There was this undiscoverd inventory, that people had in their homes, that had no value before (which) all of a sudden has tremendous value.
Peter Thiel, VC über Airbnb
Guten Tag,
der Gedanke, dass ein Unternehmen mit ein paar Zeilen Code weltweit brachliegendes Inventar erschließen und so Werte in unglaublichen Dimensionen entstehen lassen kann, ist: faszinierend.
Viel Spaß mit der 69. Ausgabe der Netzwirtschaft.
Beste Grüße,
Thomas Jahn
– frisch gefiltert in Berlin –
CHART DER WOCHE
Digitale Disruptionen der Finanzbranche
Chart der Woche: Die meisten FinTechs, wie zum Beispiel Heinrich Blases Check24, richten sich an Endkunden. Kaum jemand stellt das eigentliche System in Frage, meint Pieter van der Droes von Adyen – und stellt die Weichen für den Zahlungsverkehr im E-Commerce neu. Während die Blockchain von Vitalik Buterin so innovativ ist, dass McKinsey sie gar nicht mehr abbildet.
Jour Fixe KW 21/22
Toyota investiert in Uber. Über die Einzelheiten des Deals wurde Stillschweigen vereinbart, teilt Uber mit. Bereits im letzten November hatte Toyota 1 Mrd. $ in sein Research Institute investiert (Robotics + Artificial Intelligence = selbstfahrende Autos?).
Die Brancheninvestitionen der Höhe nach: Apple in Didi (1 Mrd. $), General Motors in Lyft (500 Mio. $), Volkswagen in „Gett“ (300 Mio. $). Die Digitalisierung der Automobilbranche.
Facebooks AdSense. Facebook spielt Werbung auf Drittseiten und Apps jetzt auch an Nutzer aus, die keinen Facebook-Account haben. Denk- und Stoßrichtung: Google AdSense. Zur Orientierung: Google verdient mit der Verlängerung seiner AdWords-Anzeigen über die eigene Suchmaschine hinaus etwa ein Fünftel seines Umsatzes oder 15 Mrd. $ (hier). Sowohl für Werbetreibende, als auch für Publisher auf der Suche nach neuen Umsatzquellen, dürfte dieser Wettbewerb gut sein. Die Digitalisierung der Werbung.
Florian Heinemann über: Digitalisierung. Die Ziege ist schlau, aber träge. In Unternehmen angesiedelt, verhindert sie den Transformationsprozess. Darum holt sich der Vorstand gerne einen CIO oder CDO ins Haus. Der soll die Ziege(n) für ihn auf Trab bringen. Digitalisierung zum Festpreis, quasi. Alexander Graf spricht mit Florian Heinemann darüber, wie man ein Unternehmen digitalisieren kann und wie nicht. Digitalisierung zum Festpreis (gibts nicht.)
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THEMA: FINTECHS
FinTechs, die perfekten Jäger
Bis 2020 werden nahezu die Hälfte aller deutschen Bankkunden ein Bankkonto digital eröffnen.
McKinsey in: FinTech – Herausforderung und Chance
Bis 2020 – das sind nicht mal mehr 4 Jahre. Vor allem das Smartphone wird diese Entwicklung vorantreiben. Schon 12.000 dieser FinTechs zählen wir weltweit, 200 davon in Deutschland. Und die bedrohen ein Drittel der deutschen Bankerträge, schätzt McKinsey. Aber was macht die FinTechs so gefährlich für die Bankbranche? Die Unternehmensberater haben 1.500 erfasst und analysiert: sie nutzen ihre Kostenvorteile, sind schnell und stürzen sich gezielt auf einzelne Glieder der Wertschöpfungskette. Bisher vor allem im Endkundenbereich. Aber auch das Segment Geschäftskunden ist vor Ihnen nicht sicher. Und dann gibt es da noch ein paar Revoluzzer. Wir picken die Cherries: Adyen, Check24 und Blockchain. Vorher noch die Marktübersicht in ca. 15 Minuten.
#2 INFRASTRUKTUR
Adyen, die Weichensteller im E-Commerce
What these globalizing Web firms have in common is the headache of collecting money in local currency.
Steven Bertoni, Forbes
Die Kopfschmerzen des Einen sind manchmal das Geschäft des Anderen. Und was für eins! Als Iconiq Capital, das „Mehrfamillienoffice“ von Zuckerberg, Hoffman und Dorsey im letzten Herbst bei Adyen einstieg, lag die Bewertung bei 2,5 Mrd. $. Hollands erstes Einhorn war geboren.
So much fintech innovation was simply adding a new layer on top of old technology. No one was attacking the old rails.
Pieter van der Droes, Adyen (Neuanfang)
Adyen attackiert das bestehende System und setzt sich mit seiner Plattform für Zahlungsdienstleister direkt zwischen global agierende Digitalfirmen wie Airbbn, Netflix & Co. auf der einen Seite und deren Endkunden auf der anderen Seite. Das einfache Versprechen: mehr Umsatz. Denn in etwa 15% der Fällen können Online-Händler über die vom Kunden angegebenen Kreditkarten nicht abbuchen. Ein Drittel davon kann Adyen nach eigenen Angaben retten. Das glauben die 4.500 angeschlossenen Händler – und setzen 50 Mrd. $ über Adyen um. 305 Mio. $ davon verbleiben als Umsatz bei den Holländern, die schon seit 2011 auf EBITDA-Basis profitabel arbeiten – merkwürdig nur, dass all das mehr oder weniger aus einer Pressemitteilung stammt.
DER DRITTE LINK
Auf einen Espresso mit: Alexander Artopé von Smava
Ich glaube, mit der Digitalisierung stehen wir vor der größten Veränderung des Bankenmarktes seit über 50 Jahren.
Alexander Artopé, Smava
Begonnen hat Smava recht revolutionär: als Plattform für Kredite von Privat an Privat. 11 Jahre und 1 Iteration weiter, sind die Berliner nach eigenen Angaben die führende deutsche Plattform für die Vermittlung von Krediten von Banken an Endkunden im Netz.
Die Formel: Innovation mal minus 1, Erfolg mal plus 2 und Execution mal plus 3. Wir haben mit dem Gründer Alexander Artopé gesprochen.*
* Der Autor war von 2004-2013 für die ECONA AG tätig, die unter anderem in Smava investiert ist.
#4 MARKETING
Check24, der digitale Strukturvertriebler?
Wir wollen das größte deutsche Internetunternehmen sein.
Heinrich Blase, Check24
Check24 sticht mit 800 Mitarbeitern, einem Umsatz von 330 Mio. € und einem Umsatzwachstum von 60% im 17. Unternehmensjahr aus der Masse der Vergleicher heraus. Schlüsselaktivität: Marketing. Online-Feuer frei, sofern und solange die Kundenakquisitionskosten unter den Vermittlungsprovisionen liegen? Nicht ganz. Zwar investiert die Vergleichsplattform 118 Mio. € (oder ein Drittel vom Umsatz) in Werbung. Interessanterweise fließen aber mehr als die Hälfte davon in TV-Werbung: 70 Mio. € in 2014, Tendenz steigend. Das ist deutschlandweit Platz 2 unter den Digitalen nach Amazon – einige Player der Netzwirtschaft schwimmen flussaufwärts.
Man kann eine Website über andere Kanäle oder Werbemittel befeuern, aber um aus ihr eine Marke zu machen, braucht man die Emotionen eines Bewegtbilds.
Helmut Huber, CMO Check24
ONE MORE THING
Buterin, der digitale Lenin
Könnte auch eine Architektenvilla sein. Es läuft elektronische Musik. Im dritten Stock ist das Office, kein Papier, kein Regale, nur ein endlos langer Tisch, vollgestellt mit PCs und Mac. Auf der Etage darunter wohnen und schlafen ein Dutzend Programmierer. Buterin arbeitet sieben Tage die Woche.
Hannes Grasseger, Capital
Warum sollte man Banken für ihr Misstrauen noch mit Daten und Gebühren entlohnen, fragt Vitalik Buterin und entwickelte die Blockchain. Es folgten 100.000$ von Peter Thiels Stiftung für Hochbegabte und dann noch einmal 18 Mio. von der Crowd. Spätestens jetzt wurde klar: hier kann jemand an den Grundfesten des Finanzsektors rütteln. Der digitale Lenin, das ist ein Digitalkrimi, für den die 89 Blendle-Cent Peanuts sind – die UBS baut im 3.9 Stock schon mal ein Blockchain-Forschungslabor.
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+++ Danke, dass du die Netzwirtschaft liest! Bis zur nächsten Woche. +++