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Interview mit Rolf-Dieter Lafrenz – SCHICKLER

Rolf-Dieter Lafrenz SCHICKLERWer ist Rolf-Dieter Lafrenz? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

SCHICKLER, einer Strategie- und Organisationsberatung für Medien und Digitalunternehmen.

Seit 20 Jahren ertüftele ich Konzepte, die unsere Kunden erfolgreicher machen. Nicht allein. Knapp 50 Kollegen arbeiten an meiner Seite.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich muss alles strukturieren. In meinem Kopf gibt es riesige Strukturbäume von allen möglichen Themen. Anschließend baue ich daraus einfache Modelle, die in das wirkliche Leben passen.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Über 1.000 Projekte in Medienunternehmen liegen hinter uns, niemand hat mehr. Auf dieser Basis entwickeln wir ständig neue Konzepte und Ideen. In unseren Büros ist jeder von der gleichen Idee beseelt. Wir nennen sie „next level“. Jedes Thema, von der komplexen Wachstumsstrategie bis zum simplen Unternehmensprozess, kann auf ein neues Niveau gehoben werden. Das ist unser Ziel. Und wir geben nicht auf, bevor wir das nächste Niveau gefunden haben.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Beinahe jedes Geschäftsmodell in der digitalen Welt ist in seiner Existenz bedroht, sei es durch Disruption oder von Google, Amazon & Co. In erfolgreichen Projekten kombinieren wir verschiedene Geschäftsmodelle zu sich selbst verstärkenden Ökosystemen. Diese sind zukunftssicherer als klassische Medien-, E-Commerce- oder Transaktionsmodelle. Notwendige Voraussetzung ist eine starke Vision, die weit über das heutige Geschäft hinausreicht. Und Mut, neue Kompetenzen aufzubauen. Medien wandeln sich zu E-Commerce und umgekehrt. Eindirektionale Geschäftsmodelle wachsen zu Communities, Marktplätze entwickeln sich zu Netzwerken und aus Schnittstellen entstehen Systeme.

Konsequentes Denken heißt der Schlüssel in allen Fragen der Organisation. In erfolgreichen Projekten dringen wir mit der Frage durch, wie sich die Organisation in drei bis fünf Jahren aussehen muss, um erfolgreich zu sein. Sobald die Antwort auf dem Tisch liegt, setzen wir um – mit maximaler Konsequenz. So erreichen Unternehmen einen Vorsprung.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Mehr, viel mehr (mobile) Bandbreite, mehr Sicherheit im Netz und mehr Chancengleichheit im Wettbewerb. Den Rest müssen die Unternehmen leisten.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Ich unterscheide die Netzwirtschaft nicht mehr von der normalen Wirtschaft. Die Digitalisierung ergreift alle Industrien und Geschäftsmodelle. Wir müssen in Deutschland viel innovativer denken und handeln, wenn wir führend bleiben wollen. Alle unsere Industrien, von Automobil- über Maschinenbau bis zur Finanzindustrie, werden sich komplett wandeln müssen. Wir brauchen Unternehmensführer, die diese Herausforderung zu denken wagen und konsequent agieren. Der Druck aus dem Markt wird zu spät kommen. Wir Deutsche sind im internationalen Vergleich sicherheitsbewusst, konservativ und alt. Weil der Druck fehlt, muss die Kraft aus den Visionen kommen.

Herausforderung für unsere Firma:

Für Schickler gilt Gleiches. Unser Geschäft von heute wird nicht das Geschäft in fünf Jahren sein. Digitale Transformation fängt in der eigenen Firma an. Da es uns relativ gut geht, verbreite ich regelmäßig eine digitale Paranoia. Denn nichts ist tödlicher als Schläfrigkeit.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Das E bringt mich noch zum Wahnsinn (E für die Übertragungsgeschwindigkeit Edge). Im Ernst, wir stellen unser Leben auf mobile Devices um und dann lässt uns die Bandbreite im Stich. Das lässt mein Blut kochen.

Sonst freue ich mich über die vielen kleinen Services, die mein Leben angenehmer machen. Geschäftsreisen ohne Handy könnte ich gar nicht mehr organisieren, ich arbeite mobil und weitgehend papierlos, mein Medienkonsum hat sich vervielfacht. Am Samstag muss ich nicht mehr in die Stadt, ich stehe nicht mehr in Schlangen und finde Dinge im Leben, von denen ich nicht einmal geträumt habe. Und das Schönste ist: Wir stehen erst am Anfang der Innovationen.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Intelligente Mobilität beschäftigt mich. In unserem Schickler-Accelerator entsteht aktuell ein Geschäftsmodell, das Kapazitäten von LKW-Transporten sinnvoller steuert und traditionelle Wertschöpfungsketten in der Transportwirtschaft radikal vereinfacht.

Das Thema lässt mich auch privat nicht los. Wenn ich vor einer roten Ampel stehe, denke ich über intelligente Verkehrsflusssteuerung nach. Allerdings wäre ich schon glücklich, wenn mir irgendein Sharing-Konzept abends in der Hamburger Innenstadt ein Verkehrsmittel anbieten könnte. Um 20 Uhr ist die Innenstadt wie leergefegt, keine Autos, keine Motorroller, keine Fahrräder. Ich bin mir sicher, dass dieses Problem mit klugen Gedanken zu lösen ist.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

www.crisp-research.com . Mich interessieren Daten, weil zu viele Diskussionen nur auf Meinungen beruhen.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

From Good to Great – ein Klassiker von Jim Collins. Er räumt radikal mit der These auf, dass große Unternehmen charismatische Führungspersönlichkeiten brauchen.

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Ich arbeite täglich mit Asana (Projektmanagement), Yammer (Kommunikation) und 10,000 feet (Kapazitätsplanung).

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Mit dem Genie hinter Googles Datenstrategie, um zu verstehen, wie alles zusammen hängt und später vermarktet wird. Aber vielleicht gibt es diesen Kopf gar nicht.