Foto: ToKo
Wer ist Dorothee Bär? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Dorothee Bär, Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich bin FC Bayern- und speziell Thomas Müller-Fan (und „Fan“ kommt zu recht von „fanatic“). Außerdem sagt man mir nach, dass ich großen Wert auf meine Schuhe legen würde und selten ohne Smartphone zu sehen sei.
Die einzige Wahrheit ist aber meine Leidenschaft für Chili…
Elevator Pitch! Was macht Eure „Firma“? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Wir machen moderne Politik für eine moderne Gesellschaft – egal ob auf dem Land oder in der Stadt und unsere Marktführerschaft gibt uns Recht mit unseren Konzepten. Unsere Superpower sind motivierte Menschen mit Leidenschaft und Erfahrung – unsere Teams in Berlin und in Bayern.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner „Firma“, wo ihr besonders erfolgreich wart?
Wir haben in unserer Politik die Marktführung in Bayern wieder geholt, nachdem wir sie zwischenzeitlich verloren hatten. Das haben wir vor allem dadurch geschafft, dass wir direkt in den Dialog mit den Menschen getreten sind, sie bei der Entwicklung teil haben lassen und sowohl auf emotionaler als auch auf sachlicher Basis in einem ausgewogenen Verhältnis geworben haben. Wir haben die richtigen Themen behandelt und unser Satz „unser einziger Koalitionspartner soll die bayerische Bevölkerung sein“ fand den entsprechenden Zuspruch.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Die angefangenen Prozesse müssen weiter entwickelt und ausgebaut werden:
Der Prozess der Digitalisierung muss weiter verinnerlicht werden. Gerade die Gesellschaft muss einen Diskurs darüber führen, wie sie im Zeitalter der Digitalisierung aussehen soll. Der Staat muss sich die Frage nach dem gesetzlichen Rahmen stellen, der sich den Gegebenheiten anpasst und dabei das richtige Verhältnis zwischen Regulierung und Freiheit schafft.
Wir brauchen einen europäischen Markt mit einheitlichen Regeln, um dem Druck der weltweiten Konkurrenz standzuhalten und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zudem müssen wir bürokratische Hürden abbauen, die es sowohl Gründern erschweren, ihre Ideen umzusetzen als auch Investoren, die diese Ideen gerne unterstützen würden.
Nach dem EuGH Urteil zu Safe Harbour brauchen wir auch klare Rechtssicherheit beim Datenschutz auf europäischer Ebene. Hier hängen vor allem die mittelständischen Unternehmen momentan komplett in der Luft.
Der Markt muss sich auf neue Gegebenheiten einstellen, etwa einem veränderten Konsum- und Kommunikationsverhalten der Kundinnen und Kunden. Gerade in den mittelständischen Unternehmen hält sich die Innovationsbereitschaft bei der Digitalisierung der Unternehmen noch etwas zu stark in Grenzen. Das muss besser werden. Die nötige Infrastruktur schaffen wir von Seiten der Bundesregierung jedenfalls gerade.
Für die politischen Parteien gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Herausforderungen: zum einen, auch hier neue Wege der Kommunikation zu gehen. Es gibt inzwischen viele unterschiedliche Kanäle, die ebenfalls zur Ansprache genutzt werden sollte, um die einzelnen Zielgruppen anzusprechen.
Zum anderen müssen sich die Parteien auch der Themen annehmen, die sich im Zusammenhang mit der Digitalisierung ergeben.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Am meisten ärgert mich immer mehr die Diskussionskultur im Netz. Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt (oder meist eher aggressiv) sein, liegen oft nur Sekunden. Empörung relativiert sich aufgrund ihrer Häufigkeit und Vehemenz zu einer omnipräsenten Kommunikationskomponente, die durch dieses ständige Auftreten komplett ihren Effekt verliert.
Gefreut hat mich, wie einfach es geworden ist, mit Menschen zu kommunizieren und die Vielseitigkeit von Kommunikation. Das ist ein echter Gewinn.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Ich begrüße alles, was das Leben ein bisschen einfacher macht.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Artikel über Tania Kambouri und ihr vor kurzem vorgestelltes Buch über Gewalt gegen Polizistinnen. Vor allem die Perspektive einer jungen Frau mit Migrationshintergrund finde ich hier sehr erhellend.
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
„Die Vernetzung der Welt“ von Eric Schmidt und Jared Cohen, weil es visionär und kritisch-differenziert zugleich auf die Chancen und Entwicklungen einer globalen Digitalisierung blickt und dabei die drei relevanten Seiten betrachtet: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Wir haben in der CSU mit dem Netzkongress 2010 ein für uns ganz neues Veranstaltungsformat eingeführt und seitdem immer weiter entwickelt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und heute ist er ein riesiger Erfolg mit regelmäßig hochkarätiger Besetzung.
Bei unserem letzten Netzkongress im Oktober diesen Jahres habe ich viele spannende Beispiele zum Thema Digitalisierung in der Medizin kennengelernt, was ich für ein bisher extrem unterschätztes Thema halte, das aber zeigt, dass technologischer Fortschritt unser Leben tatsächlich besser machen kann und dass dies alle Generationen gleichermaßen betrifft.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Mein Smartphone.
Kommunikations-, Informations-, und Organisationsmittel zugleich. Und manchmal auch Unterhaltungsmedium.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?
Von Steve Jobs habe ich gelernt, wie man andere Menschen für seine eigenen Konzepte und Überzeugungen begeistern kann. Er machte das auf einer sehr optimistischen und positiv emotionalen Basis. Ich denke oft darüber nach, inwieweit dieser Ansatz auch in der Politik funktioniert und wo es hier Grenzen gibt.