interview

Interview mit Thomas Stiren – rdts AG

Thomas Stiren rdts AGWer ist Thomas Stiren? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

rdts AG, als Studenten-Start-up mitgegründet und bin dort immer noch als Vorstand und Projektmanager tätig. Daneben blogge ich und halte Vorträge als
Netzversteher.de“.

Ich habe als Internet-Pionier spannende Zeiten erlebt. Wir gestalteten für viele Unternehmen die allererste Website, bezogen mit der neu gegründete DENIC  eG unsere ersten Büroräume in Frankfurt und erhielten das wohl einmalige Angebot eines Börsenganges am sagenumwobenen „Neuen Markt“.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich übertreibe es nach Meinung unserer Mitarbeiter oft als Zielgruppenfetischist, Pixelpedant und Konversionsjunkee. – Aber manchmal ist mehr wirklich mehr im Sinne von besser:-)

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wir sind Fullservice-Web‘ler und kochen auch nur mit Wasser – aber immerhin mit über 20 Jahren Erfahrung. Das USP ist unser Enterprise-Lösung für E-Commerce und Website-Content „Editor’s Office“ – eine eierlegende Wollmilchsau, mit dem unsere Mannschaft jede komplexe Webanwendung umsetzen kann. – Jede! – Geht nicht, gibt’s nicht!

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?

etikett.de durften wir von der Idee bis heute begleiten. Zusammengefasst: In fünf Jahren zu Deutschlands größter Labeldruckerei! Eine der wenigen Kunden, die alles eins zu eins umsetzten: Websitekonzept und Onlinemarketingplan – gepaart mit dem unternehmerischen Mut, bei Domainkauf, Technik und Onlinemarketing nicht zu kleckern sondern zu klotzen! Der Relaunch fand übrigens vor einem Monat statt!

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft bzw. den Staat:

Ich sehe sehr positiv, dass die Nutzer oft ein Korrektiv bilden. Kritisch beobachte ich seit Jahren, dass die Gesetzesmacher und -hüter immer noch zu wenig Ahnung bei der Rechtsprechung haben. Das nervt, denn nicht mal die sogenannten „Internetanwälte“ wollen sich bei Datenschutzerklärung & Co. mehr festlegen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Natürlich ist das Thema Monopolisierung durch Amazon, Google & Facebook kritisch zu beobachten. Aber das sind die Marktgesetze auch der Besseren. Ich finde, dass Deutschland gut aufgestellt ist, für Europa kann ich nur bedingt sprechen. Wichtig ist, dass wir uns nicht ausruhen und zu den Innovatoren zählen. Im Hinblick auf den Fachkräftemarkt sehe ich, dass mehr duale Studiengänge eingeführt werden müssen – es fehlt oft der Praxisbezug an den Hochschulen.

Herausforderung für unseren Markt:

Die Diversifizierung der Onlinekanäle schreitet weiter voran. Es ist schon lange nicht mehr die Website oder der Webshop sondern das trimedialle Spielen der gesamten Social Media-Klaviatur  – also in Text, Bild und (Live-)Video. Entweder die Webagenturen spezialisieren sich oder sie müssen jeden Tag am Puls der Zeit sein, um Ihre Kunden weiterhin ganzheitlich vermarkten zu können.

Herausforderung für unsere Firma:

Wir wollen letzteres tun. Unsere Kunden erhalten von uns die erstklassige Unterstützung, ihre Produkte und Leistungen zielgruppengenau an den Markt zu bringen. Daran lassen wir uns messen. Wir sind dafür da, ihnen mithilfe des richtigen Onlinemix erfolgreich sich und ihre Produkte zu verkaufen.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Erinnerst Du Dich noch an das „Skip Intro“, das waren diese Flash-Intros zum Wegklicken und oft Wegschreien. Zudem war Flash eine eigene Programmiersprache und kein Internet-Standard. Es war das Lieblingsspielzeug der klassischen Werbeagenturen, als sie das Web entdeckten und mit ihrem CD-Rom-Design das Internet verunstalteten. – Entsprechend freut es mich, dass es einen eigenen HTML-Standard als Nachfolger gibt, der in den letzten Jahren sehr viele Innovationen in der Nutzerexperience hervorbrachte und -bringt.

 Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

slideshare.net – Das Beste aus der Welt auf Folien: Mein täglicher, virtueller Messebesuch;-)

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

leidergeschlossen.de – Alexander Graf im Interview:
Eine der Quintessenzen, die ich genauso sehe. Ich zitiere: „Manchmal kann es tatsächlich sinnvoll sein, keinen eigenen Webshop zu haben und seine Energie und sein Geld lieber in eine gute Performance bei Amazon, Zalando oder Alibaba zu stecken.“

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Immer wieder von Neuem: Der Web Design Index …Mittlerweile in Ausgabe 10 vom März 2016.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit (außer dem Kopf 😉

Siri, die Spracherkennung von Apple: Versteht mich immer, macht das Kommunzieren per Tastatur leichert und sie meckert nicht.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Sir Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Webs. Ich hätte so viele Fragen und würde mich mit ihm gerne austauschen! Das wäre toll! – Einer meiner beeindruckendsten Erlebnisse war übrigens in diesem Zusammenhang der Besuch des Cerns in Genf im Jahre 2007, wo der original Webserver steht, auf dem er das WWW erfunden hat. In aller Bescheidenheit: Das Foto von seinem Rechner schmückt übrigens den zentralen Wikipedia-Artikel über das WorldWideWeb.

Weitere exklusive Interviews aus der Netzwirtschaft gibt es hier.