Wer ist Maike Röttger? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich habe Geschichte studiert und konnte dann meinen ersten großen Traum verwirklichen: ich wurde Journalisten. Geboren bin ich 1966 in Hannover, volontierte dann beim „Hamburger Abendblatt“. Für die größte Tageszeitung der Hansestadt schrieb ich 22 Jahre lang – vor allem über politische Themen. 2010 erfüllte sich mein zweiter großer Traum: ich kam zu Plan International Deutschland – zunächst als Leiterin der Abteilung Kommunikation. Seit Dezember 2010 bin ich die Vorsitzende der Geschäftsführung dieses Kinderhilfswerks.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Vor 30 Jahren rollten viel weniger Autos auf den Straßen – das ist bei uns nicht anders, als auf dem Dach der Welt. 1984 machte ich meinen Führerschein in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. In einem alten, olivfarbenen Jeep – gekennzeichnet mit einem speziellen Nummernschild des Königshauses – übte ich damals als fast einziges motorisiertes Fahrzeug auf der Ring Road, der großen Umgehungsstraße Kathmandus. Wo damals nur „Heilige Kühe“ den Weg versperrten, herrscht heute fast rund um die Uhr Stop-and-Go-Betrieb. Heute würde es mir schwerer fallen, mich dort wieder ans Steuer zu setzen. Die heiligen Kühe sind fast verschwunden, der Verkehr dafür chaotisch.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Wir sehen die Welt durch die Augen der Kinder – und geben ihnen eine Stimme. Gemeinsam mit ihnen und für sie entwickeln wir nachhaltige Programme. Plan International bindet die Mädchen und Jungen aktiv in seine Projekte ein und sie werden zu gleichberechtigten Akteuren ihrer Lebensumwelt. Vor allem Mädchen stehen in unserem Fokus, denn wir wissen, sie müssen die gleichen Möglichkeiten und Chancen erhalten wie die Jungen. Wir sind eines der größten und ältesten Kinderhilfswerke der Welt und können uns in Deutschland auf eine treue Spendergemeinde von über 310.000 Patinnen und Paten verlassen.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
http://blog.plan-deutschland.de/) können wir heute viel schneller und aktueller informieren. Zudem verbessern diese Netzwerke die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und natürlich mit unseren Patinnen und Paten.
Die besondere Herausforderung dabei ist eine auch organisatorische Verzahnung in alle Unternehmensbereiche. Die Zeiten von zentralen Online-Abteilungen gehören auch bei Plan International Deutschland eher der Vergangenheit an. Es geht darum, den Online-Kanal in alle bestehenden Geschäftsprozesse zu integrieren sowie das Know-how und den Zugang innerhalb der Organisation zu verbreitern.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Ein großes Thema ist sicherlich der Umgang mit persönlichen Daten – das genießt bei allen unseren Aktivitäten höchste Priorität. Hier müssen wir stets die Interessen der User im Blick behalten.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Als globales Kinderhilfswerk hat Plan International täglich mit Entwicklungsländern zu tun. Für uns ist es wichtig, dass diese nicht von der Digitalisierung ausgeschlossen werden, sondern die Chancen die darin liegen, nutzen können.
Herausforderung für unseren Markt:
Insbesondere Online treten neue kleine Spendenorganisationen mit innovativen Ideen und schlanken Strukturen auf. Hier gilt es für etablierte Nichtregierungsorganisationen, Antworten zu finden, um auch künftig junge Menschen für entwicklungspolitische Themen und für Plan International zu interessieren. Auf der anderen Seite liegen genau hier ja auch Chancen für uns.
Herausforderung für unsere Firma:
Unsere Patinnen und Paten schreiben sich mit Ihren Patenkindern überall auf der Welt. Wir arbeiten in den ärmsten Regionen der Welt – viele Partnergemeinden haben aber nicht mal einen offiziellen Briefkasten. Die Paten-Post braucht oft viele Wochen. Elektronische Post könnte die Kommunikation beschleunigen und damit den interkulturellen Austausch, der ein wichtiger Teil unserer partnerschaftlichen Arbeit ist. Eine reibungslose Kommunikation auf Augenhöhe, zwischen Patinnen und Paten mit den Kindern, wird zunehmend von uns erwartet. In den Entwicklungsländern werden unsere Berichte oft noch handschriftlich erfasst und müssen dann später in die digitalen Systeme eingegeben werden. Hier brauchen wir mehr Digitalisierung.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Am meisten ärgert mich, dass über das Internet Kanäle geschaffen sind, die dem Kindesmissbrauch – gleich welcher Art – Tür und Tor öffnen. Am meisten freut mich an diesem Medium seine Schnelligkeit und damit die Chance auf eine hohe Aktualität. Insbesondere Twitter begeistert mich sehr. Gerade in Katastrophenfällen ist das der Kanal, auf dem wir am schnellsten kommunizieren können.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Privat würde ich mich über eine Kühlschrank-App freuen, die mich rechtzeitig an ablaufende Haltbarkeitsdaten eingelagerter Lebensmittel erinnert.
Für Plan International wäre, wie schon erwähnt, eine IT-Lösung interessant, die einen schnellen Austausch von Patenschaftsbriefen gestattet und dabei allen globalen Anforderungen von Kinder- und Datenschutz genügt.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst:
http://www.huffingtonpost.com/politics/
http://blog.politikorange.de/
Hier finde ich immer Neuigkeiten, die für meine Arbeit wichtig sind.
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Die-Reportage-Schulstunde-aus-einer-anderen-Welt-59073327
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Unter dem Titel die „Die Hälfte des Himmels“ beschreiben Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn die maßlose Unterdrückung von Mädchen und Frauen vor allem in den Entwicklungsländern. Sie zeigen aber auch, welche Kraft die Frauen gleichzeitig für die Gesellschaft entfalten können, wenn sie sich aus der Unterdrückung befreien. Die beiden Journalisten der „New York Times“ sind dafür um die Welt gereist und haben konkrete Beispiele recherchiert. Ich habe dieses Buch gelesen, kurz nachdem ich bei Plan International Deutschland Geschäftsführerin wurde. Es hat mir die Augen geöffnet. Es hat mich darin bestätigt, wie wichtig unsere Kampagne Because I am a Girl ist. Sie setzt sich weltweit für ein besseres Leben der Mädchen ein. Nur wenn Mädchen die Chance auf Bildung haben, werden die Gesellschaften den Kreislauf der Armut durchbrechen können.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Jede Reise, jedes Gespräch, jedes Erlebnis in einem unserer Projekte in den 51 Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, in denen wir arbeiten, ist eine Bereicherung. Ich lerne dort viel über die Kraft und Zuversicht der Kinder – und über das, was wirklich zählt im Leben. Wenn ich mich an eine konkrete Veranstaltung erinnern soll, dann ist es ein Vortrag der Maya-Kinder in einer abgelegenen Bergregion Guatemalas. Was sie in ihrem Dorf verändern wollen, hatten sie auf große Tafeln geschrieben. Wir hätten es eine SWOT-Analyse genannt. Auf diese Weise hatten sie ihre Stärken und Schwächen, ihre Risiken und Chancen selbst erkannt.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit:
Google Analytics
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich würde gern einen Tag mit Melinda Gates arbeiten. Eine Frau kennenzulernen, die es sich gemeinsam mit Ihrem Mann zur Aufgabe gemacht hat, mit ihrem Vermögen vor allem die Situation der Kinder auf dieser Welt zu verändern, halte ich für sehr spannend und lehrreich. Auch für sie stehen dabei Mädchen und Frauen im Mittelpunkt. Ich glaube außerdem, dass auch sie selbst ständig bereit ist, Neues zu lernen und dafür offen zu sein. Das ist eine wichtige Eigenschaft.