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Interview mit Frank Geßner – 4scotty.com

Frank Geßner 4scotty.comWer ist Frank? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

4scotty einen modernen Job-Marktplatz für IT-Experten.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Mechanische Uhrwerke begeistern mich sehr. Ich habe echten Respekt vor den genialen Innovationen, die da auf engstem Raum zusammenwirken. Das ist echte Ingenieurleistung! Dagegen ist Informatik super einfach. Ich habe immer eine Liste von den top Uhren, die ich gerne hätte.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

4scotty ist Deutschlands führender Job-Marktplatz für IT-Experten. Kandidaten geben in einem Profil an, was sie können und was für einen Job sie als nächstes suchen. Die Unternehmen können sich dann bei den Software-Experten mit konkreten Job-Angeboten bewerben. Stellenanzeigen sowie Bewerbungsschreiben werden überflüssig und lange Auswahlprozesse verkürzt. Das ist von Vorteil für beide Seiten.

Unsere Superpower liegt darin, dass wir genau wissen, wovon wir reden. Jeder aus unserem Team kennt sich im IT-Recruiting aus, wir wissen um die Probleme und die Wünsche. Sowohl von Unternehmen, als auch von den IT-Experten.

Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?

Uber-Konzept, was einfach mal so die ganze Taxi-Industrie umkrempelt. Die Idee Fahrgäste mittels App an Fahrer mit ihren Privatautos bzw. Mietwagen zu vermitteln hat den gesamten Markt aufgemischt. Die deutschen Taxigesellschaften wehren sich noch erfolgreich gegen die neue Konkurrenz, doch Innovation lässt sich nicht ewig juristisch aufhalten. In den USA hat Uber den Markt erheblich vergrößert und auch Taxis haben nun was davon. Ich bin gespannt wie Uber sich in Europa mittelfristig durchsetzt. Uber startete nicht nur mit einer guten Idee, sondern setzte diese auch noch sehr gut um. Und sie schaffen es, im Marketing effektiv Emotionen anzusprechen.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die permanente Datensammlung über jede Kommunikation, jede Bewegung und die Interessen eines jeden Menschen bringt enorme Herausforderungen für uns alle. Die Auswertung der Daten erlaubt Vorhersagen über Krankheitsrisiken, politische Orientierung, Risiken für Straftaten oder Chancen im beruflichen Erfolg. Da dies alles statische Hochrechnungen sind, gibt es entsprechend viele Fehldiagnosen. Wenn dann auf einmal Krankenversicherungen, Kreditkarten oder Bewerbungen auf Jobs abgelehnt werden, ist dies für den Einzelnen nicht mehr nachvollziehbar. Nationale oder staatliche Institutionen können hier nicht mehr helfen, da die Firmen global agieren. Das Recht der Menschen auf Privatsphäre und den Umgang mit den eigenen Daten muss noch erkämpft werden. Doch selbst die Snowden Enthüllungen um die NSA Praktiken haben kaum etwas bewirkt. Die meisten Menschen glauben immer noch, es beträfe sie nicht. Was für eine Illusion!

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Durchdringung der IT in alle Lebensbereiche wird weiter und noch schneller steigen. Der Arbeitsmarkt kann so schnell nicht genügend Software-Experten zur Verfügung stellen, da diese besondere Talente benötigen. Letztes Jahr mussten in Deutschland bereits über 41.000 offene Stellen in der IT unbesetzt bleiben. Dieser Trend wird weiter gehen und die Gehälter von Software-Entwicklern im Wettbewerb um die besten Talente weiter nach oben treiben.

Ich hoffe, dass einige Tausend der vielen Flüchtlinge zu IT-Spezialisten ausgebildet werden können. Das wäre zum Vorteil für alle. 4scotty bringt sie dann gern in gute Jobs.

Herausforderung für unseren Markt:

Die gute alte Stellenanzeige hat langsam ausgedient. Auch wenn diese längst von den Printmedien in Online-Jobportale gewandert ist, enthält sie weder das angebotene Gehalt noch andere brauchbare Informationen über den ausgeschriebenen Job. Unternehmen müssen ab jetzt offen kommunizieren um attraktiv für Top-Talente zu bleiben. Und sie müssen viel schneller werden. Wir erleben immer noch, dass sich Firmen zu viel Zeit lassen und selbst interessierte Kandidaten damit vergraulen. Nur wer als Unternehmen die besten Talente gewinnen kann, hat mittelfristig eine echte Chance. Und der Wettbewerb um IT-Experten nimmt eher zu.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir sind erst seit einigen Monaten live. Das 4scotty Modell wird sehr gut angenommen. Es ist ja auch für beide Seiten viel besser und bequemer als die herkömmlichen Verfahren mit Stellenanzeige und Bewerbungsschreiben. Nun müssen wir schnell unsere Position im deutschen Markt ausbauen und in weitere Länder expandieren. Dazu geben wir gerade Vollgas.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Gefreut: Die Familie meiner Frau lebt in Donezk, Ost-Ukraine, also mitten im Kriegsgebiet. Dank Internet haben wir regelmäßigen Kontakt und wissen, dass es ihnen gut geht. Auch sie haben dank Internet mehr Informationsquellen als die regionale Propaganda.

Geärgert: Die zunehmende Konzentration der Internet-Nutzung auf einige wenige globale Player macht mir große Sorgen um die Zukunft des Netzes. Weniger als 10 Internet-Firmen (Google, Facebook,  Amazon, Baidu, Twitter etc.) dominieren das Nutzerverhalten der Weltbevölkerung. Sie sammeln und nutzen ohne Limitierung mehr Daten, als sich selbst Experten vorstellen können und haben in jedem Land der Welt maßgeblichen Einfluss auf die Informationen, die wir konsumieren. Diese Macht ist selbst für die Firmen unkontrollierbar geworden.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Die effektive Speicherung oder mobile Erzeugung von elektrischer Energie. Alle Batteriekonzepte sind bisher unzureichend für die Elektromobilität und die vielen elektrischen Geräte, ohne die wir mittlerweile nicht mehr leben wollen. Wenn das mal pfiffige Unternehmer lösen könnten, würden Elektro-Autos und Elektro-Räder boomen. Ich würde nur noch Elektro fahren.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

brand eins und lese tatsächlich jede Ausgabe. Großes Lob an das Team. Die Themen sind exzellent (und immer gewagt) ausgesucht und die Artikel nicht nur spannend zu lesen, sondern mit Aufwand recherchiert. Letzteres ist mittlerweile fast schon ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Medienlandschaft.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

How To Use Growth Hacking To Attract and Retain Customers

Hat gute Grundlagen wie besonders Internet-Unternehmen schnell kritische Masse aufbauen oder die Kundenbasis ausbauen können.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Scaling Up von Verne Harnish bringt auf den Punkt, wie Unternehmen skalierbar werden und wie mit einfachen und regelmäßigen Methoden (dort Rhythmus genannt) der Stress für Unternehmer enorm sinkt. Ein Muss für jeden, der eine Firma leitet oder aufbaut.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Entrepreneurs‘ Organization (EO) zu werden. Viele super erfolgreiche Unternehmer sind da mittlerweile weltweit aktiv und verdanken viel dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Zudem gibt es regelmäßig globale Learning-Veranstaltungen auf denen ich schon so viel gelernt habe und umsetzen konnte.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Getting-Things-Done Prinzip basiert und mir hilft, die wichtigen Aufgaben von den dringenden zu unterscheiden.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Amazon-Gründer Jeffrey Bezos, weil er immer weiter als den nächsten Quartalsbericht denkt. Er hat sich nie um kurzfristige Profite geschert, sondern expandiert in immer neue Geschäftsfelder, die langfristiges Business bieten und die Veränderungen der Märkte aufnehmen. Und er kann gut damit leben, dass da auch mal was schief geht (wie das kürzlich gescheiterte Weltraumprojekt). Auch als Investor ist er erstaunlich erfolgreich und hat zusammen mit seiner Frau einige große soziale Projekte ins Leben gerufen. Der drahtige Glatzkopf ist für mich ein zweiter Steve Jobs.