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Interview mit Peter F. Schmid – Wer liefert was?

Wer ist Peter F. Schmid? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Seit August 2012 bin ich CEO und geschäftsführender Gesellschafter von „Wer liefert was“, dem führenden B2B-Marktplatz in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In den drei Jahren davor war ich als Geschäftsführer der PARSHIP GmbH, der führenden Online-Partneragentur in Europa, tätig. In dieser Zeit habe ich die Strukturen und Grundlagen geschaffen, um PARSHIP im hart umkämpften Markt der Partnervermittlung als Nummer eins zu positionieren und die Marktführerschaft weiter auszubauen. Zuvor lenkte ich von 2006 bis 2009 als CEO der mobile.international GmbH unter anderem Deutschlands größten Fahrzeugmarkt mobile.de. Gleichzeitig agierte ich als Vizepräsident im Managementteam der eBay Classifieds Group, die Rubrikenmärkte in mehr als 20 Ländern unterhält. In den Jahren 2000 bis 2006 war ich Geschäftsführer von AutoScout24 und gründete unter anderem den Vermarkter Scout24 Media. Ich habe Betriebswirtschaftslehre und Statistik an der Ludwig-Maximilians Universität in München studiert und startete meine Karriere Ende der neunziger Jahre bei Procter & Gamble in Frankfurt am Main.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich sammle Kunst. Das hat mittlerweile solche Ausmaße angenommen, dass ich auf mein Büro ausweichen musste, weil zu Hause kein Platz mehr ist. Das führt zu durchaus kontroversen Diskussionen unter den Mitarbeitern, da man über Kunst ja bekanntlich streiten kann. Ich sage nur: „Ist das Kunst oder kann das weg?“

Elevator Pitch! Was macht „Wer liefert was“? Und vor allem: Was macht Ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

„Wer liefert was“ ist der Enabler des Mittelstands. Als führender B2B-Marktplatz in Deutschland, Österreich und der Schweiz und meistbesuchte Internetplattform für den professionellen Einkauf bieten wir Zugriff auf Millionen von Produkten und Dienstleistungen im B2B-Segment. Wir helfen Herstellern, Händlern, Dienstleistern und Einkäufern beim Anbieten und Finden von Produkten und Dienstleistungen in der digitalen Welt. Einkäufer sparen durch unser umfassendes Angebot Zeit bei der Produktsuche. Unsere Anbieter, Händler und Lieferanten profitieren von der hohen Online-Reichweite, Sichtbarkeit und Auffindbarkeit ihrer Produkte im In- und Ausland, die ihnen unsere Plattformen „Wer liefert was“ und EUROPAGES bieten.

Unser größter Vorteil ist, dass wir den deutschen Mittelstand so gut kennen wie kein anderes Unternehmen, da wir seit 85 Jahren am Markt sind und mit unseren Außendienstmitarbeitern tagtäglich bei den Unternehmen vor Ort sind. Diese Erfahrung verbinden wir mit der Agilität und Innovationskraft eines Start-ups, da wir heute eines der wenigen Unternehmen in Deutschland sind, das die Herausforderungen der digitalen Transformation angenommen und erfolgreich gemeistert hat.

Zum Journal „Dax Digital“.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Deiner Firma, wo Ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Besonders stolz bin ich darauf, dass wir als „Wer liefert was“ einen State of the Art-Online-Marktplatz im B2B-Segment für die DACH-Region entwickelt und vor zwei Jahren erfolgreich gelauncht und etabliert haben, nachdem wir über 80 Jahre ein reines Adressverzeichnismedium waren.

Durch die Übernahme von EUROPAGES im vergangenen Jahr sind wir nun die Nummer eins im B2B-Bereich in ganz Europa – vergleichbar mit den Key-Playern Thomasnet in den USA, Indiamart in Indien oder auch Made-in-China oder Alibaba in China. Damit haben wir uns als Tor für den Online-B2B-Handel nach und aus Europa heraus positioniert und wollen diese Marktposition in den nächsten Jahren weiter ausbauen und ein echter European Champion werden.

„Wer liefert was“ und EUROPAGES haben zusammen mehr als 2,5 Millionen registrierte Unternehmen aus 45 Ländern. Unsere Inhalte können in 26 Sprachen gesucht werden, das heißt, es gibt keine Sprachbarriere für unsere Nutzer. Hierfür arbeiten wir mit einem starken Netzwerk mit mehr als 80 technischen Übersetzern aus Europa und der ganzen Welt zusammen.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Innovation ist der Kerntreiber für Wachstum! Wenn ich mir „Wer liefert was“ anschaue, haben wir dieses Credo schon gut umgesetzt. Was meine ich damit? Wir haben „Wer liefert was“ von einem Verlag für ein Lieferantenverzeichnis zu einer agilen Internetcompany gewandelt, die einen modernen Online-Marktplatz betreibt, der im B2B-Bereich seinesgleichen sucht.

Wenn ich mir den deutschen Mittelstand ansehe, sind wir ebenfalls auf einem guten Weg. Viele Unternehmer haben verstanden, dass wir uns in einer kritischen Phase der Industrieentwicklung befinden und stellen die Themen Digitalisierung, Innovationskraft und Innovationswillen in den Mittelpunkt. Allerdings sind der Mittelstand und das B2B-Segment noch am Anfang.

Digitalisierung bedeutet mehr, als dass Maschinen Rohstoffe eigenständig nachbestellen. Diese Art der digitalen Transformation betrifft nur einen geringen Teil der deutschen Unternehmen. Digitalisierung geht über die Produktion hinaus, sie betrifft die gesamte Wertschöpfungskette, also auch den Einkauf, das Marketing und den Vertrieb. Das fängt bei der Online-Präsenz an und endet bei einer vernetzten Produktionskette. Der Mittelstand muss jetzt weiter am Ball bleiben – davon hängt unsere Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunftssicherung des Standortes Deutschland im internationalen Vergleich ab.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Wir haben uns daran gewöhnt, „Always on“ zu sein und viele Funktionen und Anwendungen jederzeit nutzen zu können. Da kann es schon sehr ärgerlich sein, ausgerechnet in einer wichtigen Situation kein Netz zu haben. Das darf in einem Land wie Deutschland eigentlich nicht sein. Es zeigt uns aber auch einmal mehr, dass man sich nicht zu 100 Prozent auf das Internet und die Technik verlassen sollte.

Auf der anderen Seite hat das Internet die Welt zu einem Dorf gemacht. Das gilt für private Verbindungen, Planungen und Informationsgewinnung genauso wie für geschäftliche Belange. Für die mittelständischen Unternehmen hat es die Möglichkeit eröffnet, sich vom kleinsten Winkel der Republik aus einen Weltmarkt erschließen zu können. Deutschland wird wahrscheinlich im Bereich des Mittelstands der größte wirtschaftliche Profiteur des Internets und der Digitalisierung werden.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Aktuell lese ich das Buch „Geschichte des Westens – Vom Kalten Krieg zum Mauerfall“ von Heinrich August Winkler. Ich habe nur ganz wenige Schriftsteller gelesen, die es wie Winkler schaffen, komplexe geschichtliche Zusammenhänge so strukturiert und nachvollziehbar zu beschreiben. Das Buch hilft dabei, Zusammenhänge zu verstehen, warum das Weltgefüge heute ist, wie es ist und aus der Geschichte zu lernen. Vor allem, dass unsere Entwicklung von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig und niemals monokausal ist.

Das zweite Buch, das mich wirklich inspiriert hat, heißt „Last Lecture – Die Lehren meines Lebens“. Randy Rausch, 46-jähriger Professor für Computerwissenschaften, hat aufgrund einer Krebserkrankung nur noch wenige Monate zu leben und hält seine letzte Vorlesung – und er spricht nicht über die Vergangenheit, sondern feiert das Leben. Er spricht darüber, trotz aller Unwägbarkeiten und Vergänglichkeit groß zu denken, und dass Visionen wichtig sind für das eigenen Vorankommen.