen also wohl der „Britische Lebensstil“.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

ivisory – das steht übrigens für interactive advisory – ist eine sehr pragmatische aber fundierte Online-Marketing Beratung und gleichzeitig auch umsetzende Agentur. Wir entwickeln Digitale Strategien für die Geschäftsführung und setzen diese dann auf und mit allen Management-Leveln um. Wir können von technischem SEO, über fast alle Traffic Kanäle wie PPC, Social, RTB, Targeting und Co, über Web Analytics bis User Experience und Conversion Optimierung, alles aus einer Hand anbieten, wobei wir Teile davon selber outsourcen, quasi also ein „One Stop Online Marketing“. Geht auf Projekteben aber auch als volles Outsourcing.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?

Alles irgendwie Best Practice ;-), Beispiele der letzten Wochen: Für ein Startup im Medien-Bereich haben wir neben der Business Planung auch das volle Online Marketing übernommen. Seit wir dabei sind – als Outsourcing Lösung – geht es stetig bergauf für sie. Sessions, unique visitors, sites per visits konnten wir innerhalb der ersten 2 Monate mehr als verdoppeln, ohne den CPO (cost per order) hierbei zu verschlechtern.

Für einen klassischen mittelständischen Versandhändler im Fashion-Segment haben wir das Online-Marketing vollständig analysiert, überarbeitet und neu ausgerichtet, inkl. dem Aufbau einer Analytics-basierten Steuerung mit neuen Agenturen und Dienstleistern. Erfolg: Sie wachsen im eCommerce mit gesunden Zahlen.

Für einen Konzern haben wir nach dessen eCommerce-Relaunch das Performance-Marketing auf den Prüfstand gestellt, ein regelmäßiges Reporting aufgebaut und alle Kanäle verzahnt und auf Conversion-Ziele ausgerichtet sowie die Mitarbeiter geschult. Erfolg: Sie wissen, was sie messen, wie sie es messen müssen und welche Ableitungen zu treffen sind.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Wir sind eine Firma für digitale Themen ;-). Keine festen Büros, bzw. diverse feste Büros, zwar keine digitalen Nomaden aber dennoch immer und überall verfügbar. Kein Papier, nur Laptops, Tablets und Telefone.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Wichtiges Thema Daten-Sicherheit. Jeder gibt mehr Daten preis, tauscht sie öffentlich und über offen zugängliche Kanäle aus und wundert sich, dass diese im Netz kursieren, ausgetauscht und verkauft sowie genutzt werden. Selbst Nicht-Veröffentlichtes wird gespeichert, Nutzerverhalten aufgezeichnet, ausgewertet und für Algorithmen aufbereitet. Meiner Meinung nach muss die Gesellschaft, insbesondere die jüngere Generation, die noch nicht alle möglichen Facetten des Datengenerierens und vielmehr Datenhandels einschätzen kann, mehr Aufklärung über Datenspeicherung und –nutzung erhalten sowie Konsequenzen hieraus ziehen, wie freizügig mit ihren Daten umgegangen wird.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Nicht nur für die Netzwirtschaft relevant, eher ein Generations-Thema, das in der Internet-Wirtschaft aber sehr ausgiebig ausgelebt wird. Im weitesten Sinne geht es um Fachkräfte-Mangel aber vielmehr noch um die Mentalität hierbei. Früher (ich meine das „Anfang-der-2000er-Früher“) wusste jeder Berufsanfänger, dass er erstmal Leistung zeigen, sich in die die Firma einbringen und letztendlich Erfolg zeigen muss, bevor er Forderungen anmeldet. Verbreitet ist aber, dass Teile der Generationen Y, Z und folgende mit einem Chai Latte Tee auf dem Bewerbersofa sitzen, einen Katalog an Forderungen stellen, nur damit sie überhaupt erst einmal zur Arbeit erscheinen würden. Das Leisten kostet dann noch extra, wobei aber z.B. auf variable Gehaltsbestandteile durchaus verzichtet wird, da so etwas den Mitarbeiter ja unter Druck setzt.

Den Trend weg vom intrinsisch motivierten Leistung-Zeigen hin zur verwöhnten  Kuschelgesellschaft, sehe ich kritisch und als nicht unbedingt zukunftsfähig an.

Wahrscheinlich geht es uns allen zu gut, insbesondere in deutschen Metropolen wie Hamburg, Berlin oder München. Es muss nur noch wenig durchgestanden werden, was den Charakter in dieser Hinsicht prägt, seien es „Lehrjahre“, lange & zähe Studiengänge, oder selbst die Wehrpflicht als rudimentäres Mittel der Formung, ganz abgesehen von wirklich schlimmen Ereignissen wie Hunger, Terror oder Krieg direkt bei uns im Land. Wir sind vielleicht einfach verwöhnt, dürfen aber nicht vergessen, dass sich die Umstände um uns herum schnell ändern können, siehe Flüchtlingsströme, ISIS-Terror und irgendwann auch wirklich schwere Klimawandel-Auswirkungen, mit denen wir leben müssen. Spätestens dann müssen wir alle unsere Couch verlassen und den Chai-Latte zur Seite stellen.

Herausforderung für unseren Markt:

Im Marketing – wenn man es richtig definiert – gibt es keine echten Herausforderungen. Marketing ist die Kunst, Wissenschaft, Disziplin, dem richtigen Menschen, zur richtigen Zeit, das Richtige anzubieten so dass er zufrieden ist und gerne wieder kommt. Oder auch – siehe Faible für British stuff: „Selling something that does not come back to people who do“. Wenn wir uns in unserer Branche immer an Nutzern und Kunden orientieren und diese als Mittelpunkt unserer Strategie sehen, uns hierbei zudem aktueller Trends (z.B. RTB) und Möglichkeiten (z.B. Customer Journey) bedienen, ist inhaltlich nichts zu befürchten. Allein die Größe der Märkte, die Menge an Möglichkeiten sowie die Zugänge werden schwierig überblickbar und nutzbar sein.

Die Grenze zu anderen Branchen und Segmenten wird fließender, z.B. beim internet-of-things oder auch geändertem Suchverhalten oder erhöhter Mobilität, wirft zukünftig Fragen auf: Wie kann ich SEO bei geräteübergreifender Spracheingabe im semantischen Netz einsetzen, wo kann ich mich als Online-Marketer in die Kommunikation zwischen Toaster und z.B. Türklinke integrieren 😉 und wenn alles mobiler und automatisierter wird, wer entscheidet bei Online-Werbung? Wahrscheinlich ein ein Algorithmus, der in einem selbstfahrenden Fahrzeug, frisches Brot für den Toaster bei einem anderen Algorithmus bestellt. Vielleicht ist da doch eine Herausforderung im Markt zu sehen 😉

Herausforderung für unsere Firma:

Das sind unsere Herausforderungen (siehe oben): Mit leistungswilligen und motivierten Mitarbeitern am Puls der Zeit bleiben, neue Chancen entdecken, um weiterhin für und mit unseren Kunden, erfolgreich zu bleiben.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten geärgert hat mich die langsame Einwahl meines Akustikkopplers, weswegen ich dann auf mein 9.600 Baud Modem umgestiegen bin. Ist zwar über 20 Jahre her, aber hat mich scheinbar nachhaltig so geärgert, dass ich es immer noch weiß. Inzwischen freue ich mich über die durchgängige Erreichbarkeit des Internets durch Smartphones, Tablets, Laptops und Co.. Ohne „Always on“ könnte ich nicht mehr so gut leben, würde ich denken.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Keines. Denn, wenn ich ein Problem sehen würde, dann würde ich zunächst selber versuchen, zu analysieren und dann eine Lösung suchen, z.B. selbst ein Startup aufzubauen, dass das Problem behandelt.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

https://moz.com/blog guter internationaler SEO-Blog

http://excitingcommerce.de/ Aktuelles zu ecommerce & Versandhandel

http://t3n.de/news/ bisschen allgemein, aber viele Themen

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

http://www.gdi.ch/Media/Studien/GDI_Studie42_Wedentity (volle Studie kostet leider…)

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben … Zwar ist nicht alles wirklich sinnvoll oder umsetzbar, aber es bietet gute Ansätze, über die man mal nachdenken sollte.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Online Marketing Rockstars … inhaltlich jetzt nicht das non-plus-ultra aber definitiv ein cooles Konzept, dass viel Spaß macht und auch noch Networking vor netter Kulisse bietet

Europäischer Trend Tag … über den Tellerrand hinaus und da dann tiefer eintauchen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Sistrix und/oder Searchmetrics. Geben sich nicht viel und bieten beide gute Insights zur Entwicklung der SEO-Performance

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Matthias Horx, Trendforscher, und mit ihm brainstormen, neue Ideen generieren, die jenseits des eigenen Bereiches liegen. Und dieses auf internationalem Niveau.