interview

Interview mit Michael Scheidel – RadioOffice

Michael Scheidel RadioOfficeWas ist RadioOffice? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

RadioOffice ist eine Agentur für Öffentlichkeitsarbeit, die sich auf Radio-PR und Audio­kommunikation im Internet spezialisiert hat. Das heißt, wir produzieren im Kunden­auftrag redaktionelle Radiobeiträge in unterschiedlichsten Formaten und bieten diese bundesweit den Radioredaktionen zur kostenfreien Ausstrahlung an. Zu unserer Klientel gehören Verbände, Markenartikler und international tätige PR-Agenturen, die wir z. T. seit mehr als zehn Jahren betreuen.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich lese ungerne Bücher und bin eher ein Nachrichtenjunkie, der sich im Netz und über  Videotext täglich informiert!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Unsere Superpower liegt in unserer redaktionellen Fachkompetenz, in der langjährigen Kontaktarbeit zu den Radiojournalisten und in dem Gespür für gute PR-Geschichten. Außerdem legen wir großen Wert auf eine intensive Beratung, denn die Anforderungen der Radioredaktionen an die Machart und die technische Qualität der „vertonten“ Pressemitteilung sind mit dem Printbereich z.B. nicht zu vergleichen. Hier spielen Branchenkenntnisse und Hörfunkerfahrung aus meiner Sicht eine große Rolle, die wir gewinnbringend für unsere Kunden einsetzen können.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Die Digitalisierung hat uns immer beschäftigt und wird es auch weiterhin. Ein Beispiel: In den 1990er Jahren haben wir für über 40 private Radiosender im Auftrag eines Genuß­mittelherstellers, der damals ein Team sponserte, von der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft und dem Internationalen Tourenwagen-Cup (ITC) berichtet. Damals  standen wir mit einem umgebauten Ü-Wagen auf einer Rennstrecke (Nürburgring, Singen oder Berliner Avus), bestückt mit mehreren Bandmaschinen (die Jüngeren werden sie nicht mehr kennen). Man besorgte sich einen mobilen ISDN-Anschluss, der von einem Techniker in den Ü-Wagen verlegt wurde. Kurz nach dem Rennen wurden dann die produzierten Radiobeiträge direkt in die Sender überspielt, per Telefon in entsprechender Qualität. Einer nach dem anderen kam dran und um Zeit zu sparen, hieß es oft: „Hey, wir schalten Euch live auf Sendung. Das geht dann fixer und die anderen sollen ja auch noch dran kommen.“

Diese alten Übertragungswege haben seit Jahren ausgedient. Dank mp3! Heute können sich Agenturen und Redaktionen in wenigen Minuten erreichen. Und das ist auch gut so!

Wir haben seither ganz andere Produkte und Dienstleistungen im Portfolio, weil Radio-PR heute viel aktueller und schneller arbeiten kann. Heute gehen wir auf eine Pressekonferenz und haben zwei bis drei Stunden später das Audiomaterial bei den Sendern, in bester Qualität, bundesweit.

Übrigens: Mit der damaligen Expertise von den DTM-Rennen haben wir später unter anderem tagesaktuell von den Olympischen Sommer- und Winterspielen von 2006 bis 2012 (Turin, Peking, Vancouver, London) für ein großes Bonusprogramm berichtet. Alles nur aufgrund der Digitalisierung, die uns dies ermöglichte.

www.podcast-office.de eine Plattform ins Leben gerufen, auf dem sich audioaffine Nutzer kostenlos Radiobeiträge anhören können. Natürlich auch Beiträge unserer Kunden, die diese Plattform bis heute rege nutzen.

Angesichts dieser Erfahrungen gilt für mich, dass man immer schauen sollte, inwiefern digitale Neuheiten dem eigenen Unternehmen nützen können. Und dass man dann den Mut und die Power für Innovationen aufbringt, ein überschaubares Risiko eingeht und dann auch umsetzt.

www.radio-pr.de zu erreichen ist. Kein digitales Wunderwerk, aber eine für uns wichtige Infoplattform, auf der wir unser Handwerk darstellen! Auf der wir versuchen, deutlich zu machen, wie aus unserer Sicht das Business der Radio-PR funktionieren kann und sollte. Auf der wir PR-Profis und –Neulinge, die vielleicht nur einmal im Jahr eine Radiokampagne machen, auf diesem Gebiet mit Informationen unterstützen. Und auf dem wir natürlich uns inhaltlich in einigen Aspekten vom Wettbewerb abgrenzen.

Fazit: Die Digitalisierung ist für mich keine Gefahr, sondern eine Chance, die man nutzen muss. Haben Facebook, Twitter und Co. den Radiosendern geschadet? Nein! Haben die Webradios, die um die Jahrtausendwende in den Markt drängten, den etablierten Radiosendern das Fürchten gelehrt. Nein! Das Radio und ihre Macher haben es verstanden, die neuen Medien geschickt zu implementieren. Das Radio lebt nach wie vor. Jeder Deutsche hört das schnellste und für mich faszinierendste Medium der Welt täglich vier Stunden. Konstant seit Jahren, über UKW, DAB+, PC, Smartphone, iPad, über radio.de, iTunes und in sowie über viele, viele weitere Kanäle mehr.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Ich glaube, die größte Herausforderung für die Gesellschaft und den Staat wird sein, die Persönlichkeitsrechte von Gruppen und Einzelnen zu schützen. Wie schalten wir den Rassismus im Netz aus? Wie schützen wir Unternehmen und Menschen vor Shitstorms und Mobbing?

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Ich denke, die größte Herausforderung für die Netzwirtschaft wird sein das Thema Datenpiraterie bzw.  Datensicherheit in den Griff zu bekommen. Damit wird die Politik und die Wirtschaft sich fortwährend beschäftigen müssen.

Herausforderung für unseren Markt:

Ich meine, dass Digitalisierung nicht alles ist. Auf unseren Hörfunk-PR-Markt bezogen z.B. denken viele, dass Radiokommunikation sich ausschließlich im Netz und auf aufwendig gestalteten Audioportalen abspielt. Da bin ich anderer Auffassung. Ich glaube, dass der persönliche Kontakt, der Griff zum Telefon und das Gespräch ein elementarer Bestandteil für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung ist und bleibt. Mit einer E-Mail verbindet man etwas Unverbindliches, mit einer Stimme ein persönliches Angebot und ein Bild, das im Kopf bleibt. Davon lebt meines Erachtens die Kommuni­kation und – ganz besonders – natürlich das Radio. Denn Radio ist Kino im Kopf.

Herausforderung für unsere Firma:

Alles spricht über Social Media in der Unternehmenskommunikation. Meiner Ansicht nach wird dieser Bereich überschätzt. Vor allem, wenn man Mitteleinsatz und Reichweite gegenüberstellt. Wie kann es sein, dass manche Unternehmen viel Geld in YouTube-Videos investieren und sich keine Gedanken über die Vermarktung machen? Mit dem Ergebnis, dass ein paar hundert User es gesehen haben? Und wie kann es sein, dass aufgrund dieses Hypes die klassischen Kommunikations­kanäle wie z.B. der Hörfunk, weniger Berücksichtigung finden? Obwohl damit Quoten im sechs- und siebenstelligen Tausender-Bereich zu erzielen sind!

Dass das Medium Radio ein wichtiges und erfolgreiches Instrument in der Unter­nehmens­kommunikation sein kann, davon die Entscheider immer wieder zu über­zeugen, ist für uns die größte Herausforderung.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

„Rauswurf“ in jeglicher Hinsicht rechtfertigt und hoffe, dass sich diese Praxis durchsetzen wird.

Hamminkeln. Da sind Menschen am Werk, die nicht nur reden und schreiben, sondern Menschen in Not tatkräftig unterstützen.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Das Radio ist das einzige Medium, für das es keine umfassende Medienresonanz­analyse gibt. Das heißt, niemand kann sämtliche Programme der rund 220 öffentlich-rechtlichen und privaten Radiosender in Deutschland erfassen bzw. scannen und sagen, wann welcher Radiobeitrag zu welchem Thema gelaufen ist. Gäbe es diesen Service zu einem akzeptablen Preis, würde ich ihn buchen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

www.radioszene.de: Für mich als Öffentlichkeits­­arbeiter sind das wichtige Quellen, um zu wissen, was in der Branche los ist.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Mich begeistern Filme wir z.B. Drachenläufer von Marc Forster oder „Gelobtes Land“ von Peter Kosminsky

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Fehlanzeige (ist nicht der Titel eines Buches)

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Meine letzte Fortbildungsmaßnahme ist schon ein paar Jahre her. Da habe ich ein Moderationsseminar besucht  und gelernt, dass Redundanz etwas Überflüssiges ist, auf das man beim Schreiben fürs Radio besonders achten sollte.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Die hilfreichste Software für mich sind alle Programme, mit denen ich unsere Radiobei­träge produzieren kann.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Als Sport- und Handballbegeisterter würde ich gerne mal einen Tag mit Frank Flatten (Manager des VFL Gummersbach) zusammenarbeiten, um zu sehen und zu verstehen, wie man innerhalb kürzester Zeit aus einem Fast-Absteiger eine erfolgreichen Verein mit Perspektive bastelt.