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Interview mit Andreas Gutjahr – Resonanz PR

Andreas Gutjahr Resonanz PRWer ist Andreas Gutjahr? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Moin, ich bin Andreas und lebe seit acht Jahren in Hamburg. Zuvor habe ich über eine Dekade das Großstadtleben in London ausprobiert. Wohl als Gegenpol zu meinem Geburtsort, dem Künstlerdorf Worpswede. Zwei Kids, eine Frau, keine Haustiere aber ein Plattenlabel für Deep Funk halten mich auf Trab. Aikido hilft mir zudem, mental und körperlich agil zu bleiben.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Mit einem Wirtschaftsdiplom bin ich das schwarze Schaaf in der Familie. Meine Schwester ist Opernsängerin und mein Bruder DJ und Bandleader. Mein Rampenlicht bekomme ich als Moderator beim Reeperbahn Festival, als Dozent an der ebam Akademie oder der Hamburg School of Music sowie als Mentor für junge Bands und Musiker im Rahmen eines Programmes vom RockCity e.V.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Resonanz PR fußt auf zwei Säulen. Die erste ist eine Spezialisierung auf Studien-PR. Also die Verwertung von Daten und Fakten für die erfolgreiche Unternehmenskommunikation. Dabei zählen zu unseren Kunden oft Firmen, die im Internet ihr Geld verdienen. Der zweite Teil ist die Beratung von Musikern und Firmen der Kreativbranche in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Die Superpower ist der Phasenwechsel: Projekte für Kreative planen wir genauso gründlich wie die für Aktienunternehmen, gleichzeitig ist unser Umgang mit Geschäftsleuten genauso locker wie mit Künstlern.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Es gab einmal vor langer Zeit ein Unternehmen aus dem Immobilienbereich, das wollte unbedingt in die beiden lokalen Medien Hamburger Abendblatt und Hamburger Morgenpost (Mopo). Zu diesem Zwecke befragten wir Hamburger zum Thema Wohnen. In Abgrenzung zu den bereits vorhandenen Daten fing die Umfrage genau die aktuelle Stimmung ein und lieferte gleichzeitig Ergebnisse, die passgenau den entsprechenden Formaten der Medien entsprachen. Teile der Ergebnisse veröffentlichte die MOPO als Karte der Gebiete in Hamburg, in denen die meisten wohnen wollen und wo eigentlich keiner wohnen möchte. Das Abendblatt druckte zudem einen langen Beitrag mit vielen anderen Zahlen und Meinungen, die wir eingefangen hatten. Ein Beispiel, wie wir ein Unternehmen sehr zielgerichtet mit exklusiven Daten in den Zielmedien platzieren konnten.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Persönliche Daten befinden sich im freien Fall. Kein Mensch hat den Überblick darüber, welche Daten wo in welchem Umfang über ihn gesammelt werden – und ob das gut oder schlecht ist. Politisch, gesellschaftlich und auf ganz individuellem Level wird das noch weitreichende Auswirkungen haben. Ich glaube, wir schwimmen auf einer Welle der Bequemlichkeit, die uns erst viel später ein Bein stellt. Ein kurzes Beispiel: Fotos von den eigenen Kindern gehören nicht auf Facebook! Wie sollen die sonst später entscheiden, welcher Teil der eigenen Kindheit anonym und privat bleiben soll?

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Netzwirtschaft könnte mehr von einem Fail-Faster-Ansatz profitieren. Besonders in Deutschland ist aber eine Insolvenz noch immer Ausdruck von Versagen. Das ist in den USA ganz anders. Nicht, dass da alles rosig ist, aber es ist Zeit, Leistung nicht nur danach zu bewerten, ob ein profitables Unternehmen dabei herauskommt. Eine Reihe von Entscheidungen würden sicher anders getroffen, wenn der Druck, schnell reich zu werden nicht so groß wäre. Das würde insgesamt der Innovationskraft der deutschen Netzwirtschaft helfen.

Herausforderung für unseren Markt:

Die Kommunikationsbranche muss sich mit dem Wandel in der Medienlandschaft entwickeln. Redaktionen setzen immer mehr auf freie Mitarbeiter und Blogger, da die Finanzierung eine immer größere Herausforderung der Medien bleibt. Das bedeutet aber, dass manchmal wirklich spannende Themen keinen Platz finden, da populärere, buzzfeedige oder bezahlte Inhalte den Vorzug bekommen. Gleichzeitig müssen die Unternehmen verstehen, dass eine PR-Strategie mit einer Werbestrategie flankiert werden sollte, damit die Medien, die einem Unternehmen als Sprachrohr wichtig sind, auch überleben können.

Herausforderung für unsere Firma:

Talentierte Mitarbeiter zu finden, ist in unserem Bereich nach wie vor schwierig. Es gibt viele, die das Digitale verstehen und auch viele, die PR gut können. Die Kombination ist aber sehr selten. Wenn dann auch noch Beratungskompetenz gefragt ist, ähnelt die Mitarbeitersuche eher dem Lotto.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten ärgert mich der saloppe Umgang mit persönlichen Daten. Sicher muss man einige Rechte gewähren, damit Anbieter sich nicht juristischen – oft hypothetischen –  Problemen aussetzen. Aber AGBs, die keiner liest, die aber trotzdem akzeptiert werden müssen, sind keine Lösung. Das muss doch besser gehen, oder?

Was mich jeden Tag erfreut, ist der direkte Zugriff auf die ganze unglaubliche Online-Welt! Informationen, Musik, Fahrpläne, Live-Chats, all das ist großartig und ich möchte nicht mehr ohne auskommen!

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

AdZine aus Hamburg ist eine wichtige und gute Quelle für mich. Für alle, die im Bereich Werbetechnologie unterwegs sind, eine absolute Pflichtlektüre.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Das Kapital bin ich“ von Hannes Grassegger. Eine schöne Betrachtung der Bedeutung persönlicher Daten im Netz.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Die Operation Ton entwickelt sich in Hamburg zu einem Geheimtipp für Gäste ausserhalb der Hansestadt. Hier geht es zwar vorrangig um Themen der Musik, die Inhalte und Formate sind aber genauso spannend für Menschen anderer Branchen. Wenn Frank Spilker H.P.Baxter interviewt oder das Vegetable Orchestra aus Wien vorgestellt wird, fühlt es sich fast wie TED.com an. Inspiration pur.
http://operationton.de

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit (außer dem Kopf 😉

Ohne Wunderlist möchte ich nicht mehr arbeiten. Evernote, Dropbox und Protonet helfen mir ebenfalls mit dem täglichen Wahnsinn umzugehen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

quincyjones.com.