Wer ist Andrea Amerland? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Springer Professional in unterschiedlichen Funktionen. Springer Professional ist eine digitale Fachbibliothek für Wirtschaft und Technik mit umfassendem redaktionellen Service. Aktuell bin ich Chefin vom Dienst und Portalmanagerin Management, zuvor habe ich mich um Marketing-, PR- und Medienthemen gekümmert. Bevor ich zu Springer kam, war ich Web-Redakteurin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in der Unternehmenskommunikation und Content Consultant einer Internet-Agentur. Mein Fokus lag immer auf Online – aber auch ich habe mal als Freie bei der Zeitung angefangen, für ein Kundenmagazin geschrieben und im Journalistik-Studium Print-, Radio- und Fernsehjournalismus gelernt.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Man sagt mir nach, dass ich einen Blumenfoto-Tick habe. Sobald ich im Frühjahr die ersten Knospen sehe, muss ich sie fotografieren. Ich habe mir sogar eigens ein Makro-Objektiv zugelegt, um detailreiche Nahaufnahmen davon machen zu können. Gerade im Moment jage ich Blüten, Bienen und Hummeln hinterher. Alle, die mit mir Wandern oder Spazieren gehen, brauchen wohl etwas Geduld …
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Das ist eine Einladung für schamlose Eigenwerbung. 😉 Ich versuche, nicht zu übertreiben … Wir haben bei Springer Professional einen großen Schatz – nämlich mehr als 65.000 digitalisierte Fachbücher und über 300 Fachzeitschriften. Insgesamt sind das etwa 1,3 Millionen Volltext-Dokumente, die zum Know-how-Aufbau, zur Weiterbildung und zur Lösung akuter Probleme im Arbeitsalltag genutzt werden. Diese Datenbank bzw. E-Bibliothek ist – das ist jetzt nicht schamlose Werbung – ziemlich einzigartig in Deutschland. Wegen ihres Umfangs und ihres Wissensschatzes, aber auch, weil Springer Professional den Zugang zu den vielfältigen Themen des Buch- und Zeitschriftenprogramms durch einen redaktionellen Service erleichtert. Artikel, Interviews oder Kommentare greifen aktuelle Themen auf, führen in die Datenbank und erleichtern so den Einstieg in komplexe Themen.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Fachinformationen als Paid Content verfügbar zu machen und auch noch für die mobile Internetnutzung zu optimieren, wie wir es jetzt mit einem Relaunch von Springer Professional getan haben, ist ein guter Ansatz. Denn auf offene Fragen oder Probleme suchen Menschen überall und zu jeder Zeit Antworten. Doch im Web stößt man nicht immer auf gesichertes Wissen, sondern auf sehr viele Gerüchte, Vermutungen oder durch PR unterwandertes Halbwissen wie teilweise bei Wikipedia. Da ist der mobile Zugriff auf wissenschaftlich gesicherte Bücher, Fachinformationen und –zeitschriften in Kombination mit einer Redaktion ein Alleinstellungsmerkmal. Starke, unverwechselbare und seriöse Inhalte sorgen für Aufmerksamkeit und sind der wichtigste Baustein unserer Content-Marketing-Strategie.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Politisch ist sicher der Breitbandausbau ein großes Problem, bei dem Deutschland hinterherhinkt. Ob Vectoring, Kupferdrähte und die Telekom statt Glasfaser und viele Wettbewerber der richtige Weg sind, darf bezweifelt werden. Gesellschaftlich ist es sicherlich ein Problem, dass klassische Medien ihre Gatekeeperfunktion verloren und an Vertrauen eingebüßt haben. Viele Menschen rezipieren Nachrichten über soziale Medien. Die Auswahl bestimmt ein Algorithmus nach den Nutzungsgewohnheiten oder das persönliche Netzwerk. Die so genannten Digital Natives sind im Umgang mit den Online-Kanälen sicher sehr versiert – aber es hapert an der Beurteilung der Informationsgüte. Welche Quellen sind vertrauenswürdig? Welche werden von Unternehmen gesponsert? In der Welt der Native Ads ist das nicht immer leicht zu unterscheiden.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Deutsche Unternehmen sprechen zwar von digitaler Transformation und Industrie 4.0. Allerdings werden dabei die Mitarbeiter häufig nicht mitgenommen. Es fehlt an Online-Know-how und Weiterbildungsmöglichkeiten. Viele fühlen sich durch die zunehmende Technik und die damit einhergehende Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit im Berufsleben überfordert. Auch die Chefs, die den digitalen Wandel eigentlich vorantreiben müssten, sind sachlich oft nicht dafür qualifiziert, das zeigen Studien immer wieder. Man muss aufpassen, dadurch nicht den Anschluss zu verlieren.
Herausforderung für unseren Markt:
Verlage stehen unter Druck dem Druck, Printauflagen zu stabilisieren, neue Zielgruppen zu erschließen und innovative Digitalprodukte zu erfinden. Kein leichter Spagat, vor allem, wenn man bedenkt, das Paid Content in Deutschland noch lange nicht so selbstverständlich ist wie für die New York Times mit mehr als einer Million Digital-Abos. Mit dieser Herausforderung kämpfen die Verlage am meisten.
Herausforderung für unsere Firma:
Das, was die meisten Unternehmen umtreibt: Wachsende Komplexität, immer volatiler werdende Märkte, auf die man schnell reagieren können muss, indem man sein Geschäftsmodell anpasst. Mit einem großen Konzerntanker ist das nicht immer ganz leicht. Auch da erzähle ich Ihnen sicher nichts Neues.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Prima ist, dass wir alle sehr viel schneller an Informationen und zu Problemlösungen auf allen Gebieten kommen als je zuvor. Wenn ich da noch an meine Studienzeit denke … Ich musste zu Beginn noch lernen, wie ich im Zettelkatalog nach Preußischen Instruktionen Bücher finde, musste Fernleihen machen oder mit Mikrofiche arbeiten. Digital war da noch nicht viel. Mich ärgert, was viele ärgert: Das sind Trolle und unflätige Kommentare, die im Netz hemmungslos sprudeln und mit einer sachlichen Diskussionskultur wenig zu tun haben.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Netzpolitik.org, weil es ein guter Seismograph für problematische Entwicklungen im Internet ist.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Mir fallen da eher Fernsehauftritte ein. Max Giermann als Klaus Kiniski
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Ignoranzfallen am Arbeitsplatz“ regelrecht festgelesen. Die Autorin Lilo Endriss zeigt, wie toxisch die subtile seelische Gewalt Ignoranz durch Kollegen und Vorgesetzte wirkt. Sehr spannend, weil jeder solche Situationen aus dem Arbeitsleben kennt und damit umgehen lernen muss. Mir hat der Titel ein Stück weit die Augen geöffnet.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Da fällt mir gerade tatsächlich nichts ein. Und nur um überhaupt ein Ereignis zu nennen, eines in den Raum werfen, möchte ich nicht.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Microsoft One Note, um schnell mal einen Gedankengang festzuhalten und Konferenztools, mit denen via Desktopsharing und Telefon Menschen an unterschiedlich Standorten miteinander vernetzt werden.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich habe als Online-Redakteurin jeden Tag Kontakt mit Menschen, die auf Ihrem Gebiet über ein enormes Fachwissen verfügen. In jedem Interview erfahre ich etwas Neues und lerne hinzu. Das ist der Vorteil von redaktionellen Wissensarbeitern. Aber ich würde gerne mal einen Blick hinter die Kulissen eines anthroposophisch geführten Betriebs wie Weleda, Rossmann oder DM werfen.