Wer ist Harald Jossé? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
www.mein-allergie-portal.com). Parallel dazu lehre ich als Honorarprofessor Marktkommunikation und Strategic Brand Analytics im FB Wirtschaftswissenschaften der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, wie man die Wirkung immaterieller Werte monetär berechnen kann. Viele halten das für unmöglich. Ich nicht. Wenn man sieht, wie Kommunikation z.B. Börsenkurse treibt, kann man nicht ernsthaft behaupten, sie hätte keinen monetären Wert.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht Ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
www.mein-allergie-portal.com, findet. Deshalb verfügen wir in der Map „Ganzheitliche Allergiekompetenz vs. Neutralität/Unabhängigkeit“ über eine Alleinstellung.
Da wir redaktionell einen Premiumansatz fahren – zu medizinischen Themen dürfen nur anerkannten Alleregologen und zertifizierte Ernährungswissenschaftler Stellung nehmen – finden sich unter unseren Autoren viele, die auf dem Gebiet der Allergologie Rang und Namen haben. Davon profitieren die Nutzer und unsere Reichweite steigt kontinuierlich. In 2015 haben wir in mehreren Monaten über 100.000 Allergiker und Nahrungsmittelintolerante erreicht.
Der redaktionelle Premiumansatz und die Reichweitenentwicklung haben die hochkarätige Jury des Health Media Award dazu bewogen, uns in der Kategorie „Patienteninformationskampagne national (Web-Portal)“ auf den ersten Platz zu setzen.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?
Viele Unternehmen sind bereits mit herkömmlicher Bannerwerbung bei uns vertreten. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Produkte, die der Endkunde kaufen kann. Auf einer Allergiemesse bin ich mit einem Unternehmen ins Gespräch gekommen, das keinerlei OTC-Produkten in dem Bereich herstellt. Sie waren aber an einem speziellen Thema im Bereich der Allergien interessiert und hatten dafür eine Website erstellt. Und die wird jetzt bei uns mit überragendem Erfolg beworben. Die Klickzahlen lagen im August um 318 Prozent (das ist kein Schreibfehler) über dem in der Benchmarkstudie von Tomorrow Focus angegebenen Durchschnittswert für dieses Format.
Was ist das Geheimnis? Hier wird nicht vordergründig Geschäft gemacht, sondern dem Besucher des Portals werden wertvolle Information geliefert. Dieses informationsorientierte Marketing wirkt offenbar sehr gut. Natürlich kann auf herkömmliche Bannerwerbung nicht verzichtet werden. Aber die ist oftmals so gestaltet, dass sie vor allem das enthält, was der Werbekunden unbedingt zeigen zu müssen glaubt und seltener danach, was den Onlinenutzer interessiert. Das ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass manche Online-Kampagnen nur mäßig erfolgreich sind. Wir geben deshalb unseren Werbekunden einen kleinen Leitfaden in die Hand, wie erfolgreiche Online-Werbung gestaltet werden muss.
Dass wir redaktionell sehr gute Informationen liefern, dokumentiert nicht nur der Health Media Award, sondern auch eine im Sommer 2015 durchgeführte Besucherbefragung. 86 Prozent der Befragten beurteilten die „redaktionelle Qualität der Beiträge“ mit „sehr gut“ oder „gut“.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt Ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Wir leben die Digitalisierung total. Bei MeinAllergiePortal gibt es praktisch kaum noch Papier. Die Manuskripte sind digitalisiert, die Werbung läuft auf Bannerbasis über einen AdServer. Zweimal im Jahr schreiben wir aber noch herkömmlich ca. 10.000 Allgemeinmediziner mit Briefen an, weil wir die Erfahrung machen mussten, dass eine Reihe von Ärzten für ihre Praxis keine Email-Adressen haben. Nach der ersten Aussendung hat sich unser Faxgerät zu Tode erschrocken, als nach jahrelangem Dauerschlaf plötzlich Flyer-Bestellungen via Fax bei uns ankamen. Und zu den Allergie-Kongressen reisen müssen wir noch physisch, weil es mit dem Beamen noch nicht richtig klappt.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Die Digitalisierung ist das zentrale Thema der kommenden Jahrzehnte. Gut ist, dass viele Routinen in Echtzeit künftig elektronisch bewältigt werden können. Gut ist auch, dass uns digitale Geräte dabei helfen werden, gesünder zu leben, sei es z.B. durch Überwachung des Blutzuckerspiegels bei Diabetikern oder des Pulses bei Herzpatienten etc. Die digitale Ganzkörperdiagnose ist nur noch eine Frage der Zeit.
Schwierig wird es, wenn uns durch eine immer komplexere Vernetzung die Kontrolle über unser Tun entgleitet. Zum Beispiel dadurch, dass jemand unser Auto hackt und uns „fremdfährt“ oder Flugzeuge zum Absturz bringt, ohne selbst an Bord zu sein.
Wir müssen bei der Digitalisierung umsichtig handeln. Nicht alles, was geht, ist immer sinnvoll.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Das Thema E-Health wird immer dringlicher werden. Es gibt z.B. bereits eine ganze Reihe von Pollen-Apps oder Ernährungs-Apps, die für Allergiker hilfreich sind. Hier gilt es, eine vernünftige Regulierung zu finden, die Auswüchse zwar begrenzt, aber ansonsten viele Gestaltungsfreiheiten lässt. Aktuell läuft Deutschland der Entwicklung wieder hinterher, die USA sind da schon viel weiter.
Herausforderung für unseren Markt:
Als gesellschaftliches Problem in unserem Bereich ist kritisch zu sehen, dass Allergien sowohl von den Patienten, als auch von der Politik und manchen Ärzten unterschätzt werden. Dabei verursachen die durch Allergien bedingten Krankheitstage erhebliche volkswirtschaftliche Kosten. Eine unbehandelte Pollenallergie kann sich z.B. zu einem Asthma weiterentwickeln. Bereits jeder Dritte leidet heute an Allergien und/oder Unverträglichkeiten, Tendenz steigend.
Es ist wichtig, ein besseres Bewusstsein für die Gefährlichkeit der Allergien und Unverträglichkeiten zu schaffen.
Herausforderung für unsere Firma:
Vor den oben geschilderten Hintergründen, heißt es, ständig die neuesten Entwicklungen – das betrifft sowohl die Gesetzgebung als auch medizinische Fortschritte und die fortschreitende Digitalisierung in unserem Bereich – wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Bei diesen vielen Baustellen, ist der Tag gut ausgelastet.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Natürlich ärgere ich mich über dem Missbrauch des Netzes – sie es durch Kriminelle, Perverse oder Fanatiker. Sie können unter dem Deckmantel der Anonymität viel Unheil anrichten, ohne – meistens jedenfalls – dafür belangt zu werden.
Das Netz an sich gefällt mir gut. Es ist eine fantastische Sache, in Sekunden eine
Nachricht ans andere Ende der Welt senden zu können oder von der Kreativität, die das Netz bietet, zu profitieren.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Ich fände es sehr spannend, wenn jemand ein Tool entwickeln würde, mit dem man präzise analysieren kann, wie Google tickt, d.h. was seine Rankingkriterien sind. Damit meine ich nicht das Herumorakeln der SEO-Agenturen, wie Google eventuell ticken könnte, sondern eine handfeste und sichere Information, wie es faktisch tickt.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
http://www.healthcaremarketing.eu
Bringt aktuelle und interessante Informationen zu Marketing-Aktivitäten der
Gesundheitsbranche.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
https://www.think-exchange.com/new-thinking/marketing-is-a-buyer-journey-not-a-destination-research-brief?tmci=public
Eine aktuelle Studie vom CMO (Chief Marketing Officer) Club und IBM, in
welche Richtung sich das Marketing in den kommenden Jahren bewegen wird.
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Für das Thema „Marketing“: Strategic Brand Management von Kevin Lane Keller
Gute Systematik zum Thema Markenführung
Für das Thema „Allergien“: Weißbuch Allergien in Deutschland, das von den Präsidenten von vier großen Allergie-Verbänden herausgegeben wird.,
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Konstruktiv sind jedes Jahr die diversen Allergologentreffen. Dort werden die neuesten Forschungsergebnisse vorgestellt. Das ist inhaltlich enorm wichtig für uns.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Google Analytics. Quadratisch-praktisch-gut und das Maß aller Dinge.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Sir Martin Sorell, CEO der WPP-Group, weil er trotz seiner 70 Jahre noch immer einer der klügsten und weitsichtigsten Köpfe der Kommunikationsbranche ist. Seine Prognosen und Tipps würden mich wirklich interessieren.