Wer ist Karel J. Golta? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin Karel J. Golta, gebürtiger Schweizer und überzeugter Weltbürger. Ich habe in Kalifornien Industriedesign studiert und liebe alles, was mit Veränderung, Innovationen und Fortschritt zu tun hat. Bin überzeugt, dass Design als Disziplin, Methodik und Wirtschaftskraft der wichtigste Treiber dieses Jahrhundert sein wird. Privat freue ich mich über ein völlig unaufgeregtes Leben mit meiner Frau, 2 Kindern und Hund im Nordosten Hamburgs.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich kann praktisch jederzeit und auf Knopfdruck überall ein Power-Napp machen. Besonders praktisch im Flieger oder Wartezimmer.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
www.indeed-innovation.com) entwickeln im Auftrag unserer Kunden Innovationen und helfen ihnen dabei, neue Geschäftsfelder zu definieren. Von der Potenzialidentifikation über die Produktdefinition bis zum fertigen Produkt. Es geht also darum, für unsere Kunden PS auf die Straße zu bringen, also tatsächlich Produkte und Dienstleistungen zu realisieren. Dabei spielt das Thema ganzheitliches Design und Design Thinking eine wichtige Rolle. Also kein Blabla, sondern konkret und nutzer- und ergebnisorientiert.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Ein sehr erfolgreiches Projekt war die Entwicklung einer elektronischen Pipette, der Xplorer für die Firma Eppendorf. Hier musste alles zusammenspielen, denn Laboranten und Wissenschaftler arbeiten 8 Stunden und mehr pro Tag mit diesem Gerät. Mechanische Pipetten gab es schon sehr lange und so waren die Nutzer sehr an diese gewöhnt. Die Digitalisierung hat natürlich auch hier schon vor über 15 Jahren angefangen, aber elektronische Pipetten waren kaum akzeptiert.
Anhand eines iterativen user-centered Designprozesses haben wir über 1 Jahr hinweg immer wieder neue Prototypen digitaler und physikalischer Art mit Anwendern getestet. Dabei haben wir herausgefunden, dass gewisse Features der elektronischen Pipette möglichst analog bleiben und nicht digital zu bedienen sein sollen. Das war eine extrem wichtige Erkenntnis, denn sie führte dazu, dass die Anwender heute mit dem neuen Produkt einen entscheidenden Vorteil in der schnellen und unkomplizierten Nutzung haben, trotzdem aber auf bestimmte Eigenschaften der mechanischen Pipette nicht verzichten müssen. Der Clou dabei ist, dass digitale Features beim Off-Modus gar nicht erkennbar sind, ja, sogar gar nicht präsent und damit auch vom Anwender nicht auffindbar. Wir haben die wichtigsten Features aus dem digitalen Menu in ein mechanisches Drehrad auf der Pipette integriert. So erkennt der Anwender auch im Off-Modus was die Pipette alles kann und in welcher Konfiguration sie gerade steht. Dies hat zu einer äußerst hohen Akzeptanz und damit zum Erfolg des Produktes geführt.
So banal das alles klingt, es war der Durchbruch. Die Absatzzahlen haben sich mit der neuen Pipetten-Generation vervielfacht und endlich einen substanziellen Beitrag am Gesamtportfolio erzielt.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft bzw. den Staat:
Tatsächlicher und gefühlter Datenschutz sowie Gesetze stehen im Kontrast zur uneingeschränkter Innovationsfreude. Sehen wir uns doch nur kurz den Bankensektor und die Fintechs an: Hier wird ein vermeintlicher Kampf David gegen Goliath vorgespielt. Nur leider kämpfen die Banken mit nackten Fäusten und David mit einer Pistole. Der Verbraucher wird wieder die Zeche bezahlen.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Ich glaube, der digitale Darwinismus wird auch hier natürlich regulieren. Klar, es braucht Zeit bis ein gewisses Gleichgewicht entsteht. Irgendwann kommt jemand mit einem besseren Angebot als die Großen, irgendwann reagieren wir auf die schlechte schulische Ausbildung und irgendwann wählen wir die Parteien, die auf die Gengenwart reagieren.
Herausforderung für unseren Markt:
Im Bereich Design muss es darum gehen, dass die Arbeit von Designern jeder Couleur stärker wertgeschätzt wird. 50% aller Designer in Deutschland und Österreich verdienen weniger als 2.700 Euro im Monat. Designer müssen ihre eigene Arbeit selbst mehr schätzen und ihren Kunden den Wert in Rechnung stellen.
Herausforderung für unsere Firma:
Innovativität, so glaubt man, lässt sich nur schwer strukturieren. Ich glaube jedoch, dass gerade die Digitalisierung in Innovationsprozessen und der Produktentwicklung die Innovativität steigern kann. Hier müssen wir selbst Lösungen schaffen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Ich ärgere mich darüber, dass wir Verbrechern im Internet chancenlos gegenüber stehen. Doch zum Glück überwiegt die Freude an täglich neuen Entdeckungen. Es wird nie langweilig.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
fastcodesign.com: immer am Puls der Zeit und immer design-driven
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
https://www.linkedin.com/pulse/according-mckinsey-co-every-company-needs-chief-thomas-lockwood-phd:
Wie wahr, wie wahr!
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Julian Barnes, the History oft he world in 10 ½ Chapters: fantastisch witzig und kreativ
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)
Wir veranstalten dreimal pro Jahr eine eigene Veranstaltungsreihe. Ein Kaminabend zum Thema Design & Innovationsmanagement. Dazu laden wir dann ganz spezielle Redner und Gäste ein. Jedes Mal herrlich inspirierend, weil top kuratiert.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit (außer dem Kopf 😉
MindManager von Mindjet, damit halte ich sogar Präsentationen.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Michael Schrage vom MIT, kluger Kopf, extrem viel Erfahrung und denkt anders als ich.