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Interview mit Felix Beilharz – felixbeilharz.de

Felix Beilharz felixbeilharz.deWer ist Felix Beilharz? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Ich bin selbständig als Speaker, Trainer und Berater tätig, unterrichte an Hochschulen, schreibe gerade mein fünftes Buch und helfe Unternehmen, sich im Social Web erfolgreich zu positionieren. Daneben betreibe ich eine Handvoll eigene Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen. Soweit zum Beruflichen. Jetzt wollt ihr noch was Persönliches hören. Mmh… Ich mag keinen Kaffee, trinke keinen Alkohol, höre Metalcore und Deathcore, aber KEINEN Heavy Metal, fahre gerne ICE, aber hasse IC (zumindest die alten Gurken, die immer noch eingesetzt werden), mag Pepsi Max lieber als alle anderen Cola-Sorten und bin großer USA- und Karibikfan. Ach ja, und ich stehe dazu, früher David Hasselhoff und He-Man verehrt zu haben. Reicht das? 🙂

Elevator Pitch! Was machst Du, wo liegt Deine Superpower? Was genau bietest Du im Bereich Social Media Marketing an?

Ich helfe Unternehmen, die ersten Schritte ins Social Web zu wagen, aber auch, mehr aus den bereits bestehenden Aktivitäten rauszuholen. Kernangebot sind Seminare und Schulungen. Wenn es meine Zeit zulässt, aber auch strategische und operative Beratung, jedoch nur vereinzelt für ausgewählte Kunden. Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aber aus Vorträgen, zum Beispiel auf Kunden- oder Kick Off-Veranstaltungen, Jahres- und Verbandstagungen, etc. In den letzten Jahren habe ich zum Beispiel Vorträge in Oslo, Montpellier, Salzburg, Bern und New York gehalten; dieses Jahr steht sogar noch Kenia auf dem Programm.

Im Juni habe ich mit der „hashtag.business“ eine Social Media Konferenz in Köln organisiert, die super angekommen ist. Die wird nächstes Jahr wieder stattfinden, aber ergänzt um etwas Besonderes. Das wird an dieser Stelle aber noch nicht verraten.

Wer ist Dein typischer Kunde?

In der Regel sind es Unternehmen aus dem Mittelstand, die nicht zu den typischen online-affinen Sektoren gehören. Zum Beispiel Industrie, Handwerk, Dienstleistungen, aber auch viele andere Branchen. Einen „richtigen“ typischen Kunden habe ich aber nicht. In den letzten Jahren habe ich Seminare und Projekte sowohl für Konzerne, als auch für KMU und sogar einige öffentliche Einrichtungen und Behörden durchgeführt.

Welche Eurer Social Media Kampagnen (oder Postings) war besonders erfolgreich? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

eines meiner eigenen aktuellen Postings nennen. Spreadshirt hat es abgelehnt, ein Shirt mit „I love Pegida“ zu bedrucken. Die abgewiesene Kundin hat sich in einer Facebook-Gruppe darüber beschwert und den Screenshot des Mailverkehrs gepostet. Das habe ich gesehen und auf meiner Fanpage gepostet. Dann ging es ziemlich schnell rund – der Beitrag wurde von über 300.000 Menschen gesehen. Meine Fanbase betrug zu dem Zeitpunkt aber nur ca. 7.500 Menschen.

habe ich dazu einen Post veröffentlicht und die Hintergründe erklärt. Dieser Beitrag wurde über 600 Mal geteilt, dann zuerst vom EXPRESS, der Hamburger Morgenpost und dem Berliner Kurier aufgegriffen. Einen Tag später hat RTL dann daraus einen Beitrag auf ihrer Website gemacht. Allein dieser Post wurde über 4.700x geshared. Insgesamt überstieg die Zahl der Shares die 6.000er-Marke.

http://hashtag.business) recht erfolgreich. Wir haben den Hashtag #business15 aktiv kommuniziert, so dass vor Ort recht viele Teilnehmer mitgetwittert haben. Unter anderem habe ich auch eine Social Wall aufgestellt, auf der live alle Tweets und Instagram-Posts mitverfolgt werden konnten. Der Hashtag #business15 hat es bundesweit auf Platz 2 der Trending Topics bei Twitter geschafft, wurde erst gegen 15 Uhr vom Queen-Besuch verdrängt. Insgesamt haben die Tweets mit dem Hashtag 2,7 Millionen Impressionen und ca. 700.000 Nutzer erreicht.

Welche Social Media Kampagne oder Social Media Post von anderen Unternehmen sollte man sich als “Best Practice” einmal anschauen? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

https://www.facebook.com/true.fruits.no.tricks) anschauen. Nic, der Marketingchef und Mitgründer, hat auf der hashtag.business recht tief in die Unternehmensstrategie einblicken lassen. True fruits ist tatsächlich ohne klassische Werbung vom kleinen Studenten-Startup zum Marktführer aufgestiegen. Die Geschäftsentwicklung lässt sich ganz klar in „vor“ und „nach“ Social Media-Einführung unterteilen.

Das Unternehmen bespielt die Social Media Kanäle meisterhaft. Vor allem liegt das auch an der professionellen Nutzung von Hashtags. Diese werden speziell für die Produkte oder Postings kreiert, sind kreativ bis provokativ, und werden sowohl in den Beiträgen und Bildern, aber auch auf den Smoothieflaschen selbst platziert. So entstehen nicht nur Gespräche, sondern auch eine aktive Kundenbindung.

Der Erfolg beweist ganz klar: Auch mit Produkten, die deutlich teurer als die der Konkurrenz sind, und auch unter vollständigem Verzicht auf klassische Werbung, kann man ganz nach vorne kommen.

Was sind Eurer Meinung nach die Top 3 „Do´s and Don´ts“ für´s Facebook Marketing?  

Do´s:

Mehrwert schaffen: Die meisten Unternehmen, bei denen auf Facebook nix passiert, posten viel zu „Wir“-bezogen und viel zu wenig auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden abgestimmt. Das Credo sollte nicht lauten „Was können wir über uns erzählen?“ sondern „Was will der Kunde lesen? Was braucht er? Was hilft ihm weiter?“

Storytelling: Geschichten lassen sich mit Texten, Bildern und Videos und jeder denkbaren Kombination daraus generieren. Erschafft eine Story, die ihr langfristig mit dem Kunden teilt. Achtet immer auf Relevanz, seid interessant. Das geht in jeder Branche, immer!

Anzeigen schalten: Die Anzeigen bei Facebook funktionieren super, wenn man es richtig macht. Sowohl um Fans zu generieren als auch um Inhalte zu promoten. Mit der richtigen Anzeigen-Strategie werden Facebook-Ads zu einem wertvollen Baustein zum Erfolg.

Don´ts:

Zu selten posten: Viele Unternehmen haben sich der „Ein Post am Tag“-Regel verschrieben (oder sogar noch deutlich seltener), weil sie ihre Kunden nicht nerven wollen. Wo steht denn geschrieben, dass ein Post nicht, aber zwei Posts dann doch nerven? Die Reichweite hängt aber stark mit der Postingfrequenz zusammen. Wer zu selten postet, geht einfach in der Masse unter und wird nicht mehr wahrgenommen. Also keine Angst vor häufigeren Posts, WENN (wichtig!) jeder Post relevant ist.

Facebook ablehnen: In der Praxis stoße ich immer wieder auf Leute, die im Unternehmen Facebook betreuen (sollen), aber privat Facebook eigentlich hassen, fürchten oder sonstwie ablehnen und es entsprechend auch nicht nutzen. Tatsächlich kenne ich NIEMANDEN, der Facebook langfristig erfolgreich im Business nutzt, es privat aber ablehnt. Funktioniert einfach nicht. Dafür ist der Funktionsumfang zu groß, der Netzwerkgedanke zu wichtig und das Thema zu schnelllebig. Wer Facebook-Marketing betreibt, muss Facebook mögen. Basta.

Nur auf Facebook setzen: Facebook ist super und ein wichtiger Kanal. Aber eben nicht der einzige. Neben Facebook gibt es viele andere Netzwerke, die in spezifischen Zielgruppen oder für spezifische Einsatzzwecke enorm hilfreich sind. Und im Mittelpunkt sollte sowieso ein eigener Kanal stehen, z.B. ein Blog und ein E-Mail-Verteiler. Facebook als alleiniger (Social Media-)Kanal ist gefährlich und leichtsinnig. Die Mischung macht’s.

Stell Dir vor, Du hättest 3 Wünsche frei, die Dir Mark Zuckerberg bzgl. Facebook erfüllen würde. Was wären die?

Als Nutzer würde ich mir wünschen, die Option zu haben, tatsächlich alle Posts ungefiltert einsehen zu können, wie bei Twitter. Früher konnte man noch zwischen „Neueste Beiträge“ und „Relevanteste Beiträge“ wechseln, das geht auch nicht mehr. Wäre aber toll.

Als Unternehmen würde ich sehr gerne meine Fans vollständig einsehen können und vor allem auch wissen, WER meine Links teilt. So etwas wie früher die Google+ Ripples wäre für Facebook absolut genial.

Und drittens würde ich es sehr begrüßen, wenn Facebook das, was wir früher mit dem Graph Search Scraping verbotenerweise gemacht haben (also die, die das gemacht haben, wir natürlich nicht *g*), ins Anzeigensystem übernimmt. Also zum Beispiel Fans der Konkurrenz targetieren, spezifische Zielgruppen erstellen, die weit über die Targetingmöglichkeiten des aktuellen Systems hinausgehen, etc. Datenschutzrechtlich wird das wohl nie möglich sein, aber toll wäre es schon.

Social Media hat Kommunikation in den letzten Jahren stark verändert. Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Mit den aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben und sich gleichzeitig nicht allem Neuen zu verschließen. Gerade wir Deutschen haben die Tendenz, mit Protektionismus und Besitzstandswahrertum auf Altbekanntem zu beharren. Das Problem ist aber: Um uns herum dreht sich die Welt weiter. Wenn andere sich schneller anpassen und vor allem gestalten, laufen wir immer nur hinterher.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Von den Giganten in China und den USA nicht vollständig abgehängt zu werden (sofern noch nicht geschehen). Europa kann nicht einen einzigen wirklich bedeutsamen Player vorweisen. Alibaba, Amazon, Google, Facebook, etc. beherrschen die Welt. Ein europäisches Gegenangebot wäre mehr als wünschenswert, ist aber nicht abzusehen.

Herausforderung für unseren Markt:

Nicht den Überblick zu verlieren bei alle den neuen Entwicklungen. Wir als Social Media Berater müssen alle neuen Entwicklungen, Kanäle und Trends erkennen, erleben, ausprobieren, einschätzen und entsprechend bewerten können. Das ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden.

Meine Persönliche Herausforderung:

Mittlerweile gibt es unzählige „Social Media Experten“. Ich hatte schon Leute, die tatsächlich nach einem eintägigen Seminar bei mir selbst angefangen haben, Seminare zu geben. Das halte ich für fatal, denn da fehlen einfach das Hintergrundwissen, die Erfahrung, die Zusammenhänge etc. Meine Herausforderung ist es, mich weiterhin von diesen und anderen vermeintlichen Experten abzuheben und in der Positionierung klarzumachen, warum es besser ist, ein paar Euro mehr für einen „richtigen“ Experten auszugeben, als durch Sparzwang auf einen Schmalspurberater, -trainer oder –speaker zu setzen. Denn wie so oft gilt auch hier: Wer billig kauft, kauft zwei Mal.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

wie alles, was onpage.org macht, ist auch der blog bzw. das Magazin grandios. Die Jungs und Mädels holen sich externe Autoren ins Boot und achten auf eine sehr hohe Qualität der Beiträge. Das meiste, was ich bisher dort gelesen habe, war wirklich sehr hilfreich, praktisch und fundiert.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

http://boostblogtraffic.com/how-to-become-an-expert/ gestoßen und habe ihn trotz dem etwas komischen Titels angefangen zu lesen. Der Artikel war tatsächlich sehr hilfreich. Es geht darum, wie man in seinem Themengebiet immer auf dem Laufenden bleibt und möglichst schnell möglichst viele Infos aus Büchern, Artikeln und Blogs zieht. Das sollte sich jeder mal anschauen, der in einem Thema Know-how aufbauen will.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„The Millionaire Fastlane“ von M.J. deMarco. Gibt es nur auf Englisch, ist aber auf jeden Fall lesenswert, auch wenn der Titel etwas amerikanisch-provokativ ist. Im Kern geht es darum, dass Vermögen aufbauen durch sparen und investieren nicht funktioniert bzw. doch funktioniert, aber eben erst nach 30-40 Jahren. Alle die, die in jungen Jahren reich geworden sind, haben das nicht durch Fondssparpläne oder rigoroses Sparen beim Einkaufen im Supermarkt geschafft, sondern in aller Regel durch den Aufbau eines erfolgreichen Businessmodells. Er unterscheidet auch zwischen „get rich quick“, was durchaus möglich oder sogar meist der Fall ist, und „get rich easy“, was die wahre Falle ist.

Das Buch ist ein Plädoyer für Unternehmertum, aber gegen „tue was du liebst“, weil dem Markt egal ist, was man selbst liebt, solange man damit kein echtes Bedürfnis erfüllt. Es geht auch ins Gericht mit Multi-Level-Marketing, Affiliate-Marketing und vielen anderen beliebten Geschäftsmodellen.

Definitiv eine Leseempfehlung!

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Neben „Onlinethinketing“ von Karl (siehe unten) kann ich die SEO Campixx auf jeden Fall empfehlen. Ich bin seit 5 Jahren jedes Mal dabei und kann sagen, dass die Campixx für meinen eigenen Erfolg maßgeblich mit verantwortlich war. Sowohl was inhaltliche Learnings, aber auch was das Networking und den Bekanntheitsgrad in der Szene angeht. Zwar hat sich die Campixx in den letzten Jahren relativ stark verändert, aber das hat die gesamte Online-Branche auch. Und letztendlich ist die Campixx durch das Barcamp-Prinzip immer das, was wir daraus machen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Ich nutze u.a. Onpage.org, XOVI, fanpagekarma, socialbench und einige andere kostenpflichtige sowie zahlreiche kostenlose Tools. Das hilfreichste davon rauszupicken fällt mir schwer, da jedes seinen spezifischen Einsatzzweck hat. Ich finde aber, XOVI hat in den letzten Jahren stark zugelegt, was Umfang und Datenqualität angeht.

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Einer der wertvollsten Tage war tatsächlich das Seminar „Online Thinketing“ mit Karl (Kratz). Karl verkauft es zwar als Online-Marketing-Seminar, das ist es aber m.E. nur im Ansatz. Er vermittelt dort weder, was Online-Markteting ist, noch wie die Kanäle funktionieren, wie SEO „geht“, wie man Social Media einsetzt etc. Stattdessen gibt Karl Impulse, die ein Umdenken und Neu-Denken erreichen sollen. Sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene. An diesem Tag habe ich so viele Impulse mitgenommen wie selten in einem Seminar. Karl denkt einfach auf einem ganz anderen Level als die allermeisten anderen Marketer. Vieles, was Karl in den letzten Jahren in Vorträgen, Gesprächen und Chats gesagt hat, habe ich erst im Seminar so wirklich verstanden. Also auf jeden Fall lohnenswert.