interview

Interview mit Sonja Schwetje – n-tv

Sonja Schwetje n-tv
Foto: n-tv/ Hardy Welsch

Wer ist Sonja Schwetje? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

#Journalistin, #Chefredakteurin beim #Nachrichtensender n-tv, #Lieblingstante, #Kochfreundin, #Lauf-Fan in Maßen, #Wahlkölnerin, #Herz-Hamburgerin

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Zum Abschalten nach einem typischen Arbeitstag mit viel Kommunikation, Ideen und Adrenalin brauche ich das komplette Gegenprogramm: Dann betüdel ich meine Balkonpflanzen und spreche auch mit ihnen. Grauenvoll fühlte ich mich, als ein fieser Schädling – der hinterhältige Buchsbaumzünsler – meine Schützlinge attackierte. Das hab ich echt persönlich genommen!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Unsere Superpower liegt in Breaking News. Wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, schalten alle auf diesen Modus um, egal in welchem Team und in welcher Abteilung sie arbeiten. Da können wir unsere Stärken – Kompetenz, Schnelligkeit, Flexibilität – am besten zur Geltung bringen.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Wir verstehen uns als Multiplattform-Unternehmen und sehen die Digitalisierung als Chance, auf mehreren Wegen Zuschauer zu erreichen. Die Inhalte im TV, in unseren Apps oder im stationären Web sind auf die Nutzergewohnheiten abgestimmt und ergänzen sich. Der Austausch bzw. die Vernetzung zwischen den Plattformen ist in alle Arbeits- und Kommunikationsprozesse integriert. Eine Push-Meldung, die die Nutzer über unsere Apps erreicht, treibt auch die Zuschauerzahlen im Fernsehen in die Höhe, gleichzeitig bringen Hinweise im TV neue Nutzer auf unsere digitalen Inhalte.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Hier steht die Medienpolitik vor einer großen Herausforderung. Es muss sichergestellt werden, dass alle Sender aufgefunden werden können. Wir benötigen dringend eine konvergente Medienordnung. Es muss immer wieder sichergestellt werden, dass sich die Produktion von kreativem Content lohnt. Besonders im Bereich der digitalen Infrastruktur ist Deutschland noch als Entwicklungsland zu bezeichnen. Wir müssen dringend die Schnelligkeit der Netze ausbauen. Ein weiteres Beispiel sind die Roaming-Gebühren. Es geht nicht, dass einzelne Länder immer wieder zu Insel-Lösungen tendieren. Da muss das nationale Recht meiner Meinung nach auch mal zurückstehen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Meines Erachtens scheitern wir oftmals an zu viel Bürokratie. Ganz wichtig ist zudem, dass wir unsere Fachkräfte noch besser ausbilden. Darauf fußt schließlich der künftige Erfolg.

Herausforderung für unseren Markt:

Markt hier: Journalismus

Wir müssen unseren Nutzern einen Mehrwert bieten. Nur so können wir den Wert journalistischer Produkte aufzeigen und Orientierung in der Informationsflut bieten. Dadurch lassen sich schließlich Geschäftsmodelle entwickeln, die hochwertigen Content finanzieren.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir stellen immer wieder wechselnde Teams zusammen. Die Kombination aus erfahrenen Kollegen und innovativen Newcomern ist für uns sehr lohnend. Auch wenn Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen, wie zum Beispiel Content, Technik oder Marketing an einem Projekt arbeiten, ist das sehr fruchtbar. Dadurch können wir Strukturen bilden, die allen gemeinsam ermöglichen, das Beste für das Unternehmen herauszuholen. Eine der Herausforderungen ist es immer wieder, Akzeptanz dafür schaffen, dass Veränderung ein Dauerzustand ist. Wir wollen Freiräume schaffen, um Verantwortung dort anzusiedeln, wo die Experten sitzen. Außerdem ist es uns wichtig, den Spaß am Ausprobieren zu fördern und natürlich aus unseren Fehlern zu lernen.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten ärgert mich, wenn der Zugang gestört ist, so wie kürzlich, also mein WLAN zu Hause nicht funktionierte. Diese große Abhängigkeit von technischem Dienstleister.

Am meisten freut mich die Tatsache, dass das Netz dabei hilft, Gedanken und Ideen zu verbreiten, die von bestimmten Regimen am liebsten unter Verschluss gehalten worden wären.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Ich lese gern die Posts unserer Reporter, die überall auf der Welt für unsere Zuschauer und Nutzer unterwegs sind. Neben dem, was sie für TV und online produzieren, finden sie immer noch die Zeit, ihre persönlichen Eindrücke zu schildern. Das beeindruckt mich häufig am meisten.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

1000 Peitschenhiebe, Raif Badawi, weil es zeigt, welche Opfer viele Menschen auf sich nehmen für Dinge, die wir heutzutage oft als selbstverständlich hinnehmen. Wenn man dieses Buch liest, weiß man Werte wie Meinungsfreiheit und Toleranz noch einmal umso mehr zu schätzen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Ganz ehrlich – keine Software ersetzt das persönliche Gespräch. Daher ist es im Moment tatsächlich der Outlook-Kalender, damit die vielen Gespräche und inhaltliche Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen noch halbwegs überschaubar bleiben.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt?

Ich habe das große Glück, bei meiner Arbeit täglich umgeben von vielen exzellenten Experten zu sein. Spannend sind vor allem die Berichte unserer Reporter, wenn sie nach einem Einsatz neben der sachlichen Analyse auch ihre ganz persönlichen Eindrücke schildern. Darüber hinaus schätze ich sehr die lebendigen Unterhaltungen mit unserem Politik-Experten Heiner Bremer sowie den Austausch mit unserem Wirtschafts-Chef Ulrich Reitz.