Wer ist Christopher Storck? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.
HERING SCHUPPENER, Deutschlands führender Strategieberatung für Kommunikation. Um nicht nur bei Kunden zur Integration der Unternehmenskommunikation in den Strategieprozess beitragen zu können, lehre ich zugleich als Professor für Strategie und Kommunikationsmanagement an der Quadriga Hochschule Berlin – nicht als Gastdozent oder Honorarprofessor, sondern mit regulärer halber Stelle.
Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.
Ich besitze kein Auto, dafür sechs Fahrräder und das, was Harald Schmidt eine schwarze Mamba genannt hat.
Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?
HERING SCHUPPENER kommt zum Einsatz, wenn erfolgreiche Kommunikation entscheidend ist für die weitere Entwicklung eines Unternehmens: Kapitalmarkttransaktionen wie Fusionen und Übernahmen oder Börsengänge; Restrukturierungen, Insolvenzen oder sonstige Unternehmenskrisen; legislative oder regulatorische Weichenstellungen für Geschäftsmodelle; gravierende Markt- oder Umfeldveränderungen; Wechsel an der Unternehmensspitze. Unsere 160 Berater suchen immer die beste Lösung für die Kunden. Die finden wir, weil wir unsere Kompetenzen teamübergreifend bündeln und ständig erweitern. Gerade tun wir das auf dem Gebiet der Digitalisierung. Unsere Erfahrung und Qualitätsbesessenheit garantieren perfekte Umsetzung. Wir halten immer, was wir unseren Kunden versprechen – egal, was uns das abverlangt. Das schaffen wir, weil wir einander blind vertrauen und bedingungslos unterstützen – vom Managing Partner bis zum Trainee.
Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?
Auf dem Gebiet der Digitalisierung haben wir Nachholbedarf. Nachdem wir mit unserer IT-Practice in den neunziger Jahren vorne mit dabei waren, sind wir ins Thema Social Media erst eingestiegen, als die experimentelle Phase vorüber war. Diesbezüglich haben wir die konservative Haltung der Unternehmenskommunikatoren im DAX- und MDAX geteilt. Die „digital natives“ unter unseren Mitarbeitern haben verhindert, dass wir den Anschluss verlieren und immer wieder darauf gedrängt, dass wir den Schritt von der intellektuellen Auseinandersetzung zum praktischen Tun gehen. Letzten Herbst war es dann so weit: Wir haben Andreas Winiarski und Kollegen von RCKT an Bord geholt. Er wird die kommunikativen Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung nicht nur in neue Beratungsangebote umsetzen, sondern auch dafür sorgen, dass die gesamte Firma sich in diese Richtung weiterentwickelt. So wie das vor einigen Jahren Martin Bury an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft getan hat.
Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?
Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:
In der Breite haben wir es in Deutschland bisher versäumt, uns ernsthaft mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Wir diskutieren immer nur einzelne Aspekte, wobei wir vor allem die Probleme und Risiken in den Blick nehmen, die damit verbunden sind oder sein könnten. Ein in meinen Augen besonders prägnantes Beispiel ist E-Health. Da haben sich die Besitzstandswahrer im Gesundheitssystem (Ärzte, Apotheker und gesetzliche Krankenkassen) die Bedenken der Datenschützer zunutze gemacht, um ein zehnjähriges Rückzugsgefecht zu führen. Dabei geht es allen Beteiligten angeblich um die Patienten. Das wäre schön, denn die bezahlen das System ja schließlich. Die Politik hat dem zehn Jahre lang zugeschaut. Um dann ein Gesetz zu verabschieden, das dazu führen soll, dass der Chip auf unseren Versicherungskarten demnächst vielleicht auch unsere Blutgruppe speichert und wir Anspruch darauf haben, dass unser Hausarzt uns unseren Medikationsplan ausdruckt – womöglich auf einem 24-Nadel-Drucker. Dabei messen bereits mehr als 1,5 Millionen Deutsche regelmäßig ihre Vitaldaten! Und jedes iPhone bietet die Voraussetzungen für eine digitale Patientenakte. Wir nehmen es aber lieber hin, dass jährlich hunderttausende Menschen Medikamente einnehmen, die ihnen nicht gut tun – weil der verschreibende Arzt nicht weiß, was sein Patient sonst noch so alles schluckt. Statt uns gegen Entwicklungen zu stemmen, die unaufhaltsam stattfinden werden, sollten wir diese lieber aktiv mitgestalten. Und uns fragen, wie wir in 20 oder 30 Jahren leben wollen. Wie die Gesellschaft 4.0 aussehen soll.
Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:
Das gravierendste Hindernis für die deutsche Netzwirtschaft sehe ich in der Mut- und Ideenlosigkeit der maßgeblichen politischen und wirtschaftlichen Akteure. Wir klammern uns an die Erfolge der Vergangenheit, investieren und experimentieren nicht genug, um Zukunftstechnologien hervorzubringen. Die letzte Zukunftstechnologie, bei der deutsche Unternehmen führend waren, war der Verbrennungsmotor. Mit anderen Worten: Wir haben den vierten Kondratjew-Zyklus dominiert. Aktuell stehen wir am Anfang des sechsten: ganzheitliche Gesundheit – digital health lässt grüßen.
Herausforderung für unseren Markt:
Die Digitalisierung der Kommunikation hat bislang mehr Schwierigkeiten geschaffen (Stichworte: Komplexität, Geschwindigkeit, Kontrollverlust, Hypertransparenz) als wir durch Effizienzsteigerung und effektivere Plattformen gewonnen haben. In vielen Bereichen der Unternehmenskommunikation befinden wir uns im Hinblick auf die Chancen der Digitalisierung noch im Experimentalstadium. Disruptive Veränderungen von Geschäftsmodellen und Marktverhältnissen sind nicht ausgeschlossen.
Herausforderung für unsere Firma:
Um unsere Marktführerschaft abzusichern, werden wir unsere Thought Leadership und Prozesssicherheit auf den digitalen Sektor ausdehnen müssen.
Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?
Gefreut hat mich am meisten die Demokratisierung des Zugangs zu Publizität. Im Alltag mehr noch die Möglichkeit, Gedanken mit nahestehenden Menschen in Echtzeit zu teilen und gemeinsam an etwas zu arbeiten. Mein größtes Ärgernis besteht darin, dass geistige Brandstifter ihr Unwesen anonym betreiben können, ohne zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Aristoteles hat es vor zweieinhalb Jahrtausenden auf den Punkt gebracht: Die beste Verfassung funktioniert nicht nur mit den bestmöglichen Herrschern, sondern mit den schlechtest möglichen. Die Internet-Verfassung ist im platonischen Sinn naiv. Die Abwesenheit personaler Verantwortlichkeit nutzen vor allem AfD, Pegida und Konsorten.
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Hey! Ihr heimatliebenden Zustandsbewahrer, ihr empathielosen Wüteriche und deutschen Kosten-Nutzen-Denker: Ihr werdet lauter – aber ihr seid nicht das Volk. Von Sebastian Gierke. SZ, 4.9.2015.
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Gerald Hüther: Die Macht der inneren Bilder.
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Die systemisch-konstruktivistische Coaching-Ausbildung an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht
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Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?
Sebastian Thrun. Weil er so alt ist wie ich, aus derselben Ecke von Deutschland stammt wie ich, anders als ich aber zu den Mitgestaltern der digitalen Zukunft gehört.