Wer ist Charlotte Erdmann? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin geschäftsführende Gesellschafterin der Kommunikationsagentur Solokarpfen. Eigentlich habe ich Germanistik und Informatik studiert, dazu noch Pädagogik. Ich war mehrere Jahre Chefredakteurin der Apple-Zeitschrift Mac Life, später dann des m-Magazins. Das Blattmachen liegt mir, auch wenn es inzwischen antiquiert ist. Ich schreibe aber auch gerne – vor allem zielgruppenspezifisch und so, dass es jeder versteht.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ein Spleen von mir? Meine Islandpferde, für die ich die Pressearbeit deutschlandweit mache. Wenn man mich nicht am Schreibtisch im Büro vorfindet, bin ich sicherlich gerade irgendwo auf einem großem Turnier und führe Kamerateams oder Radiojournalisten durch die Gegend auf der Suche nach einem guten Interviewpartner oder dem passenden Motiv rund um die Islandpferde. Ich selber reite nur freizeitmäßig und mache gerne Wanderritte, wenn ich die Zeit dafür finde. Auf dem Rücken eines gelassenen Isis durch die Wälder zu reiten ist, als würde die Zeit still stehen – Erholung pur eben.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Solokarpfen ist eine in Berlin ansässige Kommunikationsagentur. Wir bieten Full Service von der Idee bis zur Vermarktung – Print, Online und Mobile. Unser Ziel ist stets, mit unseren Kunden die einzigartige Lösung – den »Solokarpfen« – für ihr Unternehmen oder ihre Organisation zu finden. Qualität, Effizienz und ein offener Dialog mit unseren Kunden stehen für uns an erster Stelle. Das Team von Solokarpfen bringt mehr als 30 Jahre Medienerfahrung in die Projekte ein.
Solokarpfen unterstützt Unternehmen und Organisationen mit hochwertigen Inhalten und zugeschnittenen Lösungen in den Bereichen Corporate Publishing und Content Marketing. Zu unseren Leistungen zählen Beratung, Konzeption und Entwicklung, Redaktion und Inhalteerstellung, Layout, Bildbearbeitung und Illustration, Publikation und Vertrieb, Social Media und Online-Marketing, Fotografie und Videoproduktion.
Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?
Lego. Die Kommunikation dieses Unternehmens geht immer mit der Zeit, erkennt seine Zielgruppe genau (Eltern, nicht die Kinder) und spricht sie so an, dass sie nicht anders können, als zu reagieren. Mit dem BrickCamp gehen sie noch einen Schritt weiter und kommunizieren noch direkter mit ihren Kunden. Lego hat erkannt, dass Zielgruppen heute nicht nur informiert werden wollen, sondern auf angenehme Art und Weise unterhalten und zum Mitmachen angeregt werden wollen. Lego macht dabei alles richtig: Schnelle, angenehme digitale Kommunikation, das richtige Wording, die passenden Veranstaltungen, die passende Ansprache.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
In allen Bereichen. Wir kommunizieren meist digital, sprechen uns ab, arbeiten digital, sind dadurch flexibler und können uns besser auf das Wesentliche konzentrieren-
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Lebenslanges Lernen und über die Grenzen des eigenen Ichs hinaus denken: Wir müssen weggehen von den eingelaufenen Pfaden und dem, was wir einmal gelernt haben und uns dem Neuen öffnen. Das ist für viele – vor allem den Staat – eine echte Herausforderung. Denn durch die Digitalisierung ändern sich Dinge in einem rasanten Tempo, dem viele nicht mehr folgen wollen oder können.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Die Förderung in diesem Bereich ist wichtig und richtig. Allerdings hinken die Fördermaßnahmen oft den tatsächlichen Gegebenheiten hinterher. Hier ist die Herausforderung, dass auch die Geldgeber Trends kennen und erkennen sowie entsprechend fördern. Wir sehen immer wieder, dass gute Ideen zwar vorhanden sind, diese aber nie nach außen kommuniziert werden, weil es am Wissen um die Außenkommunikation/Marketing scheitert. Gute Kommunikation muss geplant und strategisch betrieben werden. Jedes Unternehmen sollte deshalb nicht nur in gute Programmierer investieren, sondern auch in gute, gezielte Kommunikation abseits des Gießkanneneffekts. Denn – so unsere Erfahrung: Jedes Unternehmen in der Netzwirtschaft hat eine interessante Story zu erzählen. Man muss nur wissen, wie diese der Zielgruppe präsentiert werden kann.
Herausforderung für unseren Markt:
Unternehmenskommunikation ist nicht mehr die klassische PR. Diese aber wünschen sich viele unserer Kunden noch. Wir können diesen Wunsch zwar erfüllen, sehen aber mehr Chancen in der direkten Kommunikation mit dem Kunden über Blogs oder andere Kanäle. Die Herausforderung besteht also darin, dem Markt die neuen Kommunikationsstrategien seiner Kunden zu erklären und diesen dann gerecht zu werden.
Herausforderung für unsere Firma:
Unsere Kunden müssen erkennen, dass es wichtig ist, digital zu denken und digital zu kommunizieren – auf allen Kanälen und ihrem Zielpublikum angepasst. Wir sind längst weg von der Frage nach einer „mobilen Strategie“. Wir müssen uns vielmehr der Tatsache stellen, dass jeder immer und überall Netzzugriff hat. Dem müssen die Unternehmen in ihrer Kommunikation gerecht werden. Nicht das „womit“ entscheidet inzwischen in der Kommunikation, sondern das „wann“.
Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?
Ich bin seit 1992 im Internet – damals noch als Mitarbeiterin eines Freenets. Wir mussten uns in Knotenpunkte einwählen per Modem. Das war teuer. Was mich am meisten am Internet ärgert ist, dass es noch immer – nach 23 Jahren – noch immer nicht überall verfügbar ist. Andere Länder zeigen, dass das durchaus möglich ist. Hierzulande aber gibt es die Störerhaftung, sodass WLAN-Anbieter für Verstöße haften, die Nutzer des Funknetzes begehen. Das muss sich ändern, das Netz muss besser erreichbar sein.
Was mich freut? Die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Wir können immer und überall kommunizieren, haben Zugriff auf das Wissen der Welt und können schnell mal ein Hotelzimmer buchen. Das Internet bietet ungeahnte Möglichkeiten, von denen wir heute oft noch gar nicht wissen, dass wir sie morgen schon benutzen.
Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?
Viele Bereiche der Digitalisierung gehen in Richtung Komfort. Es wird komfortabler, das Auto zu fahren, den Weg zu finden, Urlaub zu buchen, im Haus das Licht zu regulieren etc. Ich würde mir wünschen, dass diese vielen Einzelinitiativen gebündelt werden – aus einem Guss sozusagen. Apple hat hier mit Health im Gesundheitsbereich schon einen guten Ansatz. Auch das Homekit geht in diese Richtung. Das alles aber geht für mich nicht weit genug und ist zu wenig zu Ende gedacht: Ich würde mir wünschen, dass man mehr in der Gesamtheit denkt und sich überlegt, wie alle diese Einzellösungen inutitiv zusammen arbeiten könnten.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Zeit Online: Gute Artikel, gute Recherche, tiefgehend
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/fluechtlinge-deutschland-mythen
Wir müssen schlicht mehr aufklären, da sind solche Artikel sehr sehr wichtig
ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat
Laurence J. Peter, Raymond Hull: Das Peter-Prinzip oder die Hierarchie der Unfähigen -> es zeigt und erklärt anschaulich, warum Menschen auf den Posten sitzen, auf denen sie sitzen
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
leider ist mir sowas in den vergangenen Jahren nicht mehr untergekommen
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Derzeit ist das dropbox, es kann sich aber jeden Tag ändern.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Ich schaue mir von vielen Leuten etwas ab, lerne jeden Tag Neues, lerne immer dazu. Einen speziellen Experten kann ich hier nicht nennen, denn jeder hat auf seinem Gebiet sein Geheimrezept. Deshalb ist es wichtig, mit vielen Leuten in Kontakt zu sein, ein Netzwerk zu haben, auf das man zurückgreifen kann, wenn man mal nicht weiter weiß.