Wer ist Florian Flicke? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
Ich bin 46 Jahre alt, Volkswirt sowie Absolvent der Kölner Journalistenschule und heute Chefredakteur und Prokurist von
corps, dem Corporate Publisher oder Neudeutsch Content Marketer der Verlagsgruppe Handelsblatt mit Hauptsitz Düsseldorf.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich bin ordnungsliebend, meine Frau und mein Sohn würden es fanatisch nennen. Mit der Geburt unserer Tochter im Frühjahr 2016 gebe ich den Kampf dann auf …
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
corps ist einer der führenden Corporate Publisher/Content Marketers in Deutschland. Unser USP als Tochter der Verlagsgruppe Handelsblatt: Wir sprechen, verstehen und schreiben die Sprache der vor allem mittelständischen Wirtschaft und ihrer Verbände. EBITDA, EnEV 2016 oder Exportfinanzierung mithilfe von Akkreditiven und Forfaitierung sind für uns längst vertraute Vokabeln.
Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?
Stolz sind wir derzeit besonders auf „Du“, das Mitarbeitermagazin für die Beschäftigten der ING-DiBa. Viermal jährlich informiert „Du“ auf grafisch einzigartige Weise und mit einer gehörigen Portion (Selbst-)Ironie über die Menschen hinter und in der Bank. Die ING-DiBa zeigt mit „Du“ nachdrücklich, dass auch Banker Menschen sind. Und mitunter was für welche!
http://du.ing-diba.de/2015_03
http://www.bcp-award.com/index.php/de/partner/item/569-bcp-award-2015-digital-media-mitarbeitermedien-digital-solution
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
„Paris ändert alles“. Hoffentlich bekommt Markus Söder nicht Recht. So notwendig ein schärfer Blick in die dunklen Ecken des Netzes (und auch der Netzwirtschaft) sein mag, so schlimm wäre es, wenn damit die zarte Pflanze digitale Freiheit schon wieder erdrückt würde.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Mal ketzerisch zurückgefragt: Gibt es überhaupt eine europäische oder gar deutsche Netzwirtschaft? Die vielen Start-ups in Ehren, aber die Musik spielt doch in einem kleinen Tal in Kalifornien. Das darf nicht so bleiben.
Herausforderung für unseren Markt:
Die Corporate Publisher sind längst keine verlängerten Arme der Papierindustrie mehr – werden aber leider noch immer als solche wahrgenommen. Da besteht einiger Nachholbedarf im Eigenmarketing. Auch für uns. Nicht ohne Grund hat sich der Branchenverband jüngst von Forum Corporate Publishing in Content Marketing Forum umbenannt.
Herausforderung für unsere Firma:
Wir sehen im digitalen Wandel keine Bedrohung des Geschäftsmodells, sondern vielmehr eine unglaubliche Chance. Die wollen wir mutig anpacken, auch wenn das Zeit, Nerven und auch einiges an Geld kostet. Zum Jahresbeginn 2016 werden sich folgerichtig die beiden Handelsblatt-Töchter corps sowie Bellevue And More zusammenschließen. Gemeinsam sind wir dann noch stärker: mit rund 75 Festangestellten, Dependancen in Düsseldorf, Hamburg und Berlin, viel Lust auf Neugeschäft und einem neuen Namen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Als ich Mitte der Neunzigerjahre – wie fast jeder – mit einem AOL-Account startete und selten „drin“ war, lieber Boris Becker, hatte ich arge Zweifel, ob das Medium wirklich etwas taugt. Der Zugewinn an Geschwindigkeit seitdem ist beeindruckend und hat mich am meisten gefreut. Ärgern tut mich seit geraumer Zeit die Kultur der unflätigen, schwachsinnigen Kommentare, die bis zu übler Nachrede, Verleumdung und Hetze reichen. Ich will keine Internet-Polizei, aber ein Internet-Führerschein wäre doch schön. Erst Hirn einschalten, dann posten.
Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…
einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst
www.meedia.de: Aktuelle News aus der Welt der Medien journalistisch auf den Punkt gebracht. Toll ist die Cover-Auflagen-Analyse: was toppt, was floppt?
einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat
http://morningbriefing.handelsblatt.com/newsletter/weltkrieg-iii/
ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat
Niall Fergusons „Der Aufstieg des Geldes“, 2008. Bleibender Eindruck, lohnt sich auch sieben Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise noch ohne Abstriche. Der Wirtschaftsprofessor erklärt, warum Geld eine so wichtige Rolle für uns spielt und wie es überhaupt zum (Beinahe-)Kollaps des Weltfinanzsystems kommen konnte.
eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast
Es gibt so viele, aber so selten wirklich Neues … da muss ich passen.
das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit
Immer aufs Neue: Google Street View/Google Maps, weil ich es die kindliche Lust am vorherigen Ausspionieren von Recherchespots weckt.
Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Einem US-Wahlkampfleiter. Um zu erleben, wie Campaigning mithilfe sozialer Medien wirklich funktioniert.