To do so, you must grow — personally and professionally — to a higher level than you might have experienced in your life before.
Lars Dalgaard, SuccessFactor
Guten Tag,
kannst du dir vorstellen, ein Unternehmen zu gründen, für das in wenigen Jahren 1.500 Menschen arbeiten? Lars Dalgaard hat’s gemacht. Die Erfolgsstory des Schweden rundet den heutigen Themenschwerpunkt „E-Commerce“ ab. Doch zuvor zum Jour Fixe, bitte. Viel Spaß mit der 60. Ausgabe der Netzwirtschaft!
Beste Grüße,
Thomas Jahn
JOUR FIXE
Stichwort: Digitale Transformation
Wir haben hundert Jahre lang Wissen und Erfahrungen im Autobau gesammelt, da kann nicht einfach Google kommen und uns in nur zehn oder 20 Jahren einholen oder gar überholen.
Gunter Dueck über „die Etablierten“
Digitalstrategie, dort. Der Personal- und Strategieberater Russell Reynolds befragte 2.000 C-Level-Manager in den USA danach, ob sie von einer Digitalisierung ihrer Branche in den nächsten 12 Monaten ausgingen. Während im Mittel etwa die Hälfte der Befragten dies bejahte, ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den Branchen und zwar: Medien vor Telekom vor Finanzen. Eine Randnotiz in dieser Studie: 90% der Entscheider gaben an, eine Digitalstrategie zu haben.
Digitalstrategie, hier. Bei einer ähnlichen Befragung unter den Top500-Unternehmen in Deutschland antworteten 62% der Manager, dass sie zwar keine Digitalstrategie hätten, aber 77%, dass sie ihr Unternehmen in den nächsten 3 Jahre digitalisiert haben werden. Darauf einen Gunter Dueck: Wenn die Digitalen nicht in kurzer Zeit angreifen können, was die Etablierten in Jahrzehnten aufgebaut haben, dann ist es im Umkehrschluss sicher plausibel anzunehmen, dass etablierte Unternehmen (auch ohne Plan) in kurzer Zeit digital werden können. Noch griffiger: In 3 Jahren gelingt ja noch nicht einmal die Einführung von SAP.
Digitale Talente, dort und hier. Und noch eine Statistik: Ein gewisser Dan Hynes behauptet, dass es in Europa keinen Entwickler-Engpass gibt, sondern die HR-Abteilungen einfach nicht auf Zack sind. Er belegt das damit, dass es in Europa 4x mehr Entwickler pro VC-finanziertem Unternehmen gibt, als in den USA. Eigentlich könnten Personaler hier also aus einem viel größeren Entwickler-Pool schöpfen. Was aber, wenn die Entwickler gar nicht in diesem Pool rumliegen, zum Beispiel, weil sie in Unternehmen arbeiten, die nicht VC-finanziert sind – weiß man’s?
SCHWERPUNKT: E-COMMERCE
Die TOP3 im deutschen E-Commerce
Zum Thema E-Commerce kann man sicherlich viel mehr sagen. Wir wollen uns heute aber auf 3 Aspekte beschränken:
- Ein Erfolgsbeispiel, das zeigen soll, dass man auch abseits von Amazon und Co. wesentliche Werte schaffen kann
- Drei Interviews, die zeigen sollen, von welchen unterschiedlichen Perspektiven man auf das Thema E-Commerce blicken kann
- Und ein „Best of Netzwirtschaft“, das einen Weg aufzeigen soll, wie man strategische Perspektiven in die Operative übersetzen kann.
Aber zuerst zu den Top3 auf dem deutschen Markt, denn hier gab es eine bemerkenswerte Verschiebung: Zalando zieht 2015 mit knapp 3 Mrd. € Umsatz (+28%) an Otto mit gut 2,5 Mrd. € Umsatz (+9,8%) vorbei. Das neue Ranking siehe Chart.
BUSINESS
Der Musikhändler Thomann digitalisiert seine Beratungskompetenz
Hans Thomann junior übernahm 1990. Damals hatte das Geschäft 15 Mitarbeiter. Und er führte es im Sinne des Vaters: expandieren, wenn Geld da ist, bloß keine Schulden machen.
Brandeins über den Musikhändler Thomann (via Exciting Commerce)
Deutschlands bester Webshop 2015, dieses Prädikat verlieh das ECC Köln nach Befragung von 10.000 Kunden dem Musikhändler Thomann. Gerankt wurden die Shops primär nach Kundenzufriedenheit. Aber die Franken wissen auch mit noch härteren Werten zu überzeugen: 600 Mio. € Umsatz generierte der Webshop im letzten Jahr. Das sind gut 90% gesamten Firmenumsatzes. Tendenz steigend, denn Thomann wächst zweistellig. Der Wachstumsmotor: digitalisierte Beratungskompetenz, zum Beispiel durch professionelle Fotos oder Tonbeispiele, die den Kundengang zum örtlichen Musikhändler ersetzen können. Hochwertige Inhalte sorgen für höhere Konversionen direkt auf der Seite, lösen aber auch die Seo-Logik: mehr Links machen mehr Reichweite machen mehr Umsatz aus. Rund 1 Mio. € gibt der Musikhändler im Jahr allein für die Produktion von Content aus – und spart sich so Werbebudgets an anderer Stelle. Gestützt wird der Digitalvertrieb durch den Druck und den Versand von 7 Mio. Prospekten mit „Hot Deals“. Eine Erfolgsgeschichte abseits der großen Drei für Business Developer und Marketer.
DER DRITTE LINK
Auf einen Espresso mit Julia Bösch, Lea Lange und Christian Macht
Drei ausgewiesene Experten der deutschen E-Commerce-Landschaft. Und drei Perspektiven auf das Thema E-Commerce.
Perspektive #1: Service- und Unternehmenskultur
- Tiefer Einblick in Netflix‘ Unternehmenskultur
- Mit 14 Mio. Views einer der meistgelesenen Präsentationen der Netzwirtschaft!
- Empfohlen von: Julia Bösch, Outfittery
Direkt zur Netflix-Präsentation
Perspektive #2: Metatrend: Freelance
- Techcrunch-Artikel über die Vorhersage von Einhörnern
- Die Kernidee: Aus uns Arbeitnehmern werden Freelancer und Solopreneure – und das bringt dann die Plattformen ins Spiel
- Empfohlen von: Lea Lange, Junique
Direkt zum Techchrunch-Artikel
Perspektive #3: Plattformen / Messenger
- Andreessen Horowitz analysiert WeChat, das mobile Betriebssystem mit eingebauter Bezahlfunktion
- Lektüre-Motivator: Warum WeChat in nur einer Nacht doppelt so viele Transaktionen auslöst, wie Paypal in einem ganzen Jahr
- Empfohlen von: Dr. Christian Macht, Rakuten
Zum Interview mit Dr. Christian Macht, Rakuten
Direkt zum Artikel von Andreessen Horowitz
+++ Vom Philanthropen zum Nazi und Sexisten. Das schafft der Tweet-Bot „Tay“ in nur 24 Stunden. +++
AUS DEM ARCHIV
Die Top5-Artikel der Netzwirtschaft zum Thema: E-Commerce
1/ Rocket Internet: So arbeitet die StartUp-Fabrik. Alle operativen Raketenstützpunkte auf einen Blick (S. 21), ein Raketenbauplan zum Mit-, Nach- und Bessermachen (S. 27) und eine Vorlesung über die Fundamentalsätze der Raketenwissenschaft (S. 41). Ein Special von „BerlinValley“ …weiterlesen
2/ Amazon: Profit is opinion, but cash is fact. Benedict Evans zerlegt die Bilanzen von Amazon und wir fassen zusammen: welche Geschäftsteile produzieren einen positiven Cashflow? Und in welche Geschäftsteile wird dieser Cashflow dann reinvestiert? So geht vertikale Diversifikation! …weiterlesen
3/ Online Marketing mit Florian Heinemann. So etwas wie eine Einführungsvorlesung im Bereich strategisches Online-Marketing. Im Gespräch mit Philipp Westermeyer spricht der Ex-Rocketmann u.a. über Content Marketing, Programmatic Advertising und Business Intelligence. Hinter diesem Link steckt ein kluger Kopf. …weiterlesen
4/ How To: Wie ermittelt man Kundenakquisitionskosten? Das Runterbrechen der durchschnittlichen Akquisitionskosten auf die einzelnen Marketingkanäle sowie die Trennung von Neukunden und Wiederholungskäufern macht sichtbar, wo der Marketinghebel angesetzt werden kann (und auch wo nicht). Das spart Geld …weiterlesen
5/ Newsletter: Aus Retention Marketing wird Retention Business. Newsletter funktionieren auch deshalb so gut, weil sie Kundenwerte aufbauen und speichern. Das macht sie zu einem effizienten Marketingtool, aus dem sich aber auch ganze Geschäftmodelle entwickeln lassen. My Little Paris, The Skimm und Thrillist sind drei überzeugende Beispiele hierfür …weiterlesen
ONE MORE THING
Wie man ein Unternehmen baut, das Wind und Wetter trotzt
To do so, you must grow — personally and professionally — to a higher level than you might have experienced in your life before.
Lars Dalgaard, SuccessFactor
Von Null auf 1.500 Mitarbeiter. Der Gang an die Börse. Der Verkauf an SAP zum 11-fachen des damaligen Jahresumsatzes. Zwischen Gründung und Exit des Softwareunternehmens „SuccessFactor“ lagen gerade einmal 10 Jahre. Um dort hin zu kommen, muss man in professioneller und auch persönlicher Hinsicht wachsen, sagt dessen Gründer und CEO Lars Dalgaard. Der Schwede rückt eine Kultur des permanenten Lernens in Vordergrund. Und eine persönliche Eigenschaft: durch den Schmerz gehen wollen …weiterlesen
+++ Danke, dass du die Netzwirtschaft gelesen hast & bis zur nächsten Woche! +++
PRESS PLAY
Wer von „The Circle“ fasziniert war, sich aber ein wenig mehr Storytelling wünscht, für den könnte der Film „Her“ interessant sein. In nicht allzu ferner Zukunft lebt (und liebt) die künstliche Intelligenz Samantha im Computer des professionellen Briefeschreibers Theodore Twombly (Joaquín Phoenix). Es kommt, was kommen muss: Samantha übernimmt nicht nur Theodores Terminplanung, sondern auch die Rolle der Geliebten. Trailer ab?