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Interview mit Marco Tunger -ichunddu Werbeagentur heimat 2.0

Marco Tunger ichunddu Werbeagentur heimat 2.0Wer ist Marco Tunger? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

heimat 2.0, dem ersten Co-working Space im ländlichen bayerischen Raum.

Die etwas freiere Version: Ich bin Idee-alist. Ich bin Taktgeber, Vorleber, Kommunikator und kreatives Gewissen. Ich bin nicht: Bedenkenträger, Skeptiker, Zu-Tode-Diskutierer.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

So klein ist der Spleen leider gar nicht: Ich habe mich im Herbst letzten Jahres aufgrund meiner körperlichen Konstitution mit damals 116kg Gewicht relativ spontan entschlossen, im August 2016 einen Langdistanz-Triathlon (landläufig als Ironman bezeichnet) zu absolvieren. Wie ich mehr und mehr merke – eine durchaus ambitionierte Unternehmung…

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

ichunddu ist eine Werbeagentur. Nicht mehr und nicht weniger. Wir retten nicht den Weltfrieden, wir machen einfach einen guten Job. Unsere Superpower ist Ehrlichkeit und Authentizität. Wir reden Deutsch – nicht Marketingenglisch. Wir versuchen uns nicht künstlich zu überhöhen. Wir agieren auf Augenhöhe – zu Kunden und nicht zuletzt auch unseren Angestellten. Wir sind gut organisiert, bei uns gibt es kaum Überstunden (und wenn doch, dann mit vollem Freizeitausgleich), keine Arbeit am Wochenende oder nach 18 Uhr. Und wir sagen offen und ehrlich unsere Meinung – auch Kunden gegenüber. Wer das nicht mag, findet tausende andere Agenturen, die das nicht so handhaben.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Ich denke, der größte Erfolg unserer Agentur der letzten Jahre ist es, dass wir nicht mehr gezwungen sind, zu akquirieren. Die langwierige, nervenaufreibende und energiekostende Kaltakquise der ersten Jahre ist längst Vergangenheit, zeigt aber bis heute ihre Erfolge. Einerseits durch Kunden der ersten Stunde, die seit Jahren mit uns arbeiten. Andererseits aber auch durch Unternehmen, die sich teilweise vier oder fünf Jahre nach einem Erstkontakt noch an uns erinnern und zu Kunden werden.

Kam es gerade in den Jahren 2005 bin 2007 durchaus vor, dass wir pro Woche bis zu 50 Unternehmen ohne persönlichen Zugang angesprochen oder -geschrieben haben, hat sich das heute auf ein, maximal zwei Unternehmen im Monat reduziert, die wir ganz gezielt ansprechen, weil wir sie aufgrund von Branchenkenntnissen, regionaler Nähe oder persönlichen Beziehungen unbedingt als Kunden haben wollen.

Schlussendlich gibt es uns eine gehörige Portion Gelassenheit, wenn Unternehmen uns ansprechen und mit uns arbeiten möchten. Es zeigt, dass wir in der Vergangenheit einiges richtig gemacht haben und dies augenscheinlich auch in der Gegenwart tun.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Klingt jetzt vielleicht abgedroschen, aber ich sehe es als größte gesellschaftliche Herausforderung an, die geopolitischen Probleme unserer Zeit gemeinsam anzugehen und zu lösen. Schlussendlich werden wir uns eines Tages nicht zuletzt daran messen lassen müssen, welche Welt wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen haben.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Ich habe leider immer noch den Eindruck, dass zu viele Ideen kreativer Köpfe schlichtweg daran scheitern, dass sich keine Finanzierung für deren Umsetzung findet. Fördermittelanträge erfordern teilweise extreme planerische und bürokratische Vorarbeit, falls es überhaupt „einschlägige“ Programme gibt. Zudem dauern die Entscheidungsprozesse nicht selten derart lange, dass in der Zwischenzeit jemand anderes die gleiche Idee bereits umgesetzt hat.

Herausforderung für unseren Markt:

Agenturen sollten es irgendwann schaffen, sich von den Fehlern der Vergangenheit frei zu machen. Fairer Umgang nach Innen und Außen ist hier der Schlüsselbegriff. Nur dann wird es möglich sein, das selbstverschuldete Image, das aktuell irgendwo zwischen dem eines Immobilienmaklers und dem eines Versicherungsvertreters angesiedelt ist, zum Positiven hin zu korrigieren.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir müssen weiterhin die Balance zwischen Neugeschäft und personellem Wachstum aufrechterhalten – nicht zu schnell und gleichzeitig rechtzeitig reagieren, um unsere Ressourcen und Strukturen neuen Kunden und deren Anforderungen anzupassen.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Das Internet ärgert mich eigentlich immer nur dann, wenn es nicht verfügbar bzw. sehr langsam ist. Interessant, dass wir im Jahr 2016 noch immer kein flächendeckendes LTE-Netz vorweisen können, das mobiles Arbeiten auch im Umgang mit größeren Datenmengen ermöglicht.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Diese eine Seite gibt es nicht. Je nach Thema, Stimmung, Anforderung etc. informiere ich mich auf mehreren Hundert Seiten – von SPON bis Facebook, von Xing bis Behance, von werbeagentur.de bis zu den Netzpiloten.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

http://www.zeit.de/2016/05/online-kommunikation-leben-alltag-auswirkungen

Sehr spannender Artikel zum Thema Online-Kommunikation. Hat zwar nur am Rande mit Marketing zu tun, aber trotzdem extrem lesenswert.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

„Grimus“ von Salman Rushdie – das wahrscheinlich beste Buch rund um die Rätsel der menschlichen Existenz.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Diese Veranstaltung gibt es ganz klar und sie heißt „Leben“. Jeder Tag ist für sich gesehen eine neue Episode dieser Veranstaltungsreihe und es vergeht keine Folge, in der ich nicht zig Dinge dazulerne.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Ganz ehrlich: ein Blatt Papier und ein Bleistift. Ideen entstehen immer erstmal analog.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Otl Aicher, weil er nicht mehr und nicht weniger als der Godfather des Corporate Designs ist. Leider jedoch nicht mehr möglich :(.

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