Wer ist Julia Schuler? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin ein echtes Münchner Kindl, das aber schon früh das heimische Nest verlassen hat. Stationen bereits während der Schulzeit in den USA, Japan und dann später auch im Studium sowie meine ersten Jobs in Italien, erneut in den USA und Schweden haben mich zu einem großen „Multikulti“-Fan gemacht. Angefangen hat mein beruflicher Werdegang auf der Kommunikations/Marketing-Seite – und hier schon in der Medien/Telco Branche. Relativ früh hat mir an diesen Tätigkeiten allerdings missfallen, dass man immer nur das kommunizieren beziehungsweise vermarkten konnte, was in Unternehmen oder auf Kundenseite von anderer Hand gestaltet wurde. Und irgendwann hat es mich dann gepackt: Ich wollte selber „auf Teufel komm raus“ mitgestalten. Ein Executive MBA, ein kurzer Abstecher ins strategische Consulting und meine ersten Jahre bei Sky, seinerzeit Premiere, als Vorstandassistenz haben mir das dann peu à peu ermöglicht. Unter dem ersten Sky CEO Mark Williams durfte ich das Projektmanagement für den Relaunch von Premiere zu Sky leiten. Schnell darauf habe ich die Produktentwicklung als meine absolute Leidenschaft entdeckt: Mit dem Launch der weltweit ersten Sport-Live-Streaming-App für das iPad im Jahr 2010, das wir damals mit einer sehr kleinen Mannschaft gestemmt haben, war der Grundstein gelegt. Sowohl für das in 2011 folgende Sky Go als auch für die Gründung meines Teams „Product Development“. Ich bin sehr froh, auf meinen damaligen „Mitgestaltungsteufel“ gehört zu haben, sehr stolz, dass wir als Sky Deutschland mittlerweile auf eine extrem spannende Historie der kontinuierlichen Innovationen und der digitalen Transformation zurückblicken können und happy über mein Team, das nie müde wird, gemeinsam mit mir den Status quo zu hinterfragen.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ein sehr „hohes Tier“ im Management der Deutschen Post war einmal völlig überrascht, mich in Person in einem Abendkleid bei einer Awardverleihung kennenzulernen. Seiner Meinung nach müsste der Mensch, der die zum Teil auch sehr technisch lastige Produktentwicklung als Senior Vice President Product Development bei Sky leitet a) männlich, b) etwas übergewichtig, da c) nur vorm Computer sitzend in Kombi mit d) nur Pizza in den Nachtschichten essend und damit e) ein Nerd sein.
Ich sitze selten „nur“ vor dem Computer, ich kann (leider) nicht selber coden (aber ich wünschte, ich könnte es), hasse Pizza und liebe Sport, bin eine Frau – und hier ist mein größter Spleen im Büro (den meine Assistentin zum Glück super unterstützt): Ich brauche immer schöne Blumen um mich und am liebsten weiße Orchideen.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
Content
Sky Kunden können aus einem einzigartigen Angebot an qualitativ hochwertigen Programmen wählen und entscheiden, wo, wann und auf welchem Gerät sie fernsehen wollen. Die Marke Sky verspricht dabei beste Unterhaltung mit Top-Qualität und Exklusivität als wichtigen Differenzierungsmerkmalen gegenüber anderen Angeboten. Unser Premium-Angebot richtet sich an die ganze Familie, denn Sky bietet auch jenseits von Sport und Spielfilmen ein Programm, das von preisgekrönten Serien und Dokumentationen bis hin zum besten Kinderprogramm reicht.
Innovation
Sky hat definitiv das „Machergen“, das man braucht, um v.a. in der Digitalisierung Schritt halten zu können. Dieses Gen ist nicht nur in meinem Team vorhanden, sondern in der DNA unserer Gesamtorganisation fest verankert. Innovation heißt, mit Menschen aus unterschiedlichsten Fachbereichen, unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichsten Kulturen, unterschiedlichster Hierarchie, mit Kunden, mit Lieferanten und vielen Stakeholdern zusammenzuarbeiten. Innovation heißt in dem Zusammenhang auch, Chaos zuzulassen – und das können die wenigsten großen Corporates – es dann zu harmonisieren… und daraus ein Minimum Viable Product (MVP) zu bauen, mit dem man an den Start geht und das man kontinuierlich, wieder im multiplen Stakeholder-Dialog, verbessert.
Kundenservice
Unseren Kunden einen hervorragenden Service zu bieten, ist ganz klar eine unserer Top-Prioritäten. Der inzwischen vielfach ausgezeichnete Service von Sky macht uns natürlich stolz, motiviert uns gleichzeitig aber auch, die Servicequalität ganz im Sinne unserer Kunden immer weiter zu verbessern.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Eyjafjallajökull ausbrach und der Flugverkehr eingeschränkt wurde.
Auch haben damals nicht viele Menschen daran geglaubt, dass im Jahr 2015 unsere Kunden über „das Internet“ fernsehen würden. Ich kann mich erinnern, dass wir mit den Kollegen im Sport diverse Diskussionen hatten, auf welcher Screensize ein Fuß- oder Tennisball noch zu sehen ist. Ich bin sehr stolz darauf, heute die Zuschauerzahlen oder vielmehr die Nutzerzahlen zu sehen, die zeigen, dass immer mehr Menschen ein tolles Bundesliga Live-Spiel oder auch eine Serie wie Game of Thrones auf „kleineren Screens“ und „on the go“ über Sky Go genießen. So sahen zum Beispiel von Mai bis November allein 270.000 Zuschauer, das sind acht Prozent, „Fack ju Göhte“ über Sky Go und 640.000 Zuschauer verfolgten in den ersten 12 Spieltagen der Bundesliga durchschnittlich pro Spieltag das Geschehen über Sky Go – das sind zwölf Prozent.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
Digitalisierung, Kreativität und Unternehmertum zuzulassen. Das ist in Deutschland besonders schwer. Die Deutschen lieben Sicherheit – und Regeln und damit Regulierung. Und das kann ungemein bremsen.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Wir sollten aufhören, immer nur in Richtung Silicon Valley zu schauen. Gerade Deutschland hat eine unglaubliche Ingenieurs-Tradition. Wenn wir anfangen, das zu nutzen, wenn unsere Ingenieure anfangen, über ihren bisherigen Wirkungsgrad in einem Fachgebiet hinaus zu schauen. Wenn wir in den Unternehmen den Blickwinkel auf Kunden und Produkte durch unterschiedliche Menschen – seien es Männer, Frauen, junge digital natives, ältere Zielgruppen – zulassen und uns konsequent der „User Experience“ unserer Angebote und Services widmen. Wenn wir „Greenhousing“ in den Unternehmen zulassen und anfangen Start-Up-Kulturen zu fördern. Und wenn wir zudem in der Gesellschaft jungen Talenten und vor allem auch Mädchen und jungen Frauen den Mut mitgeben, in der digitalen Wirtschaft ihre Ideen einzubringen und sich nicht vor „der Technik“ zurückschrecken zu lassen. Dann werden wir hoffentlich unserem Land und auch Europa an sich in der Digitalisierung 4.0, 5.0 etc. weiterhin global eine Zukunft geben – und zwar branchenübergreifend.
Herausforderung für unseren Markt:
Transformation, Transformation, Transformation… kontinuierlich zulassen und – nach Jim Collins nicht bei „good“ aufhören, sondern Manager, Mitarbeiter und Technologien in Richtung „great“ triggern.
Darüber hinaus: nicht in bestehenden Lizenzfenstern zu verharren und zu glauben, dass unsere Kunden das in der digitalen Welt nicht merken. Wir müssen neue Modelle finden, Content und Entertainment in einer extrem angespannten Wettbewerbssituation zu paketieren und zu vermarkten. Wir müssen neue Modelle finden, großartigen Content zu produzieren. Hier haben wir letztlich ja ebenso die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Entertainment auch als kulturelles Gut zu bewahren.
Herausforderung für unsere Firma:
Den besten Content für unsere Kunden zu sichern und zu produzieren. Auf die richtigen Technologiesprünge zum richtigen Zeitpunkt zu setzen. Den Mut zu haben, auch komplett neues Terrain zu beschreiten.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Was mich am meisten freut: Wissen und Bildung ist für sehr viele Menschen zugänglich
Was mich am meisten ärgert – vielmehr was ich gerne challengen würde: Liebe Telcos, bitte erfindet einen Service, der es dem Kunden erleichtert, ein stabiles WiFi-Netzwerk zu Hause zu managen. Mit der Bandbreite, für die man als Kunde auch gezahlt hat – und mit Tipps, einfacher Router-Technologie/Hardware und einem freundlichen Kundenservice, damit als Gesamtpaket endlich die In-Home-Streaming-Erfahrung eine wahre und stabile Kundenfreude wird.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für… (inklusive kurze Begründung, warum Du es empfiehlst)
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
Wired (nutze ich alles nur digital)
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (wenn Web, bitte mit URL)
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Gary Shteyngart: Super, sad, true love story
Arianna Huffington: Thrive
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
TeDx München: Hier habe ich Suli Kurban wiedergetroffen – und zwar nicht als Gast, sondern als Speaker. Eine junge Uigurin, die als Flüchtlingskind mit ihrer Familie vor vielen Jahren nach München kam. Über ein Projekt der Sky Stiftung, bunt kickt gut, konnten wir Sulis mittlerweile beeindruckenden Werdegang fördern, den sie aktuell in der Filmbranche weiter beschreitet. Ich hatte Tränen in den Augen, als sie über ihre Geschichte auf der Bühne erzählte – und das bei einer „Tech-Conference“… Ihre Geschichte hat mir gezeigt, wie wichtig soziales Engagement – als Privatperson, aber auch ím Unternehmenskontext ist. Und hat mich weiter darin bestärkt, die Flüchtlingsarbeit der Sky Stiftung, nicht nur über meine Arbeit im Vorstand, sondern auch persönlich zu unterstützen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit (außer dem Kopf 😉
mein Whiteboard bzw. meine beiden, da eins nicht mehr ausreichte
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum? Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?
Oooh, da gibt es so viele Talente, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeite und gerne noch zusammenarbeiten würde… Von wem hab ich am meisten gelernt:
Meinem aktuellen Chef, Euan Smith: Leadership und Mindfulness
Fabrice Leclerc, „Innovations-Guru“: Open Innovation & Nature of Products and Businesses
Meinem früheren Chef, Brian Sullivan: nicht aufgeben!