Wer ist Björn-Lars Kuhn? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin seit 20 Jahren selbstständig in der IT-Branche tätig und somit wohl auch das, was man neudeutsch Digital Native nennt.
www.proteus-solutions.de) unseren Kunden individuelle Speziallösungen im Bereich der Anwendungsentwicklung an. Da wir natürlich auch im Netz unterwegs sind, kam das Thema Datenschutz als Schwerpunkt mit dazu. Durch vielfältige Interessen bin ich aber auf mehreren Baustellen unterwegs. So schreibe ich als freier Journalist über Datenschutz und Netzpolitik und engagiere mich auch im Bereich der erneuerbaren Energien.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Den Spleen müssen schon andere diagnostizieren… wobei ich regelmäßig mit einem Kollegen zwischen 1:00 und 3:00 Uhr nachts telefoniere. Bin durch meine Tätigkeit zum Kaffee- und News-Junkie geworden, habe es aber mittlerweile geschafft, auch mal am Wochenende die Füße hochzulegen. Klamotten-Shopping finde ich entspannend und das spricht wohl eher gegen das Programmierer-Klischee. Und Kochen ist die große Leidenschaft, da haben wir sogar aus einer Laune raus ein Kochbuch veröffentlicht.
9783981644357
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Programmierung individueller Lösungen ist unser Kerngeschäft. Da wir klein und flexibel sind, können wir in vielen fällen unseren Kunden schon Lösungen bieten, wenn Großunternehmen noch das Pflichtenheft schreiben. Und wir sagen auch schon mal Nein, wenn ein Kunde was partout haben will, es aber keinen Sinn macht. Unsere Kundenbindung gibt uns recht.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Wie versuchen tatsächlich alles digital zu machen. Natürlich existiert auch bei uns noch kein papierloses Büro, doch wir sind nahe dran. Alles was digital ist, kann wieder gefunden werden. Lochen und Abheften haben wir weitestgehend abgestellt. Durch eigene Serverlösungen können wir mobil und dezentral auf alle Informationen zugreifen. Viele Kunden habe ich noch nie gesehen, weil alles digital und online erledigt wird.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Die große Herausforderung für die Gesellschaft wird es sein, sich in Zukunft gegen den Staat und große Unternehmen zu wehren. Datenschutz ist mittlerweile ein omnipräsentes Thema und wird uns auch in den nächsten Jahren beschäftigen. Der Staat unternimmt immer mehr in Richtung Überwachung und große Unternehmen wollen immer mehr Informationen von den Kunden abgreifen.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Die Netzwirtschaft sollte sich auf die eigenen Kompetenzen besinnen und Produkte „Made in Germany“ entwickeln. Ich staune immer noch über aktuelle Office Versionen – die können heute auch nicht wesentlich mehr als Ami Pro vor 20 Jahren. Das Vertrauen in deutsche / europäische Produkte zu stärken, stellt durchaus eine Herausforderung dar, da in vielen Bereichen gegen kostenlose Anbieter agiert werden muss. Die Kunden bezahlen mit ihren Daten und für Endkunden ist das teilweise akzeptabel. Unternehmen sollten allerdings eher auf sichere Modelle setzen, auch wenn man dafür Geld ausgeben muss.
Herausforderung für unsere Firma:
Die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ ist mittlerweile zu Volkskultur geworden. Es wird schwieriger, Kunden davon zu überzeugen, dass Arbeitszeit Geld kostet. Egal ob Internet-Anwendungen, Apps oder journalistische Texte; die Menschen wollen kostenlos konsumieren und denken nicht darüber nach, was da an Arbeit dahinter steckt. Unsere „amerikanischen Freunde“ sind da nicht ganz unschuldig.
Diese Diskussionen sind eine ständige Herausforderung.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Das Netz bietet Informationen quasi auf Knopfdruck. Wenn man damit umgehen kann ist das durchaus ein nützliches Ding. Es freut mich persönlich, nicht mehr in Büchern oder Lexika irgendeine Information suchen zu müssen.
Auf der anderen Seite leidet das Mitdenken und spätestens seit YouTube sitzen ganze Generationen vor diesem Internet, hauen sich sinnfreie Clips in die Birne und machen damit das Netz langsam. Und wenn man die dann auch noch IRL trifft und die ihr Smartphone rausziehen, um mal kurz ein „funny Video“ zu zeigen … dann ärgert mich das schon.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Da gibt es viel zu viele 🙂
http://www.presseportal.de/
Da bekommt man schnell einen Überblick, was gerade aktuell ist.
blog.stromhaltig.de, aber das ist ziemlich fachspezifisch.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Da hält sich meine Begeisterung zumeist in Grenzen und viele Themen sind ja auch in kurzer Zeit wieder weg vom Fenster.
Aktuell fällt mir noch ein, was ich vor einiger Zeit gelesen habe:
http://www.sueddeutsche.de/digital/vorratsdatenspeicherung-dieses-thema-interessiert-sie-nicht-sollte-es-aber-1.2711994
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Auch da fällt die Auswahl schwer. „Gekaufte Journalisten“ von Udo Ulfkotte hat mir ganz gut gefallen. Immer wieder interessant zu was Macht verleitet.
„Blackout“ von Marc Elsberg hat mir auch ganz gut gefallen, weil es zu meinem Interessengebiet gehört.
Aber da gibt es viele. Bei mir stehen fast 2000 Bücher im Regal.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Die letzte Veranstaltung war der Solarbranchentag Baden-Württemberg am 2.11.15. Da hat man wieder eine Menge an Hintergrund-Informationen mitnehmen können.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Notepad++ das Tool zum Schreiben, Programmieren, skizzieren, … nie mehr ohne dieses … und so ein komisches Ding, was man Browser nennt.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Zusammenarbeiten eher weniger, eine ausführliche Fachdiskussion wäre da eher mein Ding.
Im Netzbereich gerne mit den Google-Gründern oder auch mit Matt Cutts. Da würde man mit Sicherheit ein paar neue Ideen mitnehmen.
Im politisch-journalistischen Bereich mit Helmut Markwort. Wikipedia wird gegen so viel Wissen wohl alt aussehen.
Und im Bereich Datenschutz und Sicherheitspolitik mit unserem Innenminister. Allerdings nur, wenn man ihn an einen Stuhl bindet und er antworten muss.