Wer ist Tamaz. Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
WeltSparen gegründet und hochgezogen.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich bin süchtig nach runden-basierten Strategie-Spielen. Wesnoth auf Ipad hat mir monatelang kurze Nächte beschert. Egal ob ein wichtiger Termin, Familienurlaub oder ein gemeinsamer Abend, der Finger rutschte regelmäßig gleitend Richtung Tablet. Schlimm… Das hat alles damals mit Counter Strike Beta Version angefangen…
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
WeltSparen präsentiert dem Kunden auf einer Online-Plattform rentierliche Spar-Angebote vieler Banken. Zum grossen Teil sind diese Festgeld-Angebote exklusiv auf der Plattform abrufbar, denn die meisten Banken kommen aus dem europäischen Ausland und sind sonst nicht direkt in Deutschland tätig.
Unsere Super-Power als Team liegt darin, dass wir die Sprache der Banken sprechen und uns keine Integration zu komplex oder zu anstrengend ist. Wir integrieren alle Arten von Banken: gross und klein, Direkt- und Filialbanken, mit eigener oder fremdentwickelter Kernbank-Software. Bislang haben wir 11 Banken aus 9 europäischen Ländern auf der Plattform, schon sehr bald werden weitere Banken aus neuen Ländern hinzukommen.
Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?
Für uns, als Vertreter einer sehr konservativen und anpassungsresistenten Branche, ist ein Beispiel aus e-Commerce das relevanteste und interessanteste – amazon. Wenn man die Bankenlandschaft im Endkunden-Markt anschaut, dann ist die Paralellität zum stationären Handel bzw. kleinen e-commerce-Shops frappierend. Für den Endkunden ist der Abschluss aktuell weder bequem noch kostengünstig, er muss jedes Produkt einzeln, zum Beispiel auf Vergleichsseiten suchen, dann sich bei dem Anbieter direkt anmelden und dann auch noch jeweils die Kundenidentifikation, zum Beispiel mittels PostIdent durchlaufen. Ein solches Einkaufserlebnis ist nicht zeitgemäß. Wie massiv und bereichsübergreifend eine Veränderung im Konsumentenverhalten sein kann, hat amazon in vielen Produktbereichen gezeigt, angefangen von den Medieninhalten und Konsumelektronik bis zu Haushaltsgütern.
In der Bankenwelt stehen wir gerade ganz am Anfang von diesem Umwälzungsprozess. WeltSparen wagte erste Schritte in dem Produktfeld Sparprodukte, denn hier ist die Produktwelt sehr stark länder- und anbieterübergreifend standardisiert. Hier wird jedoch die Innovation keinesfalls aufhören: weitere Produktgruppen werden hinzukommen, das Erlebnis eines Abschlusses wird einem Shopping-Erlebnis sich immer stärker angleichen, größere Banken werden sich unserer Plattform anschließen. Von diesem Umbruch wird am stärksten der Verbraucher profitieren.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Der Politik-Verdrossenheit muss wirkungsvoll begegnet und die Bürger mitgenommen werden. Da ich aus einem Teil der Welt komme, der weniger von Demokratie, Parlamentarismus, Toleranz und Menschenrechten geprägt ist, schätze ich die Vorteile von Europa als Hort genau dieser universellen und für mich wichtigen Werte. Ich verstehe daher nicht, wieso die Menschen hier diese immensen Vorteile nicht Wertschätzen und sogar in Ambivalenz und Lethargie verfallen. Es lohnt sich doch, für die immense Freiheit in diesem Land zu kämpfen!
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Der Unwille zur Veränderung, der sich leider durch viele Bevölkerungsgruppen, Parteien und Unternehmen durchzieht, kann für unsere Zukunft gefährlich werden. Deutschland braucht mit am dringendsten in Europa eine Reformagenda. Als die größte Volkswirtschaft müssen wir den Impuls zur Veränderung geben und die Rolle des ökonomischen Vorreiters offensiv übernehmen, die Offenheit gegenüber den Themen Nachhaltigkeit und Technologie sprechen dafür. Allerdings sind zu viele mächtige Teilnehmer mit dem Bewahren der Besitzstände beschäftigt.
Die öffentliche Hand könnte mit gutem Beispiel vorangehen. Besonders bei e-governance können Bürger den Vorteil neuer Technologien erleben. Viel zu oft ist aber gerade Deutschland hier und bei Themen wie Kundenfreundlichkeit und Effizienz der Verwaltung eher ein Schlusslicht im Vergleich zu den baltischen oder nordeuropäischen Ländern.
Herausforderung für unseren Markt:
Leider gibt es in unserer kleinen Sub-Branche eine Art Goldgräber-Stimmung. Dadurch entwickelt sich gerade eine FinTech Bubble – diese wollen und werden wir unbeschadet überleben. Aber viele Kleinst-Start-ups ohne Erfahrung machen sich auf den Weg, mit wenig mehr als guten Vorsätzen. Es wird unzweifelhaft öffentlichkeitswirksame Pleiten und auch schwarze Schafe in diesem Bereich geben. Dies wird auch für ehrliche und seriöse FinTechs eine Herausforderung sein, denn die Finanzindustrie lebt vom Vertrauen der Kunden und der Aufsicht in die Anbieter. Ist dieses Vertrauen angegriffen, wird es für die neuartigen Anbieter insgesamt schwerer, sich gegen etablierte Häuser durchzusetzen.
Herausforderung für unsere Firma:
Ein Start-up muss konsequent priorisieren. Wir sind ein innovatives Unternehmen in dem die Mitarbeiter mitdenken und Ideen einbringen. Das führt dazu, dass wir mehr Ideen als Ressourcen haben. Da diskutieren wir schon mal heftig, was zuerst umgesetzt wird. Wir sind uns aber immer einig, dass Verbesserungen für den Kunden Vorrang haben. Das ist unsere Philosophie.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Was mich zum Teil ärgert ist die Anzahl an nutzloser oder schlecht recherchierter Fachinformation. Sowohl die Anzahl der Beiträge, als auch Personen, die diese mehr oder weniger hauptberuflich über Social Media verbreiten, hat sich vervielfacht. Mit leider stark neagtiver Auswirkung auf die Qualität und die Relevanz der Beiträge. Es erfordert viel Zeit, durch das Dickicht zu steigen.
Als ein Internet-Dinosaurier bin ich längst nicht auf dem neuesten Stand, was die Kollaborations-Tools und online-Inhalte angeht. Ich bin jedoch ein begeisterter Digital-Leser, auch bei meinen Lieblings-Publikationen NZZ und The Economist. Ich finde beide Publisher schaffen hier, den ohnehin hervorragenden Inhalt wirklich innovativ an den Leser zu bringen.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Ich finde die Ansätze der Start-Ups, die das weltweite Armuts-Problem angehen, beispielsweise den Zugang zur Bildung für die Menschen in den Entwicklungsländern erleichtern oder die Internet-, bzw Zahlungs-Infrastruktur zur Verfügung stellen, vielversprechend. Es ist keine absolute Gleichheit oder universeller Wohlstand möglich oder sinnvoll, zugleich ist die Gleichheit der Chancen und Meritokratie aber sehr wichtig, um Frieden und Wohlstand dauerhaft zu sichern, und auch die Migrationsprobleme weltweit besser in den Griff zu bekommen.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Ich lese sehr gerne den paymensandbanking Blog von Andre Bajorat. Er gibt sich neben seiner unternehmerischen Tätigkeit extreme Mühe, die wirklich relevanten Inhalte für die FinTech Branche zusammenzutragen. Hut ab.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Artikel sind sehr kurzlebig, aber dieser hat sich bei mir ganz besonderes eingebrannt. Der Journalist hat sehr genau unser Produkt und die Denkweise dahinter eingefangen.
http://uk.businessinsider.com/weltsparen–savingglobal-berlins-top-fintech-startup-2015-5
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Ich habe erst vor kurzem „Zero to One“ von Peter Thiel gelesen. Viele wichtige Aussagen bezüglich der Uniqueness der Lösung, der Kundenakquisition etc. decken sich mit dem, wie wir unser Geschäft sehen und dauerhaft weiterentwickeln möchten.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Ich bin zwar ein Veanstanstaltungs-Gänger aber kein Lerner, um ehrlich zu sein. Die Formate sind zu kurz und zu massentauglich, um einem ein wirkliches Erlernen, was in der Regel individuell ist, zu ermöglichen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Mittlerweile bin ich ein grosser KeyPass-Fan. Neben Skype und whatsapp ist es das programm, das ich am meisten tagsüber aufrufe
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Wir brechen mit mehreren Kollegen gerade zur Silicon-Valley-Tour auf. Uns interessiert im Moment sehr wie Unternehmen wie Wealthfront oder SigFig, sogenannte robo-Advisor-Anbieter über ihr Produkt und ihre Kunden nachdenken. Vieles ist davon nicht übertragbar aber manches würde auch bei unseren konservativen Produkt-Nutzern helfen, eine neue Benutzererfahrung zu erschaffen.