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Interview mit Martin Lange – BPV Medien

Martin Lange BPV MedienWer ist Martin Lange? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin in Hamburg geboren, 43 Jahre alt, Betriebswirt und MBA, arbeite seit vielen Jahren in unterschiedlichen leitenden Funktionen in nationalen und internationalen Presse- und Medienmärkten. Medien und deren Nutzer waren in meiner beruflichen Laufbahn immer Thema Nummer 1. Bei der weltweit tätigen Bauer Media Group konnte ich neben dem klassischen Know-How von Vertrieb auch in der Mikrologistik- und Großhandel von Presseprodukten sowie umfangreiche Kompetenzen im Directmarketing und Customer Care Prozessen aufbauen. Insbesondere in der direkten Zusammenarbeit mit der Verlegerfamilie – extrem lehrreich – wurden Schnelligkeit und Konsequenz von Entscheidungen als auch der stetige Change und das Überprüfen, ob „das Heute“ noch die Anforderungen und Wünsche der Leser von morgen entspricht Teil meiner Führungs-DNA. Privat reise und lese ich gerne, bin an Architektur interessiert, versuche viel Sport zu treiben und habe laut meiner Frau für einen Mann definitiv zu viele Schuhe.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

BPV Medien ist sowohl ein internationaler Verlag und Lizenzgeber/nehmer von Special Interest Zeitschriften (< 1.200 Ausgaben in rund 80 Ländern p.a.) und ein internationaler Vertrieb von Zeitschriften. Wobei wir den klassischen Verkauf im Presseeinzelhandel, das Abo-Marketing- und Kundenbetreuung als auch die Verkäufe digitaler Presseprodukte und die Verkäufe über digitale Plattformen ebenfalls komplett abbilden. In der kurzen Aufzählung ist bereits unsere Stärke erklärt. Als mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen sind wir groß genug, um alle relevanten Vertriebskanäle voll umfänglich bedienen und alle Prozesse für den Verkauf jeder aktuellen Darreichungsform von journalistischem Content abbilden können.

Besides: Der große Anteil des internationalen Business aus drei deutschen Standorten und zwei Standorten in Frankreich und Polen ist aus unserer Sicht ein strategischer Wettbewerbsvorteil.

Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?

Das holländische Magazin Libelle ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung zu einer omnipräsenten Medienmarke mit verschiedenen Erlösquellen.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Spannend und für das zukünftige nationale und internationale Zusammenleben wird es aus meiner Sicht sein, wie wir die Jugend der Welt an die unerschöpflichen aber dauerhaft verfügbaren Möglichkeiten anlernen. Und welche Wege wir als Gesellschaften finden, die anonyme und mithin vielfach oberflächliche und immer das neue Extrem suchende digitale Welt zu organisieren und zu lenken.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa: 

Netzwirtschaft bedeutet zu aller erst mal Netz. Und das ist in Deutschland erstens nicht wirklich engmaschig und zweitens viel zu langsam. Netzwirtschaft ist ansonsten ein globales Thema. Das World Wide Web ist angelegt, um von überall verfügbar zu sein. Ergo: Global.

Herausforderung für unseren Markt:

Das Internet und vor allem die neuen mobilen Devices (Smartphone, Tablet) haben zu einem sich schnell ändernden Leseverhalten und allgemein zu einem veränderten Konsum von Journalismus geführt. Die über Jahrzehnte gelernten Kalkulationsmodelle und Wertschöpfungsketten von Verlagen/Medienunternehmen und Verlagsdienstleistern funktionieren nicht mehr wie gewohnt. Die Wettbewerber um Zeit und Geld der Leser sind andere und die anderen sind auch viel mehr geworden. Verlage haben mehr Kontakte zu potentiellen Nutzern ihrer Marken als je zuvor. Nur, Verlage müssen lernen, die Wege des Lesers über die verschiedenen Kontaktpunkte on- und offline transparent zu machen und zu verstehen. Markenführung und Markenpositionierung in Kombination mit gut organisierten und vor allem vernetzten (intern und extern) IT-Prozessen und weniger tradierte direkte Transaktionsversuche.

Herausforderung für unsere Firma:

BPV Medien wird sich der Aufgabe stellen, seine Marken in den jeweiligen Zielgruppenmärkten an Nummer 1 oder 2 zu positionieren. Über die Relevanz in den Zielgruppensegmenten ergibt sich dann zukünftig die Möglichkeit, die Kundenbeziehungen über Mehrwerte, modulare Angebote des Contents, E- Commerce sowie Aufbau neuer verwandter Geschäftsfelder on- und offline zu monetarisieren. Nur über die Relevanz und das Vertrauen in die Marke und gut organisierte (IT)-Prozesse können die Assets der Verlage (Content, Marke, Glaubwürdigkeit) auch weiterhin für entsprechende Umsatzrenditen sorgen. Als Vertriebsunternehmen sind wir zwar gut aufgestellt, müssen aber weiter hart arbeiten, dass wir zum einen immer die kritische Masse behalten, um unser gesamtheitliches Angebot aufrecht zu erhalten und unser Netzwerk weiter pflegen und ausbauen, um zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Partnern Allianzen und Kooperationen eingehen zu können.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Wenn es zu langsam ist, wenn es schnell ist.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Generell alle Services, die den Alltag besser organisieren und verknüpfen. Insbesondere wenn die Aufgaben/Tätigkeiten unregelmäßig auftreten und sie dann häufig vergessen werden…

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Medien, die ich gerne online und offline lese, sind u.a. The Economist, Die Zeit, pv Digest, gründerszene.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Als Hamburger Jung empfand ich den Nachruf von Giovanni di Lorenzo in „Der Zeit“ zum Tod von Helmut Schmidt sehr angemessen.

http://www.zeit.de/politik/2015-11/helmut-schmidt-nachruf-politiker

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Mäuse Strategie für Manager (besser: who moved my cheese) zu Beginn meiner Laufbahn. The Second Machine Age oder The Circle für die Herausforderungen von Heute und Morgen.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Der Digital Innovators Summit vom VDZ

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Mein Verstand und mein Bauchgefühl

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Abseits der Expertenfrage und dass ich zudem völlig frei von Vorbildern lebe, finde ich Menschen mit selbst erarbeiteten Erfolgen in unterschiedlichen Bereichen sehr interessant und somit natürlich auch einen Tag Austausch hoch spannend. Bsw. Robert Dekeyser als Ex-Profitorwart und Founder von Dedon oder Richard Branson.

Change sowohl im Mindset als auch beim Verkauf, Kundenmanagement und IT- Prozessen sowie Erfolg durch Digitalisierung ist und wird für Medienunternehmen essentiell sein. Daher ist Angela Ahrendts als Ex-CEO von Burberry mit Sicherheit eine ausgesprochen versierte und kurzweilige Gesprächspartnerin.