interview

Interview mit Eric Martienssen – ECM Markenführung

Eric Martienssen ECM MarkenführungWer ist Eric Martienssen? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

…still ’In Search of Excellence’. Meine Suche nach Exzellenz hatte zwar schon drei Jahre nach Erscheinen des Business Bestsellers gleichen Titels begonnen, als ich mit 25 Vice President einer kleinen Werbeagentur in New York wurde. Doch erst mit 30, als internationaler Werbeleiter eines Marken-Weltmeisters aus NRW, begann ich zu erahnen, dass Exzellenz – nicht nur was die weltweite Führung einer Marke anbelangt – in erster Linie Verantwortung gegenüber Werten, Menschen und Märkten bedeutet. Was macht jeden einzelnen denn aus? Eine heute ganz aktuelle Frage, wo Syrien doch – ebenso wenig plötzlich und unerwartet wie TTIP & CETA – vor unserer Türe steht und jedem Bürger des christlichen Abendlandes „alternativlos“ vermittelt wird, was er zu glauben, zu fühlen und zu denken habe. Bei mir, in meiner damaligen Funktion, startete bereits die erste Stunde eines jeden Bürotages mit dem Studium von „belastbaren“ Daten und Fakten unserer Marktforschungsabteilung, nach Vertriebsgebieten geordnet! Alleine das Vertriebsgebiet Middle East bestand aus knapp zwanzig Ländern und mindestens ebenso vielen unterschiedlichen Mentalitäten bestanden. Menschliches pur, and no world wide web! Letzteres hätte auch damals schon keinen verlässlichen Schlüssel zur Lösung der Probleme auf der Welt anbieten können. Schon gar nicht bei Katastrophen: Saddam Hussein war in Kuwait einmarschiert, drei Viertel unserer Vertriebsleute dort – allesamt Palästinenser – waren geflohen, die ’Operation Desert Storm’ angelaufen. Seine ersten acht Scud-Raketen feuerte der Irak auf Israel ab. Diese Erfahrungen begleiten mich bis heute. Ist wahre Exzellenz in Politik und Wirtschaft nicht eher durch „emotionale Intelligenz“ als durch „künstliche Intelligenz“ zu erreichen, ergo die (An-)Erkennung von Fakten durch Menschen von existentiellerer Bedeutung als deren digitale Verarbeitung? Bei der Lösung der damit verbundenen Aufgaben verstehe auch ich mich, da Du mich fragst, wer ist Eric Martienssen, als verantwortlichen Weltbürger. Ich glaube, wir alle, die wir grundlegend dafür ausgebildet sind, Fakten – auch wenn sie gegen uns sprechen – verantwortlich zu interpretieren, sollten uns dieser Kernkompetenz gerade im digitalen Zeitalter in Würde und Respekt vor der Wahrheit und dem Ewigen nachhaltig bewusst werden. Emotionale Intelligenz, Geist, Fakten- und Worttreue sollten uns in Unterscheidung zu emotionslosen Maschinen menschliche Würde verleihen. Nehmen wir sie doch an! Diese Würde zu leben, empfinde ich als prickelnd. Jeden Tag neu, herzlich gern mit jedem einzelnen unserer Kunden gemeinsam und gegebenenfalls in allen eventuell bislang noch unerschlossenen Hemisphären der weiter zunehmend elektronischen Weltwirtschaft.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Täuschung – Die Methode Reagan“ auf YouTube angeführt. Unter zusätzlicher Berücksichtigung des Fakts, dass die heutigen IS-Dschihadisten einst als von den USA und den Saudis fürstlich bezahlte Mudschaheddin in Afghanistan angefangen haben, sollte heute weder der historische Tatsachen missachtende Wirtschaftsboykott gegen Russland noch die Ankunft eines einzigen Flüchtlings in Europa verwundern. Wärest Du Politiker, hättest Du, Aktuelles so hinterfragt, auch stets verantwortliche Lösungsansätze parat. – Doch ich will Dich keinesfalls anstecken. Das ist mein Spleen!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

www.marken-fuehrung.de) beispielsweise verkauft ’eFactivity by ECM’! „Was muss man sich denn darunter vorstellen“, könnte mein Fahrstuhl-Genosse fragen. „Sie werden lachen“, würde ich antworten, „den Fact in eFactivity schreiben wir aus gutem Grund tatsächlich wie das englische Wort ’fact’. Wir versuchen, Fakten in Ihrem Unternehmen zu identifizieren, die Sie auf Anhieb effektiv von anderen unterscheidbar machen. Suchen Sie doch einfach im Internet einmal nach: ePaper mit eFactivity!“ – Nachdem Du mich jetzt aber so direkt nach unserer Superpower fragst, will ich zugeben, auch wir kochen nur mit Wasser; machen unseren Job nach bestem Wissen. Nur der vielleicht entscheidende Rest, der ist eben Kunst.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Da möchte ich nahezu nahtlos an Deine Elevator Pitch-Frage anknüpfen, als ich Victor Verpoorten sel. A., den ich noch nicht kennengelernt hatte, erstmals im Treppenhaus seiner Firmenverwaltung begegnete. Er trug – aus der Produktion kommend – seinen weißen Kittel. Das muss der Hausmeister der Verpoorten Zentrale sein, dachte ich mir, als er mich fragte, wo ich denn hin wolle. Zum Sitzungssaal, dort hätte ich gleich eine Präsentation für den Werbeetat … „mit Herrn Verpoorten persönlich“, fügte ich, unsicher was mich erwarten würde, hinzu. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, dass ich im Pitch gegen die größten Agenturen des Landes präsentieren würde.  – „Na dann nehmen Sie doch schon einmal Platz, ich komme gleich dazu“, schmunzelte Victor Verpoorten sel. A. Das erste Eis war geschmolzen. Den Etat hatte ich später gewonnen. Jedoch hoffe ich, unserer guten Konzeption halber. – Die gute persönliche Beziehung zum Hause Verpoorten – wie zu allen Kunden – ist mir auch noch heute noch „Best Practice“, wo es längst nicht mehr um Markenführungsthemen und klassische Werbeetats, sondern um CRM-Maßnahmen geht, wozu man sich das Netz wirtschaftlich unbedingt zunutze machen sollte! Es wäre jedoch ein Irrtum zu glauben, man könne jemals ein » CRM ohne C « hinbekommen. 

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Diesen Punkt würde ich gerne mit der Antwort auf Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa zusammenlegen dürfen. Ist das okay für Dich?

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Herausforderung wird in der Wiederherstellung eines echten Pluralismus „trotz Deutschland in Europa“ liegen. Neulich besuchte ich eine Comedy von Volker Pispers unter der Überschrift: „Die Demokratie verliert gegen den Kapitalismus“. Erst musste ich mich krümmen vor Lachen, als Volker Pispers die Frage stellte, wie die Politiker denn über 70 Prozent der Bevölkerung dazu brächten, gegen ihre eigenen Interessen zu wählen? Nach der Feststellung, dass ihnen die Medien dabei hülfen, fragte er, wem diese denn gehören: Friede Springer und Liz Mohn, den beiden mächtigsten Frauen des Landes. Bertelsmann, dem größten Verlag der Welt, gehöre auch ein Großteil des SPIEGEL. Pispers spricht von gleichgeschalteten Medien; die NachDenkSeiten.de bezüglich der engen Freundschaft der drei Frauen gar von „Triumfeminat“. – Und wir, als Gesellschaft, müssen uns doch ernsthaft fragen, wie wir eigentlich Menschen, die aus totalitären Staaten flüchten, ein gutes Beispiel für eine pluralistische Grundordnung geben wollen, wenn die Pressevielfalt in Deutschland zunehmend schwindet? Siehe nur das vermeintliche „Freihandelsabkommen“ TTIP, das Grundzüge der demokratischen Grundordnung Europas de facto aushebeln könnte! Muss man vor diesem Hintergrund nicht anmahnen, dass die Netzwirtschaft Europas noch gar nicht damit angefangen hat, ihr Verantwortungspotential auszuschöpfen?

Herausforderung für unseren Markt:

Obama im CNN-Interview am 1.2.2015 doch bereits zugegeben, den Putsch auf dem Maidan mit veranstaltet zu haben. Wo blieb der netzwirtschaftliche Aufstand gegen diesen „Wirtschafts-Deal“? Blieb er aus, weil es doch um die Wahrung der Interessen der Europäischen Union durch die USA ging, die qua TTIP nun mit Recht Kompensation für ihre „Bemühungen“ einfordern? Würde man, aus der Satellitenperspektive betrachtet, die in Deutschland zu erwartenden 1,4 Millionen Flüchtlinge aus Syrien nicht gar als „höhere“ oder gar „ausgleichende Gerechtigkeit“ für die durch unser aktives Mitverschulden und noch andauernde Strafvereitelung zustande gekommenen „1,4 Millionen Binnenvertriebenen“ der Ukraine (FAZ 22.08.2015) betrachten müssen? –  Wo bleibt unsere netzwirtschaftliche Verantwortung gegenüber dem Erbe des deutschen Wirtschaftswunders? Ludwig Erhard war Mitbegründer des größten deutschen Marktforschungsinstituts und derzeit viertgrößten der Welt, GfK. Auf der Krim hat dieses unabhängig und nach deutschen Maßstäben demoskopisch erhoben, dass zum Zeitpunkt der vermeintlichen „Annexion“ der Krim 93 % derer Bürger für den Beitritt zur Russischen Föderation waren. Wozu also wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland? Nur solche verantwortlich gestellten Fragen können uns weiter nach oben bringen, oder?

Herausforderung für unsere Firma:

Weiterhin das zu machen, was wir am besten können: Klienten – auch uns selber – für ihre Marken begeistern, deren Identität besonders auch unter ultrainnovativen Medienbedingungen authentisch weiter zu leben. Wenn wir zum einen up to date, zum andern wiedererkennbar bleiben, können wir uns mit unseren Klienten auch recht gelassen in fiktivsten Umlaufbahnen bewegen. Die Märkte würden unsere Marken dann ggf. auch im Weltraum wiederfinden und sich an ihnen orientieren. Verstehst Du: Identität! Das war einst die erste nicht digital gestellte Frage überhaupt: „ER, der Ewige, sprach zu Adam: wo bist Du?“ – Darum geht’s, groß denken aber geerdet bleiben in ewigen Werten!

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Geärgert: dass das Internet mich verführt, Dingen nachzugehen, denen ich nie nachgehen wollte. – Gefreut: eben dieses, dass es mich dazu verführt, über meinen Horizont hinaus zu blicken!

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Ein Tag mit Martin Sorrell – CEO der WPP – das wär’s! Nicht nur um einmal live miterleben zu dürfen, wie man die heute wohl erfolgreichste Ansammlung durchgeknallter Werbe-Kreativen worldwide in eine webbende Zukunft steuert, sondern insbesondere um ihn zu fragen, ob man die m. E. weitsichtigste Politikerin unserer Zeit, Margaret Thatcher, persönlich gekannt haben muss, um eine ihr derart brillant auf den Leib geschneiderte Kampagne zu entwickeln („Labour Isn’t Working“), die sie 1979, trotz schärfster Aussprache unpopulärer Wahrheiten, dazu befähigte, an die Regierung zu kommen und dort zu bleiben. Sogar 1990 noch hatte die Eiserne Lady dem damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker mitten ins Gesicht prophezeit, dass Ein Europa mit einem Wiedervereinigten Deutschland niemals funktionieren können würde. Ihre Begründung: „Mein Deutschlandbild hat sich im Wesentlichen bis 1942 gebildet und seitdem wenig geändert.“ – Sollte sie Recht behalten, oder erscheint inmitten Volksdeutscher Negativschlagzeilen nicht ein umdenkendes „Volkswagen“ dringend angebracht, die deutschen Wirtschaftsinteressen wieder mit Ehrlichkeit, Anstand und Demut zu wuppen?