Es gibt inzwischen so viele Marketingstrategien, die im Digitalen nicht funktionieren, dass es Zeit wird, grundsätzlich über die Mechaniken digitaler Werbung nachzudenken.
Guten Tag,
dann wollen wir es mal versuchen, dieses Nachdenken über die Mechaniken digitaler Werbung.
Viel Spaß mit der 74. Ausgabe der Netzwirtschaft.
Beste Grüße,
Thomas Jahn
– frisch gefiltert in Berlin –
CHART DER WOCHE
Amazons Killer-Kreislauf
Jeff Bezos’ Serviettenmalerei, die wir hier erneut auflegen, weil die Mechanik nicht an Aktualität verloren hat, sondern im Gegenteil: immer größere Kreise zieht (mehr hierzu gleich nach unserem Jour Fixe).
Jour Fixe KW 26/27
Digital Fitness. Die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer traut ihren Chefs die digitale Transformation (auch in diesem Jahr noch) nicht zu. Das ist das Ergebnis einer Studie der Uni Furtwangen, für die mehr als 1.000 Arbeitnehmer befragt wurden …weiterlesen
Linkedin. Mindestens vier weitere Unternehmen waren an Linkedin interessiert; das geht aus einem SEC-Filing hervor. Laut „Recode“ sollen unter den Bietern auch Google (-> Denkrichtung: Indeed?) und Facebook gewesen sein. Die betroffenen Firmen kommentieren dies nicht. Dass Salesforce interessiert war, wurde bereits vergangene Woche bekannt. Den Zuschlag bekam dann Microsoft für 26,2 Mrd. $ …weiterlesen
Tesla. Am letzten Donnerstag verunglückte der 40jährige Joshua Brown tödlich, als sein Tesla im Autopilot-Modus einen weißen LKW, der den Highway überquerte, nicht erkannte und bei voller Fahrt rammte …weiterlesen
DIGITALSTRATEGIE
Wie Amazon die Netzwirtschaft besteuert
So very quietly around 2000, we became a services company with really no fanfare.
Andy Jassy, AWS
AWS, die Amazon Web Services, waren einst die interne Lösung für Amazons eigene Skalierungsprobleme und entwickelte sich von dort aus zum Weltmarktführer für Hosting & Cloud Services mit einem Jahresumsatz von 10 Mrd. $ und einem globalen Marktanteil von 30%. So die Zusammenfassung einer der am meisten gelesenen Artikel der Webseite Techcrunch in der letzten Woche.
Einen Schritt weiter in der Analyse geht Ben Thompson vom Fachmagazin Stratechery. Thompson sieht den Erfolg der AWS in der Fähigkeit Amazons begründet, eine Art Steuer für die Netzwirtschaft zu entwickeln.
If you believe that over time the software industry is a multi, deca-trillion industry, then ask yourself how valuable a company would be who taxes the majority of that industry?
Camath Palihapitiya via Stratechery
5%, 10% oder gar 25%? Selten war Prozentrechnung so unwichtig. Denn Amazon besteuert auf Sicht die ganze Netzwirtschaft, meint Thompson, mit AWS die Unternehmen und mit Prime die Endkunden. Das digitale Steuersystem, es basiert auf Größeneffekten, die es Amazon ermöglichen, permanent in die Entwicklung neuer „Kundenvorteile“ zu investieren. Ein Kreislauf, den Jeff Bezos vor Jahren schon auf einer Serviette skizzierte (s. oben). Economies of Scale lehrbuchhaft übersetzt.
Noch plastischer als bei den AWS wird die Besteuerung bei dem Kundenbindungsprogramm Amazon Prime: aus einem ehemals niedrigmargigen Handelsgeschäft wird mit Prime über 1) Abonnements mit 2) kostenlosen digitalen Produkten (Wertschöpfung zu marginalen Kosten), 3) immer kürzeren Lieferzeiten (Logistik nach dem Bauplan von AWS?) und 4) Rabattschlachten (höchster Tagesumsatz der Firmengeschichte) ein Produkt mit sagenhaft hoher Kundenbindung (99%) und verlässlichen Einnahmen – aus ökonomischer Sicht ist das: faszinierend …weiterlesen
(P.S. Wie haben unser Prime-Abo gekündigt, weil wir keine Dinge mehr kaufen wollen, die wir ohne Prime gar nicht erst gekauft hätten.)
ONLINE MARKETING
Wie Facebook auf den Emotionen der Nutzer surft
My Facebook thesis is that Zuckerberg’s key skill is surfing user behaviour, and spotting and killing anything that detracts for the experience. It doesn’t matter how strategically (or financially) important that thing might be.
Benedict Evans, Andreessen Horowitz
Um 42% ist der Traffic bereits gefallen, den Webseiten von Facebook bekommen. Nun will Facebook Inhalte von Privatpersonen noch prominenter im Newsfeed des Nutzers platzieren. Die Menschen wollen informiert und unterhalten werden, sagt Adam Mosseri von Facebook. Eine Änderung, die vor allem solche Publisher treffen wird, deren Posts wenig bis keine Resonanz erzeugen, meint Lars Backstrom, ebenfalls Facebook.
Wir denken, dass wirksames Content Marketing hierdurch weiteren Auftrieb erfahren wird, dass margenschwache Geschäftsfelder es schwerer haben werden, sich solche Maßnahmen (oder gleich die direkte Werbeschaltung bei Facebook) zu leisten und deshalb in der Tendenz unsichtbarer werden und, dass Unabhängigkeit von einer Plattform (sei es nun von Facebook oder auch von Google), zu einer strategischen Zieldimension wird, die in der Prioritätenliste des Marketings nach oben rücken könnte – was kein einfaches Ziel wäre, aber dank Buzzfeed und künstlicher Intelligenz auch nicht mehr im ganz im luftleeren Raum schwebt …weiterlesen
DER DRITTE LINK
Die 7 meistgelesenen Interviews der Netzwirtschaft
Kaum etwas ist spannender als ein gutes Gespräch.
Thomas Jahn, Netzwirtschaft
1/ Unser Interview mit: Stefan Plöchinger, Süddeutsche
2/ Unser Interview mit: Dennis Beste, Nexx Tv
3/ Unser Interview mit: Lilli Merks, Bunny & Scott
4/ Unser Interview mit: Rainer Burkhardt, C3
5/ Unser Interview mit: David Rost, Integr8
6/ Unser Interview mit: Thomas Koch, tkone
7/ Unser Interview mit: Raphael Brinkert, Jung von Matt
BUSINESS DEVELOPMENT
Wie die New York Times digitalisieren will
The idea is that, instead of editors who are in charge of various coverage areas being focused each day on which of their reporters’ stories will appear in print, and where, and with how much space, these editors will put all of their energy into assigning and editing stories for digital without being bogged down by the evening production process, which becomes the purview of the print hub.
Andrew Glass, Politico
Alle Kraft in Digital stecken. Dass dieser Vorschlag vom siebenköpfigen Beirat des Chefredakteurs Dean Baquet die New York Times retten soll, dass auf dieser (appellierenden) Ebene Lösungen für ein massiv verändertes Nutzerverhalten und die zunehmende Dominanz der Werbeplattformen Google und Facebook gefunden werden können, das erschließt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick.
Denn als die New York Times 2011 ihr digitales Bezahlsystem einführte, stellte sich das später als lebensrettende Maßnahme heraus. Heute, 1 Millionen Digitalabonnenten später, kommen bereits 200 Mio. $ oder 12,5% der insgesamt 1,58 Mrd. $ Jahresumsatz über den Vertrieb digitaler Inhalte zustande. Und bei solchen Erfolgen erscheint es ja nur sinnvoll, weiterzumachen und das Schiff mit dem bestehenden Vertriebsansatz schnörkellos in den sicheren Hafen zu steuern. Was aber, wenn in der Lesergewinnung die Conversions fallen und die CPOs steigen, weil der Heimatmarkt abgegrast ist und auch die Newsletter der New York Times keine frischen Interessenten mehr produzieren?
If it can’t get more money out of the same customers (gemeint sind Leads, Anm. der Red.), it must find new ones.
Andrew Glass, Politico
Neue (potenzielle) Kunden, das übersetzt sich bei der New York Times nun also in Internationalisierung und damit in die Frage, wie eine Ausgabe in London oder in Berlin aussehen soll – was sich in Anbetracht der Potenziale der 33 + X Newsletter und des E-Mail Marketings auch auf den 2. Blick nicht erschließt, es sei denn: man ist in New York schlauer, als in London oder Berlin …weiterlesen
ONE MORE THING
3D-Drucker von Fischertechnik
Build, Plug & Print! Mit diesem Selbstbausatz erhalten Anwender einen einfachen Zugang zu der zukunftsweisenden und faszinierenden Technologie des 3D-Drucks.
Fishertechnik
Folgt man Chris Anderson, dann werden wir alle zu Produzenten …weiterlesen
BEST OF NETZWIRTSCHAFT
Die TOP5 im Juni
1/ Florian Heinemann darüber, wie Digitalisierung nicht geht …weiterlesen
2/ Social Media: Traffic von Facebook schrumpft um 42% …weiterlesen
3/ Axel Springer zahlt t 250.000€ pro Emarketer-Kunde …weiterlesen
4/ Harvard: Der vielleicht beste Computerkurs der Welt ist kostenlos …weiterlesen
5/ App-Ökonomie: Ist der Boom schon wieder vorbei? …weiterlesen
PRESS PLAY: MICK
Spät in der Nacht, wenn das Tageswerk getan ist und man noch Zeit und Energie hat, sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen, dann – ja dann, freut man sich über so ein Konzert der fabulösen Stones gefilmt vom großartigen Martin Scorsese schon sehr – Shine A Light!