Wer ist Peter Baranec? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich habe 2002 mein „KLM“ (Kommunalleasing Magazin) erfunden und 2003 auf den Markt gebracht. Damals war ich der erste, der ein Magazin nur für Kämmerer („Finanzminister der Städte und Gemeinden“) auf den Markt brachte. Heute gibt es so etwas auch von Springer und FAZ. Die Idee basierte auf meinen Ausbildungen: Im Rahmen meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums habe ich meine Diplomarbeit im Fachbereich Kameralistik (Rechnungswesen der Öffentlichen Hand) geschrieben. Nach meiner Ausbildung zum Hörfunk- und Printredakteur war ich Pressesprecher eines Leasingkonzerns und habe mich danach – wieder als Redakteur – stets mit Finanzierungsthemen (zuletzt von Nutzfahrzeugfuhrparks) beschäftigt. Da Beruf bei mir gleich Hobby ist, bin ich auch ehrenamtlich beim Gemeindebrief unserer Kirchengemeinde, bei einer Schulzeitung und im Programmbeirat eines Privatrundfunksenders aktiv. Ich bin glücklich verheiratet, habe eine Tochter und einen Kater.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ach, davon habe ich etliche. Einer ist berufsbedingt: Es stört mich immer wieder, wenn sich Menschen unklar oder nur für einen Fachkreis verständlich, also für andere „chinesisch“, ausdrücken. Da kann ich mich schon mal aufregen. Ich finde, dass eine Klarheit in der Sprache von einem klaren Denken zeugt.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
KLM, eine Brücke zwischen Wirtschaft und Kommunen zu sein. Wir kennen viele Ideen, Lösungen, Angebote der einen Seite und versuchen der anderen Seite die Vor- und Nachteile davon verständlich zu machen. Klassische Nutzwertgeschichte also, die seit bald 14 Jahren gelesen wird.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart?
Als wir gerade gestartet waren, entdeckte ich während eines Messerundgangs eine kleine schwäbische Elektronikfirma mit einem quasi verwaisten Messestand, aber interessanten Aushängen. Sie hatte für eine Sporthalle eine Schaltung entwickelt, mit der die Stadt viel Energiekosten bei der Beleuchtung einsparen konnte, ohne dass die Nutzer Nachteile hätten. Wir haben darüber berichtet. Kurz darauf erzählte mir der Vertriebsleiter von dem unglaublichen Erfolg und dass die Auftragsbücher für mehr als ein Jahr voll wären. Und die Städte berichteten von den Ersparnissen. Das sprach sich herum und auch große Konzerne und Marktführer – etwa aus den Bereichen Automobil, Elektronik, Software oder Facility Management – haben uns seit dieser Geschichte auf dem Schirm.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Das größte Problem spiegelt sich in allen Bereichen der Gesellschaft – Beruf, Freizeit und Familie – wider und wird zugleich durch staatliche Maßnahmen weiter verschärft: der Trend zum egoistischen Einzelgänger. Jeder macht nur noch sein Ding. Das hat nach meiner Einschätzung unter anderem zur Folge, dass selbst Dinge, die gut und wichtig sind, von Menschen kaputtgeredet (und sogar gewaltsam kaputtgemacht) werden, nur damit sich diese Menschen selbst ins Rampenlicht setzen können. Am Ende engagiert sich niemand mehr für irgendetwas. Dem muss man mit der Bildung von und dem Verständnis für Gemeinschaft(en) entgegenwirken. Im Kleinen wie im Großen.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Das wirkt sich sowohl auf die Wirtschaft als auch auf Politik und Gesellschaft aus. Schauen Sie sich doch um. Früher hatten nur die Reichen und Mächtigen das Sagen. Heute sitzen zudem Juristen in den meisten Schlüsselpositionen, suchen das Haar in der Suppe der Macher im eigenen Haus und beim Mitbewerber und tragen andererseits fachlich – mangels Wissen – nicht wirklich zum Fortschritt bei. Das gilt für gesellschaftliche Themen wie Asyl oder Sterbehilfe ebenso wie für Abmahnungsorgien im Internet, den Ausbau des Breitbandnetzes in Deutschland oder die Steuererklärung, die kaum noch jemand ohne Hilfe hinbekommt.
Herausforderung für unseren Markt:
Die Herausforderung unserer Zeit liegt meines Erachtens in der Teambildung, wie ich es in Familie, Verlag und im Ehrenamt auch versuche. Dazu gehört, zu einem Team gehören zu wollen, die eigenen Interessen einem gemeinsamen Ziel unterzuordnen und einfach mal mitzumachen. Solche Menschen mag ich. Im Fußball machen sie es uns vor: Teams sind erfolgreiche Mannschaften, Starensembles steigen ab. Das verzeiht Fehler, einer tritt für den anderen ein. Solches Denken und Handeln würde in jeder Organisation bis runter zu Familie und Ehe helfen.
Herausforderung für unsere Firma:
Die Herausforderung unserer Firma liegt im Umgang mit Internet und Tablet. Wir machen Print, weil unsere Leser unsere Nutzwertgeschichten in die Hand nehmen möchten, Papier durchblättern möchten. Das pdf-Angebot wird kaum angenommen, die Magazine sehr gut. Deshalb findet sich wohl auch bei den meisten längeren Texten im Internet das „Drucken“-Symbol. Aber die Zeiten sind dabei, sich zu ändern und somit auch die Gewohnheiten. Wie wird sich das Leseverhalten auf mittlere und längere Sicht ändern? Magazine nur noch als pdf? Oder komplett tablet-fähige Online-Zeitschriften mit Drehfähigkeit und eingebauten Videoclips? Hier gilt es als kleiner Verlag sauber aufzupassen, nicht auf jedes Pferd zu setzen, was wirtschaftlich auch gar nicht ginge, aber auch nicht den richtigen Zug zu verpassen. Schwierig und bedarf hoher Aufmerksamkeit.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Da „am meisten“ nur den Platz 1 zulässt, ist die Antwort kurz: geärgert die orwellschen Überwachungsmöglichkeiten (wobei NSA nur die Spitze des Eisbergs ist), gefreut das universale Wissen (obwohl mittlerweile immer mehr Unwahrheiten als „echte Wahrheit“ (gezielt?) platziert werden, sogar bei Wikipedia).
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
Zurzeit stehe ich auf philosophische Bücher, um mir einen Denkrahmen zu schaffen, in den die immer umfangreichere Info, die wir bekommen, reinpasst.
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
„Leben lernen: Eine philosophische Gebrauchsanweisung“ von Luc Ferry, weil es mir Zusammenhänge erschloss, die ich so noch nie gesehen hatte.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Messebesuche mit neuen Themen, die den Horizont erweitern und neue Denkanstöße geben: IAA 2015 mit New Mobility oder Facility Management 2015 mit dem Kongress für die Öffentliche Hand
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Ganz klar: mein Zeitplaner in Papierform (seit 1987 im Einsatz), weil ich nur hiermit (nicht mit den elektronischen Dingen, die ich alle zusätzlich nutze) Richtungen und nicht nur Termine planen kann, mich weniger verfranse und für einen Selbstständigen unglaublich viel Zeit für die Familie freiräumen kann.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Keine leichte Frage, da mit der identischen Begründung zwei Herrn infrage kommen: Peer Steinbrück und Wolfgang Schäuble. Ich glaube, dass durch ihre Arbeit als Bundesfinanzminister viele Fragen, die ich in meinem Berufsalltag immer wieder habe, beantwortet werden könnten.