interview

Interview mit Stefan Hans Kläsener -sh:z Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag

Stefan Hans Kläsener shzWer ist Stefan Hans Kläsener? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

sh:z (Flensburg). Regionaljournalismus macht Spaß und wird nachgefragt. Und er ist sehr anspruchsvoll.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Sechs Kinder. Die sind zwar kein Spleen, aber dennoch von mir.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Zehn Prozent unserer verkauften Auflage erzielen wir schon heute digital. Dabei handelt es sich um ein simples E-Paper. Wir arbeiten fleißig daran, ein Digitalprodukt für den Vertriebsmarkt zu entwickeln. Werbeerlöse nehmen wir immer gern entgegen, aber der Kaufgrund für eine Zeitung, egal ob analog oder digital, wird immer der Inhalt sein und bleiben. Übrigens auch der Grund für die Anzeigenkunden, ihre Werbeumsätze bei uns anzulegen.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Das überragende Thema ist die Datensicherheit. Ich vergleiche das mit einer Autobahn, dort gibt es auch eine Polizei, die kontrolliert. Im Internet leben wir aber immer noch im Wilden Westen. Das ist definitiv eine hoheitliche Aufgabe, und die Gesellschaft hat den Staat dazu zu drängen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Der ungleiche Ausbau der Infrastruktur ist im ländlichen Raum ein riesiges Handycap – für Unternehmen, Behörden wie auch Einwohner. Aber leider haben wir einen zuständigen Minister, der sich lieber um eine Maut für Ausländer kümmert.

Herausforderung für unseren Markt:

Die Verzahnung von digitalen und sonstigen Produkten ist für Tageszeitungsjournalisten anspruchsvoll, denn er verändert den Workflow. Wir stellen uns darauf durch eine strikte Trennung von Reporter und Editor ein. Und der Reporter ist dann Echtzeitjournalist.

Herausforderung für unsere Firma:

Die Vermarktung journalistischer Inhalte. Da waren wir in der Vergangenheit verwöhnt und müssen uns neu anstrengen. Dazu ist es aber nötig, dass die Verkäufer auch stolz auf die überparteilichen, unabhängigen Inhalte sind. Also müssen sie lesen, lesen, lesen.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Ich liebe die permanente Verfügbarkeit und Schnelligkeit. Mich nerven Pöbeleien und Trolle.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

dpa-executive. Da bin ich binnen Minuten im Nachrichtenstoff.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Eine (alp-)traumhafte Geschichte aus dem Zeit-Magazin über die nigerianischen Mädchen und Frauen, die von Boko Haram verschleppt wurden und unter teils abenteuerlichen Bedingungen wieder in (bedrohter) Freiheit sind. Mit Zustimmung der „Zeit“ und des Autoren Wolfgang Bauer haben wir den erschütternden Text in unserem Wochenendmagazin nachgedruckt. Da haben Leser am Samstagmorgen beim Frühstück geweint.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Die Bibel.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung sowie die Chefredakteurstagung der dpa – da trifft man gute Kollegen, die aus demselben Holze geschnitzt sind.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit 

Das Redaktionssystem und Outlook. Vielleicht sogar umgekehrt. Facebook dann eher in der Freizeit.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Darf ich einen Tag im Kanzleramt hospitieren? Fände ich superspannend. Ansonsten würde ich gern einmal im Leben die „Bild“ gestalten – und meiner Kollegin Tanit Koch über die Schulter schauen.

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