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Interview mit Julia Bösch –
Outfittery.de

Julia Bösch Outfittery.deWer ist Julia Bösch? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir nicht nur die  Unternehmerin kennenlernen,verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Ich bin 31 Jahre alt, in Konstanz geboren und aufgewachsen, bevor es zum BWL-Studium nach München und New York ging. Nach zwei Jahren bei Zalando habe ich 2012 dann gemeinsam mit Anna Outfittery gegründet. Angefangen zu zweit bei mir auf dem Wohnzimmerboden, sind wir inzwischen 200 Leute in einem Büro in Kreuzberg. Wenn ich das so schreibe, kann ich es selbst kaum glauben! Und sonst? Ich bin ein Nachtmensch, frühes  Aufstehen liegt mir gar nicht. Bei Outfittery wissen alle: Vor 10 Uhr macht man besser einen Bogen um mich!

Was mich glücklich macht? Wenn eine Freundin mir auf einer Party um den Hals fällt und sich bedankt, wie toll wir ihren Freund eingekleidet haben. Dann weiß ich: Alles richtig gemacht.

Elevator Pitch! Was macht Outfittery? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?

www.outfittery.de nur einige Fragen zu Geschmack und Größen. Anschließend nehmen unsere Style-Experten persönlichen Kontakt auf und stellen ihnen individuelle Outfits zusammen, die sie bequem nachhause geschickt bekommen. Was den Kunden gefällt, das behalten sie, den Rest schicken sie kostenlos zurück.

Unser Fokus liegt ganz klar auf der persönlichen Beratung, individuellen Auswahl und dem Mehrwert, den wir unseren Kunden damit bieten können! Im traditionellen Online-Shopping sieht sich der Kunde immer vor die Entscheidung gestellt, welche der 10.000 Jeans wohl die richtige für ihn ist, oder ob ihm schwarze Jeans überhaupt stehen. Mit der Auswahl sind viele einfach überfordert – es macht keinen Spaß und kostet viel Zeit, sich durch hunderte Bilder mit schwarzen Jeans zu klicken, ohne zu wissen, welche davon die richtige ist. Genau hier setzen wir an und bieten eine kuratierte Auswahl an dem, was den Männern steht und zu ihnen passt.

Was ist Eure interne “Secret Sauce”?

Die Kundenorientierung! Der Kunde steht im Mittelpunkt, bei allem was wir tun. Wir haben unser Auge und Ohr immer direkt an den Kunden und entwickeln unser Produkt direkt anhand ihres Feedbacks weiter. Die Stylisten im persönlichen Gespräch, die IT über Userfeedback zur Nutzerfreundlichkeit, usw. usw. Auch ich rufe von Zeit zu Zeit einfach mal ein paar Kunden an, und frage spontan nach ihrer Erfahrung mit uns. Das hilft mir sehr, mich immer wieder darauf zu besinnen, wie serviceorientiert wir sein müssen und was der Kunde wirklich will.

Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?

Gemeinsam liegt unsere Superpower vor allem darin, dem Team Vision und Richtung zu geben.

Was ich gerne mache, ist Recruiting: Die Besten der Besten für unser Team zu gewinnen! Wir haben schon 200 tolle Kollegen, und suchen stetig neue Superhelden für Outfittery. Und natürlich ist man als Gründerin auch immer für den Spaß und die Kultur im Office verantwortlich.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten (oder Jahren) sein?

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Wir brauchen mehr Frauen, die gründen. Aktuell erfolgen nicht mal 11% aller Start-Up Gründungen durch Frauen. Da ist noch super viel Potenzial, Ladies, traut Euch, let’s go!

Herausforderung für unseren Markt:

90% der Männermode wird aktuell noch im stationären Handel gekauft. Aber Männer sind mit dieser Art des Shoppings nicht zufrieden, es kostet Zeit und Geduld. Deshalb verbinden wir das Beste aus der Offline und Online Welt: Die persönliche Beratung aus dem stationären Handel mit dem Komfort des Online-Shoppings.

Herausforderung für unsere Firma:

Alle Männer in Europa davon zu überzeugen, unseren Service auszuprobieren. Sobald sie uns  testen, sind sie nämlich total begeistert! Deshalb sind wir ja auch hauptsächlich durch Weiterempfehlungen unserer Kunden gewachsen – das ist das größte Kompliment, was ein Kunde uns machen kann.

Meine Persönliche Herausforderung:

Meine Rolle als Gründerin verändert sich ständig. Vor drei Jahren, als alles anfing, habe ich noch jede Box selbst gepackt und zur Post gebracht – ich musste einfach sehr „hands-on“ arbeiten! Jetzt führe ich ein Team von 200 Leuten, muss und kann viel delegieren, und nicht mehr überall so „hands-on“ dabei sein wie zu Beginn. Da ist es manchmal gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten.

Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich (oder würdest Dich gerne) verbessern?

Ganz ehrlich: Ich hätte einfach gern mehr Zeit zum Lesen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst 

AVC, das ist ein super Blog von Fred Wilson zu Start-ups und Investoren.

einen Artikel (mit URL) Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (und warum?)

Netflix Company Values. Unser Team und die Service Kultur sind der Kern von allem, das ist mir sehr bewusst.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„The Hard Thing About Hard Things: Building a Business When There Are No Easy Answers“ von Ben Horowitz. Das ist das einzige Business Buch, was mich wirklich begeistert hat und bei dem ich mich kaputtgelacht habe. Es ist super ehrlich geschrieben.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Das „Ladies-Dinner“, was Verena Pausder (ehem. Delius) ins Leben gerufen hat. Das Format bietet einen sehr offenen  Austausch unter Gründerinnen, so kann man – bzw. frau – viel voneinander lernen!

ein hilfreiches Tool / Software für Deine Arbeit

Calendly! Das nutze ich, um meine Termine zu koordinieren. Funktioniert ein bisschen wie ein persönlicher Assistent.

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten?

Dietrich Mateschitz von Red Bull zum Thema Brand Aufbau. Von dem könnte ich jede Menge lernen.