Wer ist Carsten Frederik Buchert ? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
DARMKREBS! Und – sind jetzt alle wach?
Felix Burda Stiftung unter anderem für unsere jährliche Werbe- und PR-Kampagne zuständig. Das Ziel dabei lautet: Leben retten. Und um dieses wirklich sinnvolle Marketing beneiden mich viele. Als Head of Office kümmere ich mich zudem um Orga und Personalplanung der Stiftung. Mit der besten Chefin von allen und meinem wunderbaren Team halte ich die Innovationsführerschaft in unserem Business, stemme grandiose Projekte die dem Gemeinwohl zu Gute kommen und sorge für fantastische Awareness für ein ehemaliges „Igitt-Thema“. Ach ja…und bescheiden bin ich auch noch.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Wenn ich jetzt beim Blick aus dem Fenster das Moos sehe, kribbelt‘s mir schon wieder in den Fingern und ich will am liebsten sofort in die Gummistiefel und raus in den Garten. Dieses Jahr schaff ich‘s. Ganz sicher! Aus unserem halbschattigen „Waldrasen“ wird ein „Parkrasen“. Ich kann das frische Grün schon riechen…
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Die Felix Burda Stiftung setzt sich für die Prävention von Darmkrebs ein. Warum? Weil erstens dieser Krebs einzigartig ist: Er bildet nämlich als einziger Krebs Vorstufen, die man entdecken und entfernen kann. Daher müsste – in der Theorie – an Darmkrebs niemand sterben. Und zweitens, weil Felix Burda, der Sohn des Verlegers Hubert Burda, mit 33 Jahren an Darmkrebs starb. Er gab seinen Eltern die Aufgabe, eine Stiftung zu gründen, die andere vor seinem Schicksal bewahrt. Und das machen wir ziemlich erfolgreich, mit seiner Mutter Christa Maar als Vorstand an der Spitze: Bis heute waren rund 6 Mio. Menschen bei der Vorsorgekoloskopie. 100.000 Todesfälle konnten dadurch verhindert werden! Und sowohl die Anzahl der Neuerkrankungen als auch die Sterbefälle sinken. Wie machen wir das? Vor allem durch Werbung, Kommunikation und politisches Lobbying. Wir engagieren uns – u.a. im Nationalen Krebsplan der Bundesregierung – für Verbesserungen im Gesundheitssystem und motivieren die Bevölkerung zur Auseinandersetzung mit dem Thema. Als smarte Rebellen der deutschen Health Community sind wir bekannt für unseren unkonventionellen Umgang mit diesem Thema. Kennen Sie schon unseren „Kinderchor“? Dann wissen Sie, was ich meine.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Online bin ich stolz auf unsere APPzumARZT, die zu den erfolgreichsten 6% der deutschen Gesundheits-Apps zählt. Dieser Gratis-Butler für Gesundheit managed alle gesetzlichen Präventionsleistungen für die ganze Familie. Sprich: Von der U1 eines Säuglings, über die FSME-Impfung für Mutti bis hin zum Check-up für Papa und Prostatakrebsvorsorge für Opa – da ist alles drin. Und neben der simplen Bedienung ist dieser hohe Nutzen der ausschlaggebende Erfolgsfaktor. Denn wer weiß schon, wann er wieder zum Impfen, zum Zahnarzt oder zur Vorsorge muß. Dieses Denken nimmt einem die App ab.
www.appzumarzt.de
Offline begeistert mich immer wieder unser Darmmodell. Ja, richtig gelesen! Es ist sogar das größte Darmmodell Europas: Auf 20 rosanen Metern Länge erfährt man einiges Faszinierendes über dieses tolle Organ und viel Wichtiges über die Darmkrebsvorsorge. Das Modell stand schon in Tel Aviv am Stadtstrand und in Islands größtem Shoppingcenter. Es tourt u.a. durch Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich und die Niederlande und schafft dort überall etwas, das online nicht möglich wäre: Menschen, die sich sonst niemals mit diesem Thema beschäftigen würden, werden von ihrer Neugier gepackt und wagen einen Spaziergang durch den Darm. Dieses Erlebnis ist nur mit Live-Kommunikation machbar.
Was sind die Erfolgsfaktoren dieses Modells? Es wurde nicht von Medizinern entwickelt, sondern von Bühnenbildnern und Szenographen, die nicht nur bedacht haben, wie sich der Laie darin fühlt, sondern auch, wie so ein Modell als Tool konzipiert sein muss, um es vielseitig und variabel einsetzen zu können. Und so wurde der „Jeff Koons der medizinischen Erlebniswelten“ als aufblasbare Installation entwickelt, die eher an eine Kunst-Plastik erinnert.
www.faszination-darm.de
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Bei „Digital“ und „Gesundheit“ stößt man automatisch auf die Hürde Datenschutz.
Man darf gar nicht drüber nachdenken, was alles möglich wäre, wenn beispielsweise auf der Gesundheitskarte allein nur die Familienanamnese gespeichert wäre. Vier Millionen Menschen in Deutschland haben ein familiäres Risiko für Darmkrebs. Die meisten wissen es nicht. Mit oft fatalen Folgen. Ich will nicht kleinreden, dass die Risiken des Speicherns von Gesundheitsdaten wohl zu überdenken sind. Aber die Chancen überwiegen in meinen Augen. Datenschutz ist momentan noch der Luxus des Gesunden.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Wie jede Branche, lebt auch die Digital Community in ihrer Blase. Die Welt „da draußen“ ist aber nicht so digitaly funky wie wir denken. Online gehen zu können, heißt erstmal noch nicht viel. 14 Prozent der Menschen in Deutschland sind Analphabeten! Dazu kommen 26 Prozent, die nur sehr langsam lesen und schreiben können. Die Menschen lechzten nicht nach all den Möglichkeiten des Digitalen. Sie haben oft ganz andere Probleme. Daher bleibt die große Herausforderung, den Blick auch wieder öfter auf das Wesentliche zu richten und echte Problemlösungen zu entwickeln. Es ist nicht alles Netz was glänzt.
Herausforderung für unseren Markt:
Vielen gemeinnützigen Organisationen die sich gesellschaftlichen Themen widmen, fehlt das Knowhow, die Mittel und die Manpower einfach mal mit irgendwas digital zu starten. Zudem überfordert die Fülle an Möglichkeiten. Hier braucht es mehr Mut und einfach mal „Machen“.
Zur Not kann man den Versuch ja wieder einstampfen.
Meine persönliche Herausforderung:
Frei nach Peter Lustig: Auch mal abschalten!
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Ich kann das Gerede vom „Digitalen Wandel“ nicht mehr hören. Vielleicht erlebe ich das ja noch, dass wir uns alle mal „ausgewandelt“ haben?
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
http://www.trendradar.org/
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind:
https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2016/dkfz-pm-16-08-Darmkrebsmonat-Maerz-Deutlich-weniger-Neuerkrankungen-und-Todesfaelle-seit-Einfuehrung-der-Vorsorge-Darmspiegelung.php
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Die neue Elternschule von Margot Sunderland.
Für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Achtung Eigenwerbung: Die Burda-eigene DLD Conference ist immer gut für kreativen Input abseits des eigenen Tellerrands. Die Energie und Klarheit im Denken von Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams hat mich dieses Jahr schwer beeindruckt.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit (außer dem Kopf 😉
Picmonkey und Hootsuite um mal schnell Bilder zu bearbeiten und Posts einzuplanen. Und die NewsRadar-App von Pressrelations für die Medienbeobachtung unterwegs.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?
Mit Hirnforscher Dr. Kai Fehse, der uns bei der diesjährigen Kampagne unterstützt hat. Er hat uns beispielsweise aufgezeigt, warum klassische Präventionskampagnen nicht funktionieren. Und er sagt vor allem: Traue keiner Befragung. Lass Deinen Bauch entscheiden.
Hier mein Interview mit ihm in der Huffington Post:
http://www.huffingtonpost.de/carsten-frederik-buchert/was-hat-freude-mit-krebs-_b_9325680.html