Die Digitalisierung vorantreiben.
Dr. Michael Otto, Otto Group
Guten Tag,
gleich 5x ließ Michael Otto den Begriff „Digitalisierung“ fallen, als er die Veränderungen im Vorstand des Hamburger Handelsriesen kommentierte. Doch wie treibt man eigentlich Digitalisierung voran? Uns fallen 5 Wege ein: über Prozesse, Produkte, Marketing & Vertrieb und interne oder extern umgesetzt. Und die aktuelle digitale Nachrichtenlage reiht sich hier ein.
Viel Spaß mit der 67. Ausgabe der Netzwirtschaft.
Beste Grüße,
Thomas Jahn
– frisch gefiltert in Berlin –
CHART DER WOCHE
Wann verdient ein Werbekunde von Facebook eigentlich soviel wie Facebook selbst?
Chart: Ein Facebook-Nutzer müsste, durch Werbung ausgelöst, Produkte im Wert von 172$ pro Jahr kaufen, damit die Werbekunden von Facebook genauso viel verdienen, wie Facebook selbst (siehe Beitrag unten).
PROZESSE & INFRASTRUKTUR
Die 50 wichtigsten Tools der Netzwirtschaft
Ein weißes Blatt Papier am Beginn eines Denkprozesses.
Dr. Christian Macht, Rakuten Deutschland
Papier, Stift, Gehirn – diese und vor allem 47 weitere (digitale) Tools sind das Destillat aus über 500 Interviews, die wir mit Experten der Netzwirtschaft geführt haben. Unser persönlicher Tool-Favorit bleibt die Tomaten-Technik – und deiner? Zum Ranking.
PROZESSE & INFRASTRUKTUR
Per Knopfdruck ins Netz: Amazons Dash Button
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind der stolze Eigentümer eines Tasters für AWS IoT.
Amazon
Gedanklich noch vor jeder Produktentwicklung steht das Bedürfnis. Der Taster von Amazon (denke an: eine Taste) kann jedes physische Objekt der Welt mit dem Netz verbinden – und spannt so einen Möglichkeitenraum auf, in dem zukünftig Produkte entwickelt und Unternehmen aufgebaut werden: Like my Airbnb-Apartment? Call 911?! Schläft das Kind noch? Infrastruktur von Amazon. Unsere Handlungsempfehlung: Bestell ein paar von diesen Teilen, gib sie den Entwicklern und lass die mal machen – das wird gut.
ANZEIGE IN EIGENER SACHE
Liebe Leser, unsere Zahl der Woche ist: 70%. So hoch ist die gemittelte Öffnungsrate der Netzwirtschaft im Jahr 2016.* Damit liegen wir zum Beispiel auf dem Niveau der Newsletter der New York Times (hier). Natürlich ist das ein großes Kompliment für unsere Arbeit. Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle herzlich für euer Interesse bedanken! Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß mit der Netzwirtschaft. Jeden Donnerstag um 12.00 Uhr. Euer Thomas Jahn.
* Verhältnis von Öffnungen einer Ausgabe zu den Abonnenten der Netzwirtschaft zu diesem Versandzeitpunkt
PRODUKTE
Projekt Titan: Warum Apple das Auto baut
In reality, pivoting is actually a sign of strength as a company takes what it learns from one business model in one market and applies it a new one with a different business model.
Neil Cybart, Above Avalon
In Cupertino steigen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung kräftig an. Der Grund hierfür kann, so Neil Cybart, nur die Entwicklung eines komplett neuen Geschäftsfeldes sein. Apple-Experte John Gruber folgt dieser These (hier). Und dass Tim Cook 1 Mrd. $ in den chinesischen Uber-Konkurrenten „Didi“ investiert hat (hier), während Warren Buffett seinerseits ein Apple-Aktienpaket über 1 Mrd. $ erwirbt (hier), lässt vermuten, dass da etwas Größeres passiert. Über absolute (und relative) sowie über tatsächliche (und erwartete) GuV-Positionen.
MARKETING & VERTRIEB
Facebook vermarktet die gesamte Netzwirtschaft
We think there are an awful lot of publishers looking for help monetizing their video.
Brett Vogel, Facebook via Horizont
Natürlich suchen viele Publisher nach weiteren Einnahmequellen. Aber lohnt sich die Schaltung von performanceorientierter Displaywerbung bzw. (ab jetzt auch) brandingorientierter Videowerbung auch für den Werbetreibenden? Ein arithmetischer Überflug: Facebooks Werbesystem produzierte im 1. Quartal des aktuellen Jahres 5,38 Mrd. $ Umsatz und 1,5 Mrd. $ Gewinn. Als Bedingung dafür, dass Facebooks Werbekunden dauerhaft Werbung schalten, werden sie einen Teil vom Kuchen abhaben wollen. Nehmen wir der Einfachheit halber an: genauso viel. Unterstellen wir ferner, dass ein durchschnittlicher Werbekunde eine Marge von 10% hat, dann müssten alle Facebook-Nutzer zusammen einen Umsatz in Höhe von 68,8 Mrd. $ auslösen, damit bei den Werbekunden ein Gewinn vor Werbekosten von 6,88 Mrd. $ (= 10%) und ein Gewinn nach Werbekosten von 1,5 Mrd. $ (= 6,88 Mrd. $ – 5,38 Mrd. $) verbleibt. Bezogen auf die 1,6 Mrd. aktiven Nutzer bedeutet das: ein Umsatz pro Nutzer und Quartal in Höhe von 43€ bzw. pro Nutzer und Jahr in Höhe von 172€, der durch Werbung ausgelöst werden wurde. Oder einfacher: Aus jedem bei Facebook eingesetzten Werbedollar müssten 13 Dollar Umsatz werden. Glauben wir das? Über performanceorientierte Displaywerbung oder brandingorientierte Videowerbung.
MARKETING & VERTRIEB
Zalando: So geht Wachstum!
Zalando setzt profitables Wachstum fort.
Zalando
Zalando als Plattform zum Vertrieb der eigenen Marken nutzen? Warum nicht: mit 18 Mio. aktiven Kunden, einem Umsatz von knapp 3 Mrd. € und einer Wachstumsrate von über 30% (alles 2015) haben die Berliner den „Proof of Concept“ in Sachen Digitalvertrieb deutlich erbracht. Zu dieser Marktstellung führten eine selbstbewusste Startup-Strategie (Wachstum vor Profitabilität = Gutscheine + kostenlose Retouren) sowie die mutige Taktik, schneller zu lernen als die Liquidität sinkt (hier). Nun soll das geschaffene Handelsvolumen über die formulierte Plattformstrategie in dauerhafte Profitabilität übersetzt werden. Die Akquisition des Handelssystems Tradebyte (hier) sowie die Schaffung von Bestands-Kundenwerten über skalierbares Newslettermarketing (hier) deuten an, dass Zalando dies hinbekommen kann. Die aktuellen Zahlen.
INTERN
Kostenvergleich: The Berlin StartUp Salary Report
Der Berliner Jobportal „Jobspotting“ befragt 3.338 Mitarbeiter Berliner Startups nach ihrem Gehalt. Das Ergebnis: Männer verdienen im Mittel 3.333€, Frauen nur 2.500€. Hochverdiener sind Manager und Entwickler. Für HR-Manager und Businessdeveloper und für alle, die irgendwo auf einer Payroll stehen.
EXTERN
Die Wingmen: Florian Heinemann und das Project A
Selbst für Rocket Internet könnte Project A damit zur Lösung seiner Nachschubprobleme werden.
Joël Kaczmarek, Digital Kompakt
Project A positioniert sich als operativer Flügelmann neben den klassischen VCs wie Sequoia, Accel und Co., findet Joël Kaczmarek. Neben Kapital bringen die Berliner auch operative Skills z.B. im Online-Marketing in die Beziehung mit ein, die das eingesetzte Kapital leveragen sollen. Informatorischer Strategiebaustein für das externe Wachstum.
EXTERN
M&A-Fakten 2016
… building companies is a long term play!
Pawel Chudzinski, Point Nine Capital (via Stefan Heilmann, IEG)
Ein Unternehmen aufzubauen gleicht einem Marathonlauf. In diesem Bild ist M&A vielleicht so etwas wie ein gut strukturiertes Trainingsprogramm und die Versorgungsstelle an der Strecke gleichzeitig. Die nachfolgende Präsentation gibt – ab Folie 26 – einen guten Überblick über zum Beispiel die Aktivitäten strategischer Investoren und Private Equity-Fonds, die Bewertungen pro Unternehmenssegment im Zeitablauf (z.B. Consumer +80% EBITDA-Multiple von 2014 zu 2016) und die Phantasie-Prämien auf junge StartUps. Interessante Insights für die Beteiligungsbranche und alle, die mit externer Finanzierung zu tun haben.
FOLLOW UP
TOP 3-Artikel zur Digitalisierung
#1 Marc Andreessen: Why Software is eating the world – oder warum alle Branchen digitalisieren werden.
#3 Scott Galloway: GAFA und die 4 apokalyptischen Reiter – oder Inspiration bis zum Anschlag
One More Thing
Gewinn vor Kosten: 50 Wege zur Profitabilität (außer §275 HGB)
Some things are black and white. Profitability is one of those things. It’s yes or no. Not maybe. Unless…
Jason Fried, Basecamp
Den Unterschied zwischen den Zielen interner und externer Rechnungslegung kennen StartUps aber schon, oder? Und was bedeutet es eigentlich, wenn die Antwort auf diese Frage a) Ja oder b) Nein lautet? Und mit welchem Gründertyp würde man lieber zusammen arbeiten? Für alle, die eine Beteiligung an einem hochprofitablen StartUp angeboten bekommen.
BEST OF NETZWIRTSCHAFT
Die TOP5 im Mai
#1 Warum die Online-Marketing Blase platzen wird (Marktgedanken)
#2 Etwas war faul im Staate Qype (SEO)
#3 Aus Tomorrow Focus wird Holiday Check (Geschäftsmodelle)
#4 Warum die Rocket Ventures überbewertet sind (Marketing-Controlling)
#5 … und wir dachten, es sei nur Spielzeug bis dann (Zeitdokument)
+++ Danke, dass du die Netzwirtschaft liest & bis zur nächsten Woche! +++