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Interview mit Michael Moser – SHANGHAI BERLIN

Michael Moser SHANGHAI BERLINWer ist Michael Moser? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

SHANGHAI BERLIN kennengelernt. Seither sind wir ein Team und ich bin als Geschäftsführer und Gesellschafter im Unternehmen.

Werbung hat mich schon früh interessiert, wahrscheinlich weil ich das kreative Umfeld mochte. Später habe ich dann herausgefunden, dass ich gerne mit Menschen arbeite und dass die Branche dafür ideal ist. Scheinbar Gegensätzliches zusammenzuführen, z. B. Kreativität und Daten, und zu einem besseren Ganzen zu formen, macht mir Spaß.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich liebe Musik. Eigentlich hatte ich nach meinem Studienabschluss von EMI ein Angebot zum Produktmanager Popmusik bekommen. Es hat mich sehr gereizt, aber ich wollte ja schon damals unbedingt in die Werbung und habe es deshalb ausgeschlagen. Mein Faible für Musik ist trotzdem geblieben und mit Berlin habe ich endlich den idealen Ort dafür gefunden.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn obwohl wir versuchen uns spitz zu positionieren, sind unsere Projekte sehr unterschiedlich und reichen von Websites, über Sales Apps bis hin zur Performance-Kampagne. Unser Produkt ist natürlich Kreativität, in jeglicher Hinsicht.

Zwei Dinge unterscheiden uns aber, denke ich, von vielen. Erstens: Wir haben das eingebaute Vertriebsgen. Zweitens: Wir arbeiten wirklich kollaborativ, ohne Berührungsängste und ohne politisch zu sein und holen Gewerk-Partner und Kunden an unseren runden Tisch.

Hier ein paar unserer Referenzen: Mercedes-Benz, Schott Ceran, Direct Line, Lenovo, Evonik, Bayer, Oman Air, Travel Industry Club, UNO-Flüchtlingshilfe, CMC Markets, moovel, MyHammer, mymuesli und Cashboard.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Anfang 2014 hat uns Rico Zocher, der Marketing- und Vertriebschef unseres frisch gewonnenen Kunden Direct Line beauftragt. Durch Marktforschung hatten wir herausgefunden, dass Menschen von einer Versicherung mehr erwarten, als einen attraktiven Preis, dass das Abschließen von Versicherungen nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen der Menschen zählt. Also haben wir eine neue Marken- und Kommunikationsstrategie und die dazugehörige Kampagne entwickelt. Zum ersten Mal in der Geschichte von Direct Line sollte sie auch rein digital funktionieren, um Streuverluste zu vermeiden.

Für Direct Line haben wir dann das Versprechen formuliert, dass wir den Kunden Zeit, Geld, Stress und Ärger ersparen. Und so die Nerven der Kunden schonen. Dafür haben wir eine Symbolfigur erfunden – „den Nerv“ – der stellvertretend für unsere Zielgruppe Situationen und Gemütszustände von Menschen zeigt, die sich mit dem Thema Kfz-Versicherung und all seinen Facetten auseinandersetzen müssen. Denn ein Nerv muss viel aushalten: an ihm wird gezogen, auf ihm wird herumgetrampelt, er muss eine Unmenge von Informationen verarbeiten. „Manfred – der Nerv“ lässt uns an seinen Erfahrungen mit Versicherungen teilhaben.

Mit Manfred haben wir zusammen mit den CGI-Spezialisten von Talking Animals einen eigenständigen computergenerierten Charakter entwickelt, der mit Leben und einer kleinen Seele gefüllt werden konnte. Das war sicherlich eines der kreativen Highlights in unserem oft anstrengenden Agenturalltag.

Gezeigt wurde Manfred übrigens in Form von Bewegtbild, Display-Banner, InboxAd, Landingpage, Website-Advertorial, Direct-Mailings, Newsletter, Stand-alones und Give-aways.

Wir konnten 2014 die Abschlüsse um mehr als 20% steigern und damit auch den Marktanteil der Direct Line ausbauen.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Das Internet bietet faszinierende Chancen und gefährliche Bedrohungen gleichermaßen. Die Tendenz ist nicht immer leicht zu erkennen, zudem wird es natürlich immer unterschiedliche Meinungen geben. Der Staat wäre dabei insbesondere gefordert, einen objektiven Dialog zu fördern, hinkt aber in Wirklichkeit hinterher und kann mit den Technologietreibern kaum Schritt halten.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Europa begibt sich in Schlüsselindustrien in große Abhängigkeit von amerikanischen und asiatischen Giganten und muss aufpassen, seine Vormachtstellung in angestammten Bereichen wie der Autoindustrie nicht zu verlieren. Ich hoffe, dass es z. B. der Berliner Start-up-Szene gelingt, da wirklich etwas entgegenzusetzen und nicht nur die Seed-Finanzierer glücklich zu machen.

Herausforderung für unseren Markt:

Das digitale Überangebot steigt exponentiell. Welcher Mensch hat noch Lust auf eine neue App? Nachdem schon dutzende oder hunderte auf dem Smartphone installiert sind, werden die meisten von uns resistent und gehen in den Abwehrmodus. Das Durchdringen mit digitalen Angeboten, selbst mit jenen, die einen essenziellen Nutzen haben, wird schwieriger.

Herausforderung für unsere Firma:

Stetiger Wandel ist technologisch und intellektuell spannend, aber meistens gehen neue Geschäftsmodelle damit einher. Die Exploration wird nicht bezahlt, aber manchmal belohnt. Durch schnelle Entscheidungen sind wir wendiger als die Giganten, die versuchen mit großen Investitionen alles platt zu machen.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Heute kann man in Sekunden die Welt erobern und erfährt – bei Einsatz der richtigen Hebel – eine enorme Bereicherung. Da es keine Reisebeschränkungen gibt, haben natürlich auch die Idioten aller Länder Zugriff, die Gewalt in welcher Form auch immer androhen bzw. anwenden.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Ich suche einen Algorithmus, um meine Multioptionalität zu bewältigen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

https://www.adzine.de – alles rundum Data Advertising.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

http://metaversing.com/2015/06/29/defined-and-explained-creating-the-metaverse-in-the-real-world/#more-4380

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

1Q84 von Haruki Murakami. Ein futuristischer Liebeskrimi mit historischen Bezügen und wahraftigen Lebensweisheiten inspiriert mehr als jedes Fachbuch.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Die erste NOAH15 BERLIN vor ein paar Wochen, Eric Schmidt als Header fand die besten Worte ohne Powerpoint, dafür aber mit Krawatte und differenzierte sich somit von allen. Alle hörten andächtig zu, wie in der Kirche.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Basecamp und ähnliche kollaborative Tools, die uns näher zusammenrücken und schneller werden lassen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt?

Am meisten gelernt habe ich von meinem Kreativ-Partner Stefan, er geht grundsätzlich völlig anders an Dinge heran als ich. Gerne würde ich einen Tag mit Larry Page verbringen, um über die Zukunft von Kommunikation zu reden.