interview

Interview mit Andreas Kleiser – virtual minds AG

Andreas Kleiser virtual minds AGWer ist Andreas Kleiser? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

virtual minds AG, einer Gruppe führender europäischer Technologieunternehmen rund um digitale Werbung. Ich habe viel Spaß am Aufbau neuer Unternehmen, technischen Background und fast 20 Jahre Erfahrung in digitalen Geschäftsmodellen. Mein erstes Unternehmen habe ich im Alter von 18 Jahren noch auf der Schulbank gegründet, seither lässt mich der Reiz des Unternehmertums nicht mehr los. Ich bin verheiratet und Vater zweier Kinder, die der ideale Ausgleich zum schnellen digitalen Business sind. Ich lebe in Freiburg und so oft wie möglich in Ascona/ Schweiz.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich habe viele Spleens, der größte ist aber sicher der Schalk, der mir permanent im Nacken sitzt: Meine Streiche sind berühmt-berüchtigt, genauso wie die Unternehmens-Weihnachtsfeiern, die ich jedes Jahr zu ganz wesentlichen Teilen noch selbst plane – weil sie sehr wichtig für die Unternehmenskultur sind. Der Spaß sollte in einem Unternehmen nämlich niemals zu kurz kommen.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Vereinfacht ausgedrückt: Wir sind DIE europäische Technologiealternative zu Google und Facebook für alle Unternehmen, die Werbung schalten oder vermarkten. Viele kleine Nischenanbieter können spezielle Spielarten digitaler Werbung bespielen. Wir haben einen in Qualität und Leistungskraft mit den großen US-Playern vergleichbaren Techstack – der zu 100 Prozent konform zu den strengen europäischen Datenschutzgesetzen ist. Dabei sind wir unabhängig von eigener Media. Wir vermarkten also keine eigenen Inventare, sondern sind ein reines Technologie­unternehmen. Mit dieser Neutralität können wir unseren Kunden und Partnern unternehmerische Freiheit und Unabhängigkeit gewährleisten. Unsere Superpower? Die liegt ganz klar in unserem super Team und in der tollen Stimmung und dem guten Arbeitsklima, die bei uns herrschen.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?

Ein für mich besonders faszinierendes Beispiel war der Switch eines großen europäischen Telekommunikationsunternehmens auf unsere Technologie im vergangenen Jahr. Die Entscheidung für uns ist damals Anfang Dezember gefallen, ab Neujahr sollten bereits alle Werbeschaltungen auf den kundeneigenen Websites und auf externen Online-Angeboten über uns ausgeliefert werden. Normalerweise rechnet man für eine derartige Migration mindestens drei bis sechs Monate ein. Das war ein reichlich unentspanntes Weihnachtsfest für alle Beteiligten – aber das Team hat den Kunden pünktlich live gebracht. Erfolg gibt’s nur im Team, das wurde hier wieder einmal deutlich. Tolle Teams können über sich hinauswachsen und gemeinsam fast Unmögliches schaffen, wenn alle an sich glauben. Und ausreichend Kaffee bereitsteht. 🙂

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Den Überwachungswahn zurückzufahren, anstatt aufzudrehen und nicht jeden Bürger unter Generalverdacht zu stellen, nur weil Technologie eine Überwachung grundsätzlich ermöglicht, ist für mich eine der größten Herausforderungen für den Staat und damit auch die Gesellschaft. Mir wird immer ein wenig unwohl bei dem oft zu hörenden Satz „Ich habe ja nichts zu verbergen, mich darf man ruhig abhören“. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, welche Gefahren damit verbunden sind.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Schlechte Infrastruktur, speziell im Netzausbau und bald wohl auch in der Netzneutralität, gepaart mit Fachkräftemangel auch aufgrund viel zu hoher Hürden für den Fachkräftezuzug sind Gift für die europäische Netzwirtschaft – und spielen den großen US-Konzernen in die Hände.

Herausforderung für unseren Markt:

Im Grunde die gleiche wie für die Netzwirtschaft an sich: Das Internet wird heute von wenigen großen US-Playern dominiert, und diese Dominanz nimmt eher zu als ab. Schaut man dieser Entwicklung tatenlos zu, werden alle Bürger gläsern – und die europäischen Medienhäuser zu vollkommen abhängigen Trafficlieferanten für Google, Facebook & Co. Für Qualitätsjournalismus und Meinungsfreiheit ist das fatal.

Herausforderung für unsere Firma:

Zum Team passende, gut ausgebildete motivierte Menschen zu finden und zu halten.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Zwei Fragen und doch nur eine Antwort: Dass man ständig online ist. 🙂 Das ist Fluch und Segen zugleich.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

gruenderszene.de

Weil ich hier komprimiert, schnell und aktuell die Infos bekomme, die mich interessieren.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

http://www.zeit.de/2015/43/deutsche-bank-frankfurt-westend-manager-aufsichtsrat

Ein spannender Einblick in die Psyche von Machtmenschen, die ihre Macht längst verloren haben, es aber nicht wahrnehmen können oder wollen.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

„Das Ziel“ von Eliyahu Goldratt. Eigentlich bin ich kein Anhänger von typischer Management-Literatur, aber dieses Buch habe ich verschlungen. Und dabei festgestellt, dass wir Netzmenschen uns eigentlich in einem vergleichsweise einfachen Markt bewegen.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Unsere CEO-Runde mit den CEOs aller Tochterunternehmen und Beteiligungen. Da sind sehr schlaue Köpfe dabei, von denen man Vieles lernen kann!

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit 

Meine wichtigsten Tools sind der Bauch und der Kopf, exakt in dieser Reihenfolge. Direkt gefolgt von jabber. Wir arbeiten über zahlreiche Standorte verteilt, Mail ist langsam, Telefonieren zeitaufwendig. Jabber gehört daher zu unserer Unternehmenskultur wie unsere legendären Weihnachtsfeiern!

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Am meisten gelernt habe ich sicher von Andreas Gauger (Gründer Schlund&Partner, 1&1), einem positiv-verrückten Gründer, der immer auch irgendwie Kind geblieben ist. Viele Einflüsse bei virtual minds hat er indirekt mitgeprägt, unter anderem die Erkenntnis, dass eine Firma gleichzeitig cool UND erfolgreich sein kann.

Und, auch wenn es fürchterlich abgedroschen ist: Spannend hätte ich einen Tag mit Steve Jobs gefunden. Bei allem, was man über ihn hören und lesen konnte, würde mich einfach interessieren, wie dieser Mensch tatsächlich war und gewirkt hat.