Wer ist Kai Bösel? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.
Ich heiße Kai Bösel, bin 43 Jahre und Patchwork-Dad (19, 18, 3) aus Hamburg. Beruflich trifft es das Wort Entrepreneur wahrscheinlich am besten, denn nach meinem BWL-Studium bin ich Anfang 1999 in der Online-Branche gestartet und habe nach Stationen bei Lycos, yahoo! und mobile.de seit 2004 bis heute vier Start-Ups aufgebaut. In dreien davon bin ich immer noch aktiv. Mein Geld verdiene ich darüber hinaus als Freelancer bei der Hamburger Werbeagentur Philipp und Keuntje sowie als Redakteur für drei Familien-Magazine. Neben der ganzen Arbeit ist die Familie das Wichtigste für mich. Daher habe ich seit der Geburt meiner Tochter im Jahr 2012 meine Hobbies zurückgeschraubt. Eigentlich hatte ich mal das Golf spielen für mich entdeckt und ich habe auch eine Motorsport-Rennlizenz. Aber beides sind zeitfressende Aktivitäten, daher hebe ich mir das für später auf. Und das Geheimnis, warum ich überhaupt noch Geld verdienen muss, ist die Tatsache, dass ich 2012 bei der Sendung „Schlag den Raab“ zwar als einer von fünf Kandidaten auf der Treppe stand, allerdings nicht ins Finale gewählt wurde und somit keine Chance hatte, den Jackpot von drei Millionen zu gewinnen, um den es an dem Abend ging.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?
www.adventman.de – letzterer ist der einzige Online-Shop für individuelle Adventskalender. Mit einem Sortiment von gut 4.000 Artikeln. Also quasi das Rundum-Sorglos-Paket für alle, die einen tollen Adventskalender – fast wie selbstgemacht – mit einem besonderen Inhalt verschenken wollen, denen es aber an Zeit, Ideen oder Einkaufsmöglichkeiten fehlt.
www.daddylicious.de – darin schreiben mein Kumpel Mark und ich seit zwei Jahren über alles, was für Väter relevant und interessant ist. Wir testen Kinderwagen und Familienautos, interviewen prominente Väter und schreiben über Elterngeld und Erziehung. Zu dem Magazin gehört eine riesige Facebook-Community und eine wöchentliche Kolumne auf stern.de
www.boomblogs.de, ein Blog-Vermarkter mit dem Schwerpunkt „Family & Lifestyle“. Darin bündel ich diverse namhafte Blogs und bilde die Schnittstelle zu Werbekunden und Agenturen. Das Projekt ist seit wenigen Wochen live und ist ziemlich vielversprechend angelaufen.
Was ist Eure interne “Secret Sauce”?
Ich arbeite bei jedem Projekt mit einem anderen Team, daher kann ich nur von mir reden. Ich glaube, ich habe ein Gespür für Dinge, die wirklich Probleme lösen. Denn eigentlich sind alle Firmen entstanden, weil ich selbst nach etwas auf der Suche war. Ich habe es nicht gefunden und es daher selbst umgesetzt. Mich zeichnen sicherlich der Mut und die Risikobereitschaft aus, Dinge anzuschieben und auf die Spur zu setzen. Dabei standen für mich noch nie eigene finanzielle Interessen im Vordergrund. Ich hätte mittlerweile aber auch nichts mehr dagegen, wenn es mal rappelt im Karton.
Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?
Das schließt etwas an die vorherige Frage an. Ich denke, ich kann ganz gut viele Bälle in die Luft werfen, brauche dann aber ein Team, was beim Auffangen hilft. Ich bin weder besonders gut darin, umfangreiche Excel-Tabellen aufzustellen und vermeide auch buchhalterische Tätigkeiten. Und ein wirklich hilfreiches Organisationstool habe ich auch noch nicht entdeckt. Aber ich kann Ideen entwickeln, Leute inspirieren und mitreißen und über mein recht umfangreiches Netzwerk auch die meisten Probleme lösen.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Insbesondere in meiner Rolle als Vater schlagen mir oft die wenig familienfreundlichen Gegebenheiten in Deutschland entgegen. Firmen reagieren nicht flexibel genug auf die heutzutage vorhandenen Familienmodelle. Teilzeit und Homeoffice ist trotz aller technischen Möglichkeiten für viele immer noch ein Fremdwort und Paare haben Angst, durch Kinder ihre berufliche Situation zu gefährden. Nicht zuletzt deshalb tragen wir in Sachen Geburtenrate weltweit die rote Laterne. Da ist noch viel zu optimieren.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Ich verfolge die Start-Up-Szene bereits seit über 15 Jahren und bin immer wieder überrascht, wieviel Geld von Investoren in Projekte geschoben wird, deren Geschäftsmodelle aus meiner Sicht niemals eine Chance haben. Ich selbst habe gelernt, dass man sich um alles selbst kümmern muss. Ich habe wenig Unterstützung bekommen und eigentlich alle Projekte mit eigenen Mitteln umgesetzt. Das empfinde ich aber nicht als echten Nachteil, denn so geht man sehr sorgsam vor und weiß, was der Euro wert ist. Mir ist aber auch klar, dass so keine millionenschweren StartUps entstehen.
Herausforderung für unseren Markt:
Adventskalender sind eine fast ausschließlich deutsche Tradition, daher müssen wir uns um die Internationalisierung keine Gedanken machen. Und der Hang zu individuellen Geschenken wird auch nicht weniger werden. Wir sind seit sechs Jahren auf einem aufsteigenden Weg und werden diesen mit solidem Wachstum fortsetzen.
Rund um Daddylicious hingegen spüren wir gerade ziemlich viel Bewegung. Das Thema „Väter“ wird medial in Print und Online immer größer. Daher sind wir recht froh, vorne mitzuschwimmen und suchen derzeit nach passenden Kooperationspartnern, um unser Magazin auf die nächste Stufe zu heben.
Und auch mit BOOMblogs bin ich genau zur richtigen Zeit unterwegs. Blogger Relations sind ein heißes Eisen und werden zu Zeiten, in denen „Story Telling“ und Contentstrategien die klassische PR ablösen, weiter wachsen. Daher bin ich neben der Akquise von Werbekunden auch weiter auf der Suche nach spannenden Blogs.
Herausforderung für unsere Firma:
Wir haben vor, für Adventman immer mehr eigene Produkte auf den Markt zu bringen. Dazu brauchen wir Partner für Kreation und Produktion.
Mit Daddylicious möchten wir irgendwann den Schritt schaffen zu einem umfassenden Magazin mit einer breit aufgestellten Redaktion, einem Shop, einer Community und vielleicht auch mit Partnerschaften in Sachen Print.
Und BOOMblogs möchte ich ebenfalls weiterentwickeln, eventuell neben Family & Lifestyle auch neue Blog-Themen mit aufnehmen und eine schlagkräftige Mannschaft aufstellen, um beiden Seiten, Blogs und der Werbewirtschaft, den perfekten Support zu liefern.
Meine Persönliche Herausforderung:
Das ist einfach: viel Zeit mit der Familie verbringen, mehr finanzielle Sicherheit bekommen und endlich mal wieder mehr als eine Woche Urlaub pro Jahr machen. Dann würde ich auch gern mal wieder den Golfschläger schwingen oder im Renner über die Nordschleife fahren.
Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich oder würdest Dich gerne verbessern?
Meine immer noch große Herausforderung ist die Organisation. Ich habe zwei private und vier geschäftliche eMail-Konten, muss Termine koordinieren, Wichtiges von Belanglosem unterscheiden und meine Produktivität weiter steigern. Manchmal hock ich vor diesem großen Berg und weiß nicht ganz so genau, wo ich nun optimalerweise ansetzen soll. Aber vielleicht bin ich auch einfach schon zu alt, um eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern. Am Ende klappt dann ja doch meist alles irgendwie.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
asphaltfrage.de – der muss nur mal mehr posten.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.stadtlandmama.de/content/refugeeswelcome-unser-garten-für-flüchtlinge
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Mein Wissen und meine Begeisterung für Marketing habe ich im Studium inbesondere durch das Werk „Marketing Management“ von Kotler/Bliemel erlernt. Das Buch hat mich tatsächlich begeistert und ich habe sogar freiwillig drin gelesen. Und mir damals gewünscht, möglichst viel davon später einsetzen zu können. Im Alltag heute lese ist leider kaum noch Bücher. Außer mit meiner Tochter.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Früher hielt ich die OMD und später die dmexco für das Maß aller Dinge der Online-Branche. Heute gehe ich eher wegen der Party und dem Netzwerk hin, denn ohne Marketing-Budget macht so eine Veranstaltung wenig Sinn. Und das gilt bei mir für die meisten anderen Events auch. Zeit ist knapp und so richtig viel zu lernen gibt es eigentlich auch nicht mehr. Daher ist mir das persönliche Treffen mit einzelnen Personen inzwischen viel wichtiger.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Mein hilfreichstes Tool ist die Dropbox. Da landet bei mir so ziemlich alles, was mit meinen diversen Projekten zu tun hat. Ein Rechnerabsturz kann mir also gar nichts mehr.
Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet aus Deutschland würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Naja, wenn man mein Fachgebiet als das Gründen im Allgemeinen versteht, dann habe ich schon viele inspirierende Leute kennenlernen dürfen, von Lars Hinrichs über Thomas Promny und Jörg Binnenbrücker bis zu Stephan Uhrenbacher. Ich würde aber gern mal jemanden treffen, der eigene Firmen betreibt, eine Familie hat und trotzdem über ein einstelliges Handicap verfügt. Mich würde mal interessieren, wie man das alles zusammenbekommt.