Wer ist Stefan von den Driesch ? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin Stefan von den Driesch (54), einer von drei Partnern, die mediaman vor fast zwanzig Jahren in Mainz gegründet haben. Damals wussten wir vom Internet nicht viel mehr, als dass es irgendwie aus der Telefonsteckdose kommt. Heute haben wir an die 140 Mitarbeiter, Büros in Stuttgart, Shanghai, Boston und unterstützen Konzerne wie Daimler, Haier oder Zurich beim Auf- und Umsetzen ihrer digitalen Strategie. Ich habe Politikwissenschaft studiert und bin über die Mediaplanung zur Kreation gekommen. Das Schreiben und Konzipieren ist auch heute noch meine Leidenschaft, meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit Shotokan-Karate (1. Dan) oder meiner Familie (seit fast 30 Jahren glücklich verheiratet, zwei erwachsene Kinder).
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Am Ende meiner Schul- und Beginn meiner Studienzeit war ich begeisterter Anhänger von Punk und New Wave: Ich gründete mit Freunden eine Band und dachte ernsthaft über eine Karriere als Musiker nach – am Ende reichte es doch nur für kleinere Auftritte und ein Demotape. Mein kulturelles Interesse hat sich seitdem etwas verlagert: Ich bin seit Jahren im Vorstand des Deutschen Werkbunds aktiv – das ist eine schon 1907 gegründete gemeinnützige Vereinigung von Architekten, Planern, Produktdesignern und Künstlern, die sich für höhere Qualität in der Gestaltung einsetzen und sich u.a. in der Stadtplanung einmischt.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
mediaman entwickelt und implementiert innovative digitale Geschäftsmodelle und -prozesse. Wir haben langjährige Erfahrung darin, die immer kniffliger werdenden Aufgaben auf der Strecke von der Ideenskizze zum ersten Prototyp und zum weltweiten Rollout erfolgreich zu lösen. Dabei setzen wir auf strategische Beratung, nutzerzentrierte Methoden und jede Menge Marken- und Technologie-Knowhow. Die Superpower von mediaman steckt im Interface: Wir wissen alle, dass es im Netz immer eine Alternative gibt, und sich die Konsumenten in Sekundenbruchteilen für oder gegen ein Angebot entscheiden. Das spielt sich im Unterbewusstsein ab. Je komplexer die Unternehmensprozesse hinter einer App, einer Website oder einer digitalen Funktion, umso einfacher muss das Interface sein – umso anspruchsvoller sind also die Anforderungen an die Agentur.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
me.mercedes-benz.com pünktlich und in der geforderten Qualität launchen konnte.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Medienkompetenz als Bildungsziel ist schön und gut, aber die Qualität unserer Schulen und Universitäten misst sich nicht an der Anzahl digitaler Whiteboards und anderer Gimmicks: Wir brauchen besser ausgebildete Lehrer, die Schüler begeistern können. Ganz praktisch und analog.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Deutschland und Europa haben ein aufgeklärtes Bürgertum, das sich kritisch mit den Folgen der Digitalisierung für die Meinungsfreiheit und unsere demokratischen Prozesse auseinandersetzt. Hierin steckt eine noch wenig genutzte Marktchance – Stichwort: Privacy by Design – mit der sich von derzeit dominierenden Anbietern Marktanteile erobern ließen.
Herausforderung für unseren Markt:
Die Neugier auf das Netz lässt nach, und entsprechend die Bereitschaft junger Zielgruppen, sich aktiv auf die Suche nach neuen Angeboten zu machen. Vielen genügt, was in ihrem Newsstream auf Facebook erscheint. Markenverantwortliche müssen neue Wege finden, um Aufmerksamkeit zu wecken.
Herausforderung für unsere Firma:
Neben dem Dienstleistungsgeschäft entwickelt mediaman eigene Produkte und Services – so z.B. mit massUp eine Whitelabel-Plattform für sogenannte Annexversicherungen. Beide Geschäftsbereiche erfolgreich zu managen und Nachwuchstalente für mediaman zu gewinnen werden die wichtigsten Herausforderungen sein.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Ziemlich stumpfsinnig finde ich, wie das Targeting von Online-Marketern heute gehandhabt wird: Nur weil ich mich einmal im Leben für Kopfkissen interessiert habe, müssen mich solche Angebote doch nicht monatelang verfolgen. Ich wundere mich, dass es dafür nicht längst einen „Stop!“-Button gibt. Freuen kann ich mich dagegen fast täglich über die unglaubliche Großzügigkeit vieler Nutzer, die die Früchte ihrer Arbeit unter eine Creative-Commons-Lizenz stellen und damit vielen anderen das Leben erleichtern und bereichern.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Shotokan-Karate ist ein durchdachtes System von Schlag-, Tritt- und Blocktechniken. Eine App zum simplen Notieren interessanter Kombinationen würde mir die Übung außerhalb des Dojos erleichtern.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
www.ben-evans.com
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/shoshana-zuboff-ueber-sharing-economy-und-europa-13499357.html
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Der Dornseiff: Deutscher Wortschatz nach Sachgruppen – ist ein Nachschlagewerk, das ich immer wieder gern in die Hand nehme, wenn mir das richtige Wort oder eine Inspiration fehlt.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Das Karate-Gasshuku ist ein einwöchiges Trainingscamp, bei der mir in diesem Jahr Sensei Koichiro Okuma die Bedeutung dreier wichtiger Prinzipien näherbrachte: Atmung, Achsendrehung und Gewichtsverlagerung. Lässt sich auch auf Kunden-Meetings anwenden.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Ich arbeite sehr gern mit Balsamiq, einem browserbasierten Mockup-Tool, mit dem sich sehr schnell und einfach erste Ideen anschaulich machen lassen.