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Interview mit Eric Kubitz – CONTENTmanufaktur

Eric Kubitz CONTENTmanufakturWer ist Eric Kubitz? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

CONTENTmanufaktur GmbH – und ich fühle mich als ausgewanderter Schwabe in München pudelwohl.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ui. Vielleicht ist ein Spleen von mir, dass ich mein Privatleben privat lasse?

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Die CONTENTmanufaktur macht Content und SEO. Und unsere Superpower liegt darin, dass wir das schon seit fast acht Jahren ohne fiese Tricks oder kurzfristige Manipulationen machen. Wir haben uns schon damals darauf eingeschossen, dass der nachhaltigste Rankingfaktor bei Google doch der beste Inhalt ist. Und damit der Crawler den großartigen Inhalt auch kapiert, machen wir auch eine Menge Technik-Beratung. Folgerichtig haben wir niemals einen Kunden in einen Sichtbarkeitsverlust getrieben, zum Beispiel durch eine Penalty. Das heißt, dass wir eigentlich viel mehr als SEO machen und die Kunden sehr individuell und nachhaltig beraten. Irgendwie geht das wohl in Richtung Content Marketing. Aber genug der Eigenwerbung…

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Da gibt es zum Beispiel diesen einen Kunden, ein Verlag und Hersteller von Finanzsoftware, den wir auf der einen Seite technisch immer wieder helfen, der aber durch E-Books, die wir für ihn schreiben, sehr viel Reichweite, Aufmerksamkeit und natürlich ordentlich Sichtbarkeit bei Google einsammeln konnte. Da gab es – berechtigte – Backlinks, auch von Spiegel, Welt und Computerbild. Warum? Weil wir bei der Themenauswahl auf die Glaubhaftigkeit des Kunden und nicht auf sofortige Conversion geachtet haben und weil wir in den Inhalten ausführlich, klar und hilfreich waren. Viel mehr ist ja gar nicht notwendig.

Aber das ist, ehrlich gesagt, organisatorisch für einen Konzern gar nicht so leicht und wir haben wirklich Glück mit diesem Kunden. Denn die Leute dort verstehen, was wir wollen und machen diese digitale Transformation wirklich gerne mit.

Das ist nicht immer so. Meine Erfahrung ist, dass Online Marketing niemals am Unwissen der Beteiligten scheitert, sondern immer nur am Nichtwollen der im Unternehmen nicht daran Beteiligten.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Fangen wir mal mit den Herausforderungen für den Staat an: Da versuchen Leute aka Politiker, die von einem „regionalen“ Volk mehrheitlich gewählt sind, Gesetze zu machen, die weit über ihre Grenzen hinaus Wirkung haben. Mit denen sie aber die Gesetze von anderen Ländern – die ja auch ins „deutsche“ Netz wirken – nicht ändern können. Da steht zum Beispiel immer wieder gut gemeinter Datenschutz gegen Irrsinn. Wie zuletzt mit dieser kaputten EU-Cookie-Richtlinie, die uns lediglich zu Cookie-Information-Wegklickern macht und sonst nichts ändert. Aber ganz ehrlich: Ich habe dafür auch keine Lösung und beneide die Politiker nicht.

Und dann die Gesellschaft, die langsam aber verblüfft zur Kenntnis nehmen muss, dass das Internet zwar sehr demokratisch ist – aber die Wahl des Netz-Volkes nicht für Vielfältigkeit ausfällt sondern für diejenigen, die man eh kennt und die einem nach dem Mund reden. Wir fühlen uns frei, aber kaufen nur bei Amazon, suchen nur bei Google und machen uns in der Wikipedia schlau. Das soll das dezentrale Netz sein, dass ich meinen Lesern als Journalist um die Jahrtausendwende versprochen habe? Schon wenn ich über Netzneutralität nachdenke, bekomme ich Knoten in meine Hirnströme. Auf der einen Seite geht es gar nicht, dass Web-Priorität verkauft wird! Andererseits ist es halt ein Business-Modell und zwar ein gutes. Und die setzen sich halt am Ende doch immer durch.

Dies alles wird flankiert von einer Bürokratie, die der technischen Entwicklung immer hinterher rennen MUSS, weil sie langwierige Entscheidungswege hat und teils von den großen Playern gesteuert wird. Wer von den „kleinen“ und vielfältigen Gruppen wird denn in Berlin oder Brüssel gehört? Die sind sich – naturgemäß – ja selbst gegenseitig nicht einig.

In dieser Gemengelage versuchen wir Netzwirtschaftler unser Business zu machen und stehen immer wieder vor der Wahl zwischen dem Guten und dem Bösen: Häufig funktionieren fiese Geschäftsmodelle halt einfach richtig gut und wir müssen uns entscheiden, ob wir mitmachen oder nicht. Die CONTENTmanufaktur hat sich von Anfang an dem Spruch „Wir sind die Guten“ verpflichtet gefühlt, weil wir von unserem Wesen her so fühlen. Doch natürlich schauen wir auch immer wieder überrascht auf unsere Abrechnungen und sehen SEO-Kollegen, die mit viel weniger Aufwand aber mehr, äh, Tricks, ordentlich Kohle machen.

Ich will hier jetzt nicht den Untergang prophezeien oder Trübsal blasen. Es macht verdammt viel Spaß, in diesem Internet mitzuspielen. Ob am Ende aber die Guten gewinnen, ist noch nicht ausgemacht.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Richtig ärgern muss ich mich über das Internet nur, wenn es nicht da ist. Unglaublich, wie schlecht hierzulande „always on“ funktioniert, wenn man unterwegs ist. Und unfassbar, wie kurz die Akkulaufzeit meines iPhones ist…

Und was hat mich am allermeisten gefreut? Da fällt mir spontan gar nichts ein. Vermutlich, weil sich ein Säugetier gar nicht so richtig freut, wenn Luft zum Atmen da ist. Weil es so selbstverständlich ist.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Also, das wäre jetzt eine lange Liste. Ich empfehle lieber Netvibes, mit dem ich vielen Feeds lese, die mich up to date halten…

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Da muss ich passen. Ich lese viel zu viel Zeugs. Da verschwimmen für mich die Konturen einzelner Artikel. Sorry.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Fiktional wäre das „Otherland“ von Tad Williams. Uralt das Buch und wahnsinnig lang. Aber darin steht, worauf es rauslaufen wird. Und als Sachbuch „Rework“ von Jason Fried und David Heinemeier Hansson, die Gründer von Basequamp. Darin räumen sie sehr pointiert mit sehr vielen un-digitalen Geschäfts-Regeln auf.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Als SEO gehe ich ja auf viele Konferenzen. Die SMX in München und die SEOkomm in Salzburg sind für Online Marketer ungeschlagen. Viel gelernt habe ich auch auf der Republica. Aber dahin habe ich es bisher nur einmal geschafft.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Evernote, weil ich damit meine Gedanken über alle Geräte hinweg beieinander halten kann.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Ach, am liebsten würde ich einen Tag lang mit einem wiedergeborenen buddhistischen Lama wie dem 17. Karmapa oder dem Dalai Lama lernen. Aber das trifft nicht deine Frage, gell? Dann fällt mir grad Ibo Evsan (https://www.ibrahimevsan.de) ein. Der ist bei all dem, was er macht, so ein wahnsinnig sympatischer Typ. Und ich würde gerne raus kriegen, wie er das schafft.