interview

Interview mit Christine Fröhler – Communication Consultants

Christine Fröhler Communication ConsultantsWer ist Christine Fröhler? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Hallo zusammen, ich bin ein Chamäleon, auf meiner Visitenkarte steht allerdings Stellvertretende Geschäftsführerin bei Communication Consultants. Dieser Satz hätte prima hier an den Anfang gepasst – aber auf unseren Visitenkarten stehen keine Titel. Ob Volontär oder Chef, in der Außenwirkung zählt die Kompetenz, und die ist nicht abhängig von schicken Titeln. Chamäleon sagt da schon mehr. Ich habe mal gelesen, dass der Farbwechsel bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung dient, sondern vor allem der Kommunikation mit Artgenossen. Das trifft es ganz gut: Ich schlüpfe für unsere Kunden in viele unterschiedliche Rollen. Und privat zusätzlich noch in die einer Fußballtrainerin und einer aktiven Fußballerin im Spätherbst ihrer Karriere.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma, wo liegt Eure Superpower?

die Stuttgarter Content Company und als größte PR-Agentur in Baden-Württemberg im B2B-Umfeld für die Schwerpunktbranchen Automotive, Energie und Bauen, Industrie, Gesundheit sowie Medienverlage tätig. Wir kennen uns mit technisch komplexen Inhalten aus und setzen sie im Zusammenspiel mit Gestaltung und Technik in verständliche und wirkungsvolle Konzepte, Kampagnen und Medienprodukte für die interne und externe Kommunikation um. Wir, das sind rund 40 Leute – alle ohne Titel auf den Visitenkarten, alles Chamäleons. An einem Tag ist ein und dieselbe Person Pressesprecherin von Panini, Chefredakteurin eines Siemens Kundenmagazins, Ghostwriterin für Vorstände, Chefredakteurin eines Mitarbeitermagazins eines Bosch-Geschäftsbereichs,  Social-Media-Managerin in eigener Sache, Dozentin, Ausbilderin…

Wer ist Euer typischer Kunde?

Unser typischer Kunde kommt unserem Idealkunden sehr nahe: Er kommt aus dem technisch anspruchsvollen B2B-Umfeld, ist ein großer bis sehr großer Mittelständler aus dem Großraum Stuttgart oder darüber hinaus und ist begeistert von unserem kompletten Agenturportfolio. Sprich, sowohl von unserem strategischen, konzeptionellen und redaktionellen Know-how als auch von unserer Kreation und den Spezialisten für Online und Social Media, Fotografie, Website-Gestaltung, Programmierung und Filmproduktion.

Welche Eurer Social Media Kampagnen (oder Postings) war besonders erfolgreich? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Viele Kunden messen den Erfolg ihrer Social-Media-Aktivitäten allein an der Zahl neuer Follower oder Fans. Im B2B-Bereich ist das jedoch eine relativ undankbare Kennzahl. Der angebotene Content ist meist nur für eine kleine, ausgewählte Zielgruppe interessant. Im Vergleich zu B2C kommt es deshalb viel stärker auf das Influencer Management an. Deswegen evaluieren wir unsere Social-Media-Projekte nicht nur quantitativ, sondern schauen uns genau an, wer mit unserem Content interagiert.
Ein besonders erfolgreiches Beispiel war unsere Social-Media-Live-Berichterstattung von der ISH Energy im März 2015. Für die Pressekonferenz unseres Kunden Bosch Thermotechnik haben wir dort live den Twitter-Kanal @Junkers_de bespielt. Die Mischung aus vorbereiteten Infos und spontanen Tweets unterstützte nicht nur die Pressekonferenz als klassisches PR-Instrument, sondern fügte sich auch perfekt in die neue strategische Ausrichtung von Bosch Thermotechnik ein, die einen Schwerpunkt auf die intelligente Vernetzung ihrer Geräte mit Smartphones und Co. legt. Durch die direkte Interaktion mit den Influencern aus der Branche gingen wir direkt auf Fragen und Anregungen ein. Blogger und Fachjournalisten versorgten wir in Echtzeit mit weiterführendem Content. So erhöhte sich unsere durchschnittliche Reichweite durch den eintägigen Event um 60 Prozent und die Anzahl neuer relevanter Follower vervierfachte sich. Was aber den Kunden und uns besonders freute, war die erhöhte Interaktion. Die Kampagne pushte nochmals die Einführung der neuen Highend-Geräte und positionierte die neue Markenidentität inhaltlich und visuell auch in den sozialen Netzwerken.

Links:

Hier klicken, um den Inhalt von X anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von X.

Hier klicken, um den Inhalt von X anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von X.

Welche Social Media Kampagne oder Social Media Post von anderen Unternehmen sollte man sich als “Best Practice” einmal anschauen? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Was sind Eurer Meinung nach die Top 3 „Do´s and Don´ts“ für´s Facebook Marketing?

Top 3 „Do´s

Kenne deine Zielgruppe

Insbesondere im B2B-Bereich ist es wichtig, seine Zielgruppe zu kennen. Was im Vertrieb schon lange Gang und Gäbe ist, nämlich eine persönliche Beziehung zu seinem Netzwerk aufzubauen, geht heute in den Social-Media-Relations noch allzu oft unter. Doch wie macht man das eigentlich? Die Antwort heißt Mehrwert. Der veröffentlichte Content muss einen Mehrwert für die Nutzer aufweisen. Ob dieser Mehrwert durch Unterhaltung, Information oder Service erzeugt wird, ist abhängig von der Ausrichtung des Unternehmens. Um die eigenen Follower zu kennen, ist in unseren Augen eine systematische Evaluation und Analyse unentbehrlich.

Plane deinen Content

Durchgeplant versus spontan – dieser vermeintliche Gegensatz ist keiner: Durch eine operative Contentplanung behält man den Überblick in Zeiten von Multichannel-Kommunikation und Micro-Communities. Ein durchdachter Plan hält einem den Rücken frei. So hat man dann im richtigen Moment Ressourcen, um spontan auf Entwicklungen reagieren zu können.

Sei mutig

Da sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Potenzielle Social-Media-Chancen nutzen. Unternehmen sind zwar keine Privatpersonen, das ist klar. Doch wegen vermeintlich fehlender Flexibilität potenzielle Geschichten erst gar nicht zu erzählen, wäre ein Fehler. Das Social-Media-Team von Oreo machte hier einen ausgezeichneten Job. 2013 während des Superbowls fiel für mehrere Minuten der Strom aus. Völlig unerwartet und recht peinlich für die Veranstalter. Die Live-Berichterstattung des Social-Media-Teams von Oreo nutzte aber die Chance und landete einen Content-Hit: You can still dunk in the dark (Du kannst auch noch im Dunkeln eintunken) wurde tausendfach geteilt, als sich die Fernsehzuschauer in der ungewollten Pause dem Smartphone zuwandten.

Link:

http://www.360i.com/work/oreo-super-bowl/

Top 3 „Don´ts”

Sei keine Insel

Viele Mitstreiter tummeln sich thematisch auf dem Social-Media-Spielfeld. Die Zeiten von striktem Konkurrenzdenken sind vorbei. Gemeinsam mit Bloggern, Journalisten und Interessierten erschaffen die Profis eine Themenöffentlichkeit, in der diskutiert, geteilt und empfohlen wird. Hier gilt es, die richtigen Partner zu identifizieren, Kontakt aufzunehmen und zusammen den richtigen Content zu produzieren.

Das Auge isst mit

Wie bei einem guten Restaurantbesuch zählt nicht nur der Geschmack, sondern auch das Ambiente. Eine professionelle Visualisierung ist nach gutem Content der wichtigste Erfolgsfaktor. Textwüsten, kein oder nur schlechtes Bildmaterial oder Information in dröger Tabellenform mindern die Erfolgschancen eines Posts enorm.

Einheitsbrei mag keiner

Multichannel heißt nicht, in jedem Kanal denselben Content zu veröffentlichen. Die sozialen Netzwerke differenzieren sich immer stärker aus. Deshalb unterscheiden sich auch die Zielgruppen auf den einzelnen Kanälen. Das bedeutet: Schwerpunkte setzen. Für die Twitter-Community ist fachlicher Content extrem wichtig, auf Facebook werden technische Aspekte einfach durch Infografiken erklärt und für die Professionals auf Xing werden Unternehmensnews kommuniziert. Der richtige Mix macht’s!

Stell Dir vor, Du hättest 3 Wünsche frei, die Dir Mark Zuckerberg bzgl. Facebook erfüllen würde. Was wären die?

Transparenter Datenschutz, Selbstbestimmung, welche Posts ich im Stream sehe und die Gewissheit, dass Facebook auch noch in zehn Jahren für die User kostenlos ist.

Social Media hat Kommunikation in den letzten Jahren stark verändert. Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Datenschutz und Rechtssicherheit

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Sich im internationalen Umfeld behaupten

Herausforderung für unseren Markt:

Den Werbeagenturen nicht das Feld des Content Marketing zu überlassen

Herausforderung für unsere Firma:

„Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“, soll Gustav Mahler einmal gesagt haben. In diesem Sinne verstehen wir bei CC moderne PR: Wir bewahren die Tugenden des professionellen Journalismus‘ und würden keinem Kunden ernsthaft raten, auf klassische Medienarbeit zu verzichten. Aber wir haben auch Spaß am vermeintlich weniger klar geregelten Teil der Kommunikation, wie er sich in den  Sozialen Medien abspielt. Denn bei genauerem Hinsehen ist das alles nicht so ungeregelt. Auch – oder sogar gerade – für die neuen Kanäle braucht es eine klare Strategie – und Content ist hier wie dort nur gut, wenn er interessant, medienadäquat und für den Adressaten relevant ist. Deshalb unterscheidet sich die PR der neuen Lesart zwar in Form und Mitteln von der Klassik, aber nicht in ihren Grundprinzipien.

Meine Persönliche Herausforderung:

Ältere Kolleginnen und Kollegen von mir schauen gerne mal zurück. Das macht Sinn, weil ihr Horizont in diese Richtung naturgemäß weiter reicht als bei den Jungspunden. Wenn sie das tun, schleicht sich manchmal ein leicht wehmütiges Timbre in den Ton. Ein klar strukturiertes, überschaubares Geschäft sei die PR gewesen, als sie noch gewissermaßen ein Synonym für „PRessearbeit“ war. Mit Profis auf beiden Seiten, ungeschriebenen, aber allgemein akzeptierten und gültigen Gesetzen und belastbaren Regeln. Und wenn sie dann aus dem kleinen Melancholie-Anfall ins Tagesgeschäft zurückkehren, gibt’s den eindeutigen Hinweis an den jungen Kollegen, dass die Begrenzung auf 140 Zeichen bei Twitter noch lange keine Rechtfertigung für sprachliche Schlampereien ist. Denn Profis sind sie geblieben, und mit der enormen Veränderung der Kommunikationslandschaft haben sie sich auch längst angefreundet. Mit meinen 37 Jahren sitze ich genau dazwischen und versuche das „best of both worlds“ zu verkörpern.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

http://www.zeit.de/2015/29/griechenland-europa-amorgos-sparpolitik
„Der Geldbote von Amorgos“ von Michalis Pantelouris ist eine journalistische Meisterleistung. Endlich die lang ersehnte differenzierte und fundierte Berichterstattung zur Griechenland-Krise.

eine Veranstaltungsreihe, auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

agenturexcellence von Wilhelm Herrmann. Ein tolles Seminar- und Beratungsprogramm zur strategischen Unternehmensentwicklung inhabergeführter Agenturen wie CC. Gerade die kollegiale Beratung und der Erfahrungsaustausch unter Agenturinhabern und -Mitarbeitern ist bares Geld wert.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Immer noch Post-its. Ich schreibe jede Aufgabe auf einen winzigen Klebezettel. Dadurch wirkt jeder noch so große Job an sich schon mal sehr klein und wenig furchteinflößend. Nach getaner Arbeit zerknülle ich das Papier und werfe es weg. Das entspannt total.

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Miriam Meckel (WirtschaftsWoche) oder Gabriele Fischer (brand eins). Weil in unserer Branche weibliche Vorbilder in Führungspositionen immer noch rar sind, obwohl Kommunikation eine vermeintlich weibliche Domäne ist.