Das Dumme an Zitaten aus dem Internet ist, dass man nie weiß, ob sie wahr sind.
Leonardo da Vinci
Die 39. Ausgabe der Netzwirtschaft mit einen Remix aus:
- 3 Wegweisern aus dem Onlinemarketing
- Plus: Analysen und Diskussionsbeiträgen zu den Themen „Blendle“ und „News-App“
- Und dann: Auf einen Espresso mit … Lena Felixberger, Normen Nemes & Dorothee Bär
- Achtung: 70.000$ Jahresgehalt für alle!
- One More Thing: Christian, das häufigste Facebook-Profil Deutschlands
- Best of … Netzwirtschaft: Die Top 5 aus 2014
- Press Play: Wenn McDonalds wie Apple wirbt
Viel Spaß dabei!
Beste Grüße,
Thomas Jahn
– frisch gefiltert in Berlin –
DIE NEWS DER WOCHE
PWC-Studie: Onlinewerbung wächst weiter kräftig
Der Markt für Onlinewerbung in Deutschland wächst in den nächsten 5 Jahren noch einmal um 36% von 5,7 Mrd. € auf 7,8 Mrd. €. Getrieben wird das Wachstum durch steigende Umsätze im Suchwortmarketing, in der Videowerbung sowie durch mobile Werbung (+20% p.a.). Dämpfend hingegen wirkt die Umverteilung der Werbebudgets von stationären zu (tendenziell günstigeren) mobilen Werbeformen. Neben Onlinewerbung untersucht der „German Entertainment und Media Outlook“ der PWC z.B. auch die Entwicklungen auf dem Zeitschriften- und dem Buchmarkt.
… weiterlesen (nach kostenloser Anmeldung)
Facebook baut sich eine Suche und schafft ein neues Werbe-Ökosystem
„Wir müssen zwei Dinge abwägen“, sagt Tom Stocky aus dem Facebook-Search-Team: „Wie relevant sind die Autoren für dich und wie sehr ist das, was sie posten, relevant für deine Sucheingabe“. Personalisierte Suche. Für aktuell 1,5 Mrd. Suchanfragen pro Tag. Wer die Entwicklung von Google verfolgt hat, der weiß, welche wirtschaftliche Kraft in der Suche steckt, genauer: in den dort platzierten Anzeigen. Der kürzeste Businessplan der Welt: 1,5 Mrd. Suchanfragen pro Tag x 3% Klickrate x 20 Dollarcent macht = 3 Mrd. $ zusätzlichen Umsatz pro Jahr. Das entspricht im Facebook-Kontext in etwa einem hinzugewonnenem 5. Quartal. Nach unserer Einschätzung wächst dort ein neues Suchwort-Ökosystem heran.
Amazon: Work With Us or We Will F*ck With You
LVMH hat sich gegen eine Zusammenarbeit mit Amazon entschieden. Und trotzdem gehören die Produkte der Luxusmarken-Holding zu den beliebtesten auf Amazon. Diese Ungleichung löst der „Graumarkt“ auf: Nicht LVMH selbst, sondern Dritthändler verkaufen die Markenprodukte – aber oft unterhalb des regulären Verkaufspreises. Die Folge: (Luxus-)Margen erodieren. Doch das muss nicht sein, sagt sich Amazon und unterbindet den Graumarkt, wenn sich Marken für eine Kooperation mit der Handelsplattform entscheiden, so Scott Galloway. Und weiter: „The message is clear: Work with us or …“
+++ Soweit zum Aufwärmen … jetzt schon weiterleiten? +++
BUSINESS
Alles, was eine News-App macht, kann eine mobile Webseite besser
If you are a small or medium sized publisher don’t have a news app. If you already have one, shut it down.
Priya Ganapati hat 5 Jahre an der (Weiter-)Entwicklung der Wall Street Journal-App gearbeitet
Diese Aussage kennen wir doch schon! Kein Artikel in der Netzwirtschaft wurde bisher häufiger geklickt, als Frédéric Filloux‘ Plädoyer gegen die News-App. Priya Ganapati (früher: Wall Street Journal; jetzt: Quartz Media) verstärkt dieses Votum: (1) Menschen nutzen nur einige wenige Apps, nämlich die von Facebook, eine für Musik und dann noch eine App der sog. Leitmedien (Nutzungsverhalten), eine App ist (2) in der technischen Entwicklung und in der inhaltlichen und funktionalen Weiterentwicklung teurer und sperriger, als eine mobile Webseite (Entwicklungskosten), für die es (3) funktionierende Vertriebskanäle gibt, die der News-App fehlen (Vermarktung). Warum also eine News-App?
MARKETING
Warum Blendle eine Lösung für Zeitschriftenverlage sein kann
Starting off Blendle showed it doesn’t cannibalize existing subscriptions but attracts young target groups that haven’t turned to classic media offerings so far.
Julia Jäkel, G+J
Kannibalisierung. Das Drohwort der Innovationsverhinderer in deutschen Verlagen. Die Bilanz von Blendle: 450.000 Anmeldungen in den Niederlanden in nur 12 Monaten. Der Deutsch-Niederländische-Dreisatz ergäbe: 2 Mio. zahlende Nutzer hierzulande. Die durch schwindende Abonnenten und zunehmend digitalvertriebsorientierte Werbekunden angeschlagenen Zeitungsverlage brauchen dringend neue Umsatzquellen. Warum die Plattform, die mit einem „Apple like sense of detail“ Spitzenartikel wie „Die Fabrik“ verkauft eine solche Lösung sein kann, beschreibt (schon wieder) Frédéric Filloux. Ein Zweiteiler.
… weiterlesen (Teil 1 / Teil 2)
DER DRITTE LINK
Auf einen Espresso mit … Lena Felixberger, Normen Nemes & Dorothee Bär
Habt mehr Mut!
Lena Felixberger, Descape
Weil alle Branchen digitalisieren, wollen wir die Stimmen der Menschen einfangen, die die Digitalisierung mitgestalten. Heute: Mit einer Werbetexterin, die Kurztripps in Traumjobs vermittelt (zum Interview), einem gebürtigen Wahl-Dresdner, der Online Marketing für Hotels macht (zum Interview) und einer Bundestagsabgeordneten, die Politik für eine moderne Gesellschaft machen will (zum Interview).
+++ Fast Halbzeit … und dein Wissen wächst, wenn du es teilst +++
HUMAN RESOURCES
70.000$ Jahresgehalt für alle!
Establishing a $70,000 minimum wage is a moral imperative, not a business strategy.
Dan Price, Gravity
Dieser moralischer Imperativ ist wohl kein Argument, das in einer betriebswirtschaftlichen Praxis verfängt, in der Geschäftsmodelle nicht selten darauf basieren, die Gehälter der Angestellten möglichst kurz zu halten. Denn während wir immer produktiver werden, verdienen wir gleichzeitig nicht mehr. Ausnahme: Top-Management. Und dann kommt da plötzlich so ein Robin Hood-CEO daher, zerlegt sein Millionärsgehalt und verteilt es auf seine Angestellten. Damit löst Dan Price von Gravity einen weltweiten Medienrummel aus (500 Mio. Interaktionen in den sozialen Medien), bekommt plötzlich Bewerbungen en masse auf den Tisch (4.500 alleine in der ersten Woche) und sieht in der Folge – oder als Folge? – seine Umsätze und Gewinne steigen. Das wären doch vielleicht Argumente, die die Praxis ändern könnten, oder?
+++ Sehr gut, jetzt Zähne zusammenbeißen … und diese Ausgabe an deine Lieblingskollegin weiterleiten +++
ONE MORE THING
Christian Müller, das häufigste Facebook-Profil Deutschlands
Aus den Terabytes an Daten über die Nutzer, ihre Posts und Likes, den Analysen aus den Kommentaren wurde Christian entwickelt.
Aus einer Jung von Matt-News (via turi2)
Christian Müller ist 36 Jahre alt, verheiratet und wohnt in Berlin. Gleich nach dem Aufwachen greift er zum Smartphone und öffnet seine Facebook-App, genauso wie spät abends kurz vor dem Einschlafen. Insgesamt 30 mal am Tag ist er bei Facebook, scrollt durch den News-Feed, liked und kommentiert ab und an, eher bei persönlichen Nachrichten, als bei Marken. Aus Deutschland’s häufigstem Wohnzimmer wird Deutschland häufigster Facebook-Nutzer. Der Christian halt.
BEST OF … NETZWIRTSCHAFT
Wir haben uns angeschaut, welche Artikel ihr euch in diesem Jahr am häufigsten angeschaut habt. Die Top5 unten sind noch ein bisschen „undynamisch“, aber schonmal ein ganz spannender Anfang. Viel Spaß dabei!
1. News brauchen keine App! (NW#7)
Den Großteil unserer mobilen Zeit verbringen wir nicht im mobilen Browser, sondern innerhalb von Apps: überragende 86%! Doch was passiert, wenn wir diese Statistik um Facebook, Youtube und alle Games-Apps bereinigen und einen Blick darauf werfen, wie wir Nachrichten konsumieren? Der kluge Frédéric Filloux von den Monday Notes rechnet nach … weiterlesen
2. The Internet of Things (NW#10)
Wir schreiben das Jahr 2020. 5 Milliarden Menschen sind mittlerweile online. Und wir surfen nicht mehr nur mit unseren Laptops und Smartphones, sondern mit mehr als 200 Milliarden Dingen. Vala Afshar von den Extreme Networks zeigt 40 solcher Dinge: mal albern, mal nützlich und auch mal bahnbrechend. Diese kurzweilige Präsentation ist vielleicht ein Grundlagendokument für den Trend „The Internet of Things“, das den Prognosen zufolge im Jahr 2020 soviel Wert schaffen soll, wie Facebook im letzten Jahr Umsatz gemacht hat. Für Business Developer und Netzwirtschafter … weiterlesen
3. 300 kostenlose Tools für dein StartUp (NW#12)
Ob mit oder ohne kontinuierliche Weiterentwicklung deines Produktes, deines Unternehmens und deines Wissens: dein Geld wird dir schneller ausgehen, als du denkst. Das ist die Erfahrung vieler Gründern, von denen du lernen kannst. Einer von ihnen ist Ali Mese und der stellt dir auch deshalb 300 Gratis-Tools vor, mit denen du – im Extremfall – sogar ein ganzes Unternehmen aufbauen kannst …weiterlesen
4. Gehälter und Produktivitäten (NW#26)
Die Gehälter der StartUp-Szene im überall gehypten Berlin findest du hier. In kurz: Anfangs sehr wenig, bei steigender Produktivität später vielleicht sehr viel mehr …weiterlesen
5. Re-Work: Unsere 7 Lieblingsthesen (NW#15)
Aufgeschlagen und fast (und) in einem Zug durchgelesen. Das klappt recht selten bei der häufig sperrigen Managementliteratur. Jason Fried von 37signals (Ruby on Rails, Basecamp, …) fasst seine Erfahrungen im Auf- und Ausbau von Unternehmen griffig zusammen. Schon älter, aber ein klares „must-read“ für alle Digitalschaffenden und Gründer. Unsere persönlichen Highlights:
- „Why grow?“ Vorzeitiger Personalaufbau ist kontraproduktiv.
- „Build half a product, not a half-assed product.“ Fokussiere dich.
- „Be a curator.“ Und entscheide, was nicht zu deinem Produkt gehört.
- „Good enough is fine.“ Gehe sparsam mit deinen Ressourcen um; finde Judo-Lösungen.
- „Meetings are toxic.“ Meetings sind giftig.
- „Hire managers of one.“ Managers of one sind Manager, die sich selbst führen.
- „Build a rockstar environment.“ Entferne Bürokratie und Politik aus deinem Unternehmen.
+++ Geschafft! Sharing is caring! 😉 +++