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Interview mit Matthias Hodel-Elfeldt -DELPHI INSTITUTE International

Matthias Hodel-Elfeldt DELPHI INSTITUTE InternationalWer ist Matthias Hodel-Elfeldt? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich habe in den letzten 35 Jahren als Rechtsanwalt, Investmentbanker, Unternehmer und Berater auf 5 Kontinenten gelebt und gearbeitet. Dabei haben mir insbesondere meine Erfahrungen im Zusammenleben mit Indigenen in Nord- und Südamerika eine Nachprägung ermöglicht, ohne die ich meine Arbeit, wie ich mittlerweile verstanden habe, gar nicht sinnvoll tun könnte. Zur Erläuterung: Diese Völker haben eine aus der Jahrtausende langen Beobachtung der Natur entwickelte Kosmovision, d.h. ein Gesamtverständnis der Zusammenhänge im Universum. Unsere Kultur hat keine (mehr). Deswegen ist unsere Gegenwart schwierig und unsere Zukunft infrage gestellt. Ich habe das Glück gehabt, Bausteine für den Aufbau meiner eigenen Kosmovision geschenkt zu bekommen.

Derzeit habe ich meinen Nebenwohnsitz in Bayern, den Hauptwohnsitz in Mittelitalien und widme mich hier auch einem Projekt, das Archäologie (Etrusker), Landwirtschaft und gehobenen Tourismus miteinander verbindet.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bedanke mich schriftlich nach jeder Einladung, der ich gefolgt bin. Gilt mittlerweile als ungewöhnlich.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

www.delphi-institute.comberaten, coachen und trainieren weltweit Führungskräfte und Nachwuchsführungskräfte unter anderem zu den Schwerpunktthemen Arbeitgeberattraktivität, Leadership, Selbstmanagement. Ich befasse mich darüber hinaus, auch aufgrund eigener Erfahrungen, seit 1990 mit dem Themenkreis Stressmanagement, Burnoutprävention, Lebensrhythmus, Leistungsfähigkeit. Was meine Klienten regelmäßig erreichen, ist ein völlig verändertes Bewusstsein in Bezug auf sich selbst und das Leben außerhalb, das ja letztlich nur ein Spiegelbild der inneren Verfassung ist. Eine konstruktivistische Sichtweise der Dinge.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Eine Topführungskraft in einer Spezialbranche, die ich hier nicht nennen kann, hatte mich im Rahmen einer vom Vorstand des Unternehmens angeordneten Mediation kennengelernt. Um den Ursachen einer Vielzahl von immer heftigeren emotionalen Ausbrüchen am Arbeitsplatz auf die Spur zu kommen, hatte der Klient zunächst die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch genommen, dies aber nach 3 Sitzungen beendet, da nach seiner Einschätzung zu leidens- und defizitorientiert. Im Rahmen einer insgesamt 2-jährigen Begleitung, im ersten Jahr fast wöchentlich, im zweiten Jahr zweiwöchentlich, ist es dem Klienten gelungen, schwierige Umstände in der Kindheit aufzuarbeiten, deren Nachwirkungen zu erkennen, sich selbst neu zu definieren und die Beziehungen zu allen relevanten Personen seines privaten und beruflichen Lebens auf eine völlig neue Ebene zu bringen. Vollständig unerwartet, aber berechtigt wurde der Klient nach ungefähr einem Jahr der Begleitung auf die oberste Ebene seines Unternehmens berufen, was man ihm 10 Jahre lang als für ihn nicht erreichbar beschrieben hatte.

Erfolgsfaktoren u.a.: Wille zur Veränderung (zunächst angestoßen durch den Leidensdruck), striktes Befolgen aller Empfehlungen, Entwicklung einer hohen Selbstreflexionskompetenz.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Herausforderung für die Gesellschaft ist, dass der deutsche Staat, die europäischen Institutionen gar nicht die Absicht haben, die Herausforderungen anzunehmen. Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die politisch Handelnden sich in völlige Abhängigkeit von führenden Wirtschaftsunternehmen begeben haben. Beispiel 1: Nach einer Spende der Familie Quandt an die CDU wurde am nächsten Tag die jahrelang in Brüssel verhandelte Abgasrichtlinie zurückgezogen. Beispiel 2: Die Haltung von Sigmar Gabriel zu TTIP.

Beide Beispiele zeigen, dass es nicht mehr möglich ist, wichtige übergeordnete Ziele gegen die Interessen der Wirtschaft durchzusetzen oder sich gegen deren Interessen zu stellen. TTIP wird keines der uns verkündeten Ziele, bspw. die Schaffung von Arbeitsplätzen, erreichen. Warum? Weil alle anderen Freihandelsabkommen, die in den letzten Jahrzehnten geschlossen wurden, auch ihre Ziele nicht erreicht haben. Und warum keine Arbeitsplätze? Weil dies die Roboterisierung verhindern wird.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Klarerweise die Abhängigkeit von global tätigen Monopolisten, die sich den Markt nach ihren Vorstellungen strukturieren und aufteilen. Insofern sind diese Monopolisten Teil dessen, was ich mich gezwungen sehe „Wirtschaftsdiktatur“ zu nennen. Dazu gehören in anderen Branchen die Nestlés und Monsantos dieser Welt, hier Facebook, Google etc. Der Vollständigkeit halber will ich hier daran erinnern, dass die beiden letzteren ja auch zu den Hauptdatenlieferanten der NSA zählen.

Kaum jemand hat Lust, sich mit diesen Fragen zu befassen.

Herausforderung für unseren Markt:

Wenn mit dieser Frage der deutsche oder europäische Markt gemeint ist, dann seine völlige Irrelevanz angesichts dessen, was die digitale nordamerikanische Übermacht an Zielen unbeirrbar verfolgt und an Ressourcen zur Verfügung hat. Und den längsten Hebel haben am Ende die Chinesen. Es ist eine verkürzte Sicht, die Chinesen nur unter dem Aspekt ihrer globalen Rohstoffsicherungspolitik und der Übernahme eines Großteils der weltweiten Produktion zu betrachten. Sie verfolgen auch darüber hinausgehende globale Ziele. Da bleibt für uns bei unserer derzeitigen Einstellung und der zu beobachtenden Tatenlosigkeit nichts mehr übrig.

Herausforderung für unsere Firma:

Kleine Beratungsfirmen unseres Stils haben immer mit einer Vielzahl von Herausforderungen zu kämpfen. Dazu gehört auch, dass sich die ganz großen Beratungsfirmen mittlerweile nun auch mit weichen Themen befassen, bspw. “Women matter“ etc., was sie selbstverständlich nicht tun, weil sie etwas davon verstünden, sondern weil sich hier neue Geschäftsfelder auftun.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Die Hartnäckigkeit, mit der Google die Löschung von persönlichkeitsverletzenden Einträgen verhindert. Die Leichtigkeit der Informationsgewinnung.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Ich lese seit mehreren Jahren nur noch die Harvard Business Review, die mir zu meinen Lieblingsthemen häufig neuere Studien liefert, die allerdings fast genauso häufig das Gegenteil von dem zu beweisen scheinen, was ich als die Lebenswirklichkeit von Führungskräften kenne. Aber wenn das Falsche professionell aufgemacht ist, dann reibt man sich gerne daran.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Fehlanzeige

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Ich erlaube mir die Frage, warum es ein „spannendes“ Buch sein muss, das mich inspiriert hat? Der Begriff spannend ist mittlerweile einer der abgedroschensten und muss für alles herhalten. (Direkt hierzu: Bei uns gibt es eine No-go-Liste, u.a. der nicht zu verwendenden Füllwörter etc.)

Nun zur Frage: Nicht nur weil ich seit 2008 Bruder eines mexikanischen Stammesführers bin, vertiefe ich mich immer wieder in die Bücher von Manitonquat, der zugleich Ältester eines schon sehr früh an der Ostküste der Vereinigten Staaten fast ausgemerzten Stammes und humanistischer Psychologe ist, und sich auch mit Leadershipthemen befasst.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Von einer unendlich erscheinenden Zahl von Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen, die ich in den letzten Jahrzehnten besucht habe, ist mir vor allem ein Auftritt in Erinnerung geblieben: Hans-Peter Dürr betritt das Podium, vor ihm 1000 erwartungsvolle Menschen. Er schaut gemächlich in die Runde und sagt: „Ich sehe bekannte und unbekannte Gesichter. Alle sollen wissen, dass ich Physiker war und jetzt Metaphysiker bin.“

Damit hat er als gereifter Wissenschaftler zum Ausdruck gebracht, dass wir den Perspektivwechsel wagen sollen, dass wir auf das eigene und fremde Wuseln immer häufiger von oben herab schauen sollen. Fast alles relativiert sich dann, die Bedeutungslosigkeit unseres geschäftigen, verwirrenden, kleinkarierten und oft auch sinnlosen Tuns wird klar: Adlerperspektive als Überlebenskompetenz. Auch so kann Bewusstsein entwickelt werden. In indigenen Kulturen wird diese Fähigkeit von klein auf an vermittelt.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Meine immer weiter geschärfte Intuition. Ich erlaube mir, daran zu erinnern, dass Menschen vor einigen Generationen noch miteinander kommunizieren konnten, ohne über Mobiltelefone zu verfügen, d.h. sie bedurften keinerlei Hard- oder Software.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Die liebsten Experten sind mir diejenigen, die in Dingen Bescheid wissen, von denen ich nichts oder fast nichts verstehe. Beispielsweise Physiker. So entsteht meist ein fruchtbarer Austausch und immer die Erkenntnis, dass auch die weit voneinander entfernt liegenden Dinge miteinander verknüpft sind. Stichworte zu dieser wissenschaftlich geprägten Annäherung an die uns verloren gegangene Kosmovision sind Quantenphysik, Schmetterlingseffekt nach Lorenz, morphogenetische Felder nach Sheldrake etc.

Voraussetzung für diesen Zugewinn, der ja nach dem Muster verläuft: von der unbewussten Inkompetenz über die bewusste Inkompetenz und die bewusste Kompetenz zur unbewussten Kompetenz ist selbstverständlich, dass wir bereit sind, einander zuzuhören. Eine ebenfalls weitgehend ausgestorbene Fähigkeit. Wird unter dem Thema „Aktives Zuhören“ als ein Modul in Kommunikationsworkshops gelehrt.