Wer ist Frederik Gottschling? Bitte stell dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von dir.
Ich liebe Nougatschokolade von Rapunzel. Das tue ich so sehr, dass ich sie meist zu Hause im Schrank mit den Gewürzen vor mir selber verstecke. Wenn ich sie dann wieder entdecke ist die Freude so groß, das ich sie direkt komplett aufesse. Das letzte Mal ist mir das passiert, als ich die letzte Folge der 5. Staffel von Game of Thrones gesehen hatte. Irgendwie muss man die Warterei ja nun überbrücken.
Wenn ich nicht zu Hause im Schokoladenglück versinke, halte ich mich tagsüber in der Klappergasse 14 in Frankfurt auf.
Bembel GmbH – Agentur für Reklame, bei der ich Geschäftsführer bin. Das mit dem dort aufhalten mache ich schon eine ganze Weile – seit über 10 Jahren arbeite ich jetzt für die Agentur.
Würde man mit der Ursuppe beginnen, wäre das aber mein Praktikum 2004 – da hat die Geschichte angefangen.
So gradlinig, wie sich das anhört war es am Ende natürlich nicht. Mehrfach stand ich vor der Entscheidung zu gehen – insbesondere weil mein Eintritt ins Werbegeschäft eher Zufall als wirklicher Plan war.
Hier gehalten hat mich der Freiraum für meine Entwicklung, die auferlegte Eigenverantwortung und Freiheit etwas damit zu tun – insbesondere dabei immer über die Grenzen des Werbegeschäfts hinaus zu denken. Fast der wichtigste Faktor ist jedoch das einzigartige Vertrauensverhältnis zu den beiden Gründern der Agentur – Thorsten Hormann und Alexander Frost.
Ihr kennt die Redewendung „Ein Kopp und ein Arsch“? Dann kennen Sie jetzt auch unser Erfolgsgeheimnis.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?
Werbung und Kommunikation. Das ist für uns wie Chemie: Problem identifizieren, richtige Mischung finden, Timing perfekt abstimmen, knallen lassen.
Haben wir noch ein paar Stockwerke? Ok, außerdem bieten wir Erfahrungen aus erster Hand durch den Vertrieb eigener Produkte.
offiziellen Vereinsuhr von Eintracht Frankfurt: Der auf 500 Stück limitierten „SINN 956 Adler“.
Immer noch nicht da? Dann geht’s tatsächlich mit Chemie weiter: Das Zwischenmenschliche hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert – es wirkt sich unmittelbar auf die Zusammenarbeit mit dem Kunden und im Team aus. Um wirklich gute Arbeit abzuliefern, um richtig Bock auf die Sache zu kriegen, müssen wir mit dem Kunden zusammen zu einem Team werden.
Um unsere Kunden kennenzulernen, haben wir daher einen sehr speziellen Filter entwickelt. Unsere Agentur sitzt in einer alten Kneipe und unsere Konferenztisch ist eine Bierbank-Garnitur.
Was ist Eure interne “Secret Sauce”?
Wir sind alle charmante Spinner, die sich jeden Tag in besagter alter Kneipe zum Arbeiten treffen. Spinner ist dabei völlig positiv gemeint – ganz nach dem Motto „Stay young, stay foolish“. Um da die richtige Balance zu finden und ernsthafte Resultate zu erhalten, setzen wir bei der Team-Zusammenstellung auf unsere hochgeheime Mischung aus Empathie, Charme, Humor und Expertenwissen.
In unserem Geschäft haben wir ständig mit knappen Timings zu tun, müssen komplexe und teils sehr abstrakte Fragestellungen in eine greifbare und plakative Lösung gießen.
Kreative Wege zu finden, erfordert, dabei permanent unzufrieden zu sein, sich gegenseitig zu kitzeln und immer noch ein bisschen mehr rauszuholen. Das geht nur, wenn einem das Lachen dabei nicht vergeht.
Wenn ein Team unter Druck steht, versuchen die anderen, es möglichst gut zu entlasten. Das kriegt man nur hin, wenn man dafür sorgt, dass die Moral im Team stimmt.
Wenn man dann miterlebt, wie einer aus dem Team für die anderen, die eine Nachtschicht bewältigen müssen, um 23h mit nem Topf Chili für alle zurückkommt, dann weiß man, dass es die Mühe wert ist.
Was genau ist deine Rolle im Unternehmen, wo liegt deine Expertise und “Superpower”?
Ich bin eine Nervensäge. Ich bin wissenshungrig und will Fragestellungen zu einer Sache wirklich auf den Grund gehen.
In Kombination mit meinem Interesse an digitaler Kultur und Kommunikation hilft mir das den schnell verändernden Markt zu filtern, zu verstehen, für unsere Kunden verständlich aufzubereiten und in Aufgaben für das Team zu gießen.
Außerdem kann ich gut organisieren und erklären. Mir ist es einfach zuwider wenn ein System nicht richtig läuft. Ich weiß, dass ich mit meinem Optimierungsspleen ganz schön nerven kann. Da hilft es, wenn man gelernt hat zum Kern eines Problems vorzudringen und erkennt, dass man mit einem Gespräch an der richtigen Stelle mehr erreichen kann, als mit einem ausgefeilten Maßnahmenplan.
Wenn Ihr Euch die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Ok, also von oben nach unten.
Im Bezug auf die Netzwirtschaft liegt die Herausforderung darin, sich stärker auch mit den Anforderungen anderer Branchen ans Netz zu beschäftigen, sowie sich mit deren Ängsten auseinanderzusetzen. Wenn man bedenkt, dass der deutsche Mittelstand teils noch im Vor-Digitalalter lebt und arbeitet, aber das Rückgrat unserer Wirtschaftsleistung darstellt, kommt man schon ins Grübeln.
Darüber hinaus müssen wir als Branche das Thema Ausbildung endlich ernster nehmen und unseren Nachwuchs besser auszubilden. Das ist anstrengend und manchmal auch nervig – aus erster Hand wissen wir aber, dass es sich lohnt.
Eine weitere Herausforderung liegt darin, mal einen Teil der sicherheitsgetriebenen, KPI-gesteuerten, auf Gewinnmaximierung ausgelegten Unternehmensführung über Board zu werfen und wieder mehr Raum fürs Experimentieren zu schaffen.
Und da man von so etwas nicht immer nur reden kann, versuchen wir genau das gerade selbst umzusetzen. Wir ziehen mit der Agentur aus der Kneipe in ein Hotel und drehen dabei eine Menge Steine um, um unserem Motto „Wir machen das einfach anders“ weiter gerecht zu werden.
Meine persönliche Herausforderung ist es sich auch die nächsten 10 Jahre nicht von diesem schnellen Geschäft auffressen zu lassen und weiter morgens mit einem Lächeln ins Büro zu kommen.
Wie sieht Euer “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen wollt Ihr Euch oder würdet Ihr Euch gerne verbessern?
Unser digitales Workout mit dem Blick nach Innen zielt auf die Frage:
Wie können wir unsere digitale Infrastruktur weiter so verbessern, dass sie uns hilft, mit der steigenden Komplexität unserer Aufgabenbereiche klar zu kommen, ohne selbst zu komplex zu werden?
Das Trainingsprogramm mit Bezug auf unsere Arbeit und die Aufgaben unserer Kunden geht der Frage nach: Wie können wir die verschiedenen Kommunikations-Kanäle, online und offline, noch nachhaltiger und sinnvoller miteinander verknüpfen?“. Es geht nicht mehr darum, eine URL auf ein Plakat zu schreiben – es geht darum, tatsächliche Mehrwerte für die eigene Kundschaft zu schaffen.
Gebt uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog, auf dem Ihr Euch zu Fachthemen gerne informiert (deutsch oder Englisch)
Gar nicht so leicht, vor allem da es nicht DIE Quelle für unseren Geschäftsbereich gibt.
allfacebook.de kann ich jedoch gut empfehlen. Die Jungs und Mädels helfen einem bei den Entwicklungen bei Facebook und Co den Überblick zu behalten.
einen Artikel, der Euch in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
„Scheißaufgabe – Schwerpunkt Führung“ in Brandeins – weil lesenswert und mit viel Wahrheit
ein spannendes Buch, das Euch für Euer Business inspiriert hat
Weltreise, von Dieter Kreuzkamp. Es ist eine Art Biografie und spielt zum größten Teil in den 70ern.
Er erzählt darin, wie er mit 29 Jahren seinen Beamtenjob geschmissen hat, seine Frau, sowie ihr gemeinsames Hab und Gut in einen Bully packte und für eigentlich 3 Jahre um die Welt ziehen wollte. Daraus wurden dann 7. Dabei hat er Orte gesehen, die wir nur vom googlen kennen.
Es zeigt, dass man einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen muss – überlegt, aber couragiert.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Ihr wirklich etwas dazugelernt habt (und was, bzw. von wem)
Das ist bei mir die re:publica, da sie netzaffin ist, aber über die Filterbubble von Netzthemen hinausgeht.
Hier habe ich immer dann am meisten gelernt oder wurde am meisten inspiriert, wenn ich mir Vorträge zu Themen angehört habe, die nichts mit Marketing direkt zu tun haben.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Eure Arbeit
Stift und Papier – braucht keinen Akku und wenn der Gedankenblitz einschlägt ist das immer noch der beste Blitzableiter, den es gibt.
Mit welchem Experten aus Eurem Fachgebiet würdet Ihr am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Eindeutig Jan Böhmermann. Wie der die sozialen Netzwerke als Instrument begreift und was der da für Töne rausholt ist der Wahnsinn.