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Interview mit Christoph Hardt – Comatch

Wer ist Christoph Hardt? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich wurde in Gießen geboren, bin fürs Studium nach Franken gezogen und lebe noch immer dort. Ich habe BWL in Bayreuth und Nizza studiert und habe 2007 bei McKinsey und Co. als Berater angefangen. Seit Ende 2014 bin ich einer von zwei Gründern von COMATCH, dem Online-Marktplatz für freie Berater und Industrieexperten und pendele nun wöchentlich zwischen Würzburg und Berlin. Zusätzlich bin ich Dozent für Entrepreneurship und Marketing & Sales. Ich bin 36 Jahre alt und verheiratet.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich lese in jeder freien Minute Sportnachrichten. Teilweise auch mitten in der Nacht, wenn ich kurz wach werde. Bei wilden Fußball-Transfergerüchten bin ich also immer up to date.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wir finden den perfekten freiberuflichen Berater oder Experten für komplexe Projekte von Unternehmen aller Größenklassen – als Onlineplayer. Die Superpower ist eine Kombination aus drei Dingen, die einmalig ist: Geschwindigkeit, Qualität und persönliche Interaktion. Wir finden den Berater innerhalb von 48 Stunden, der Klient kann also schnell sein Projekt starten. Alle Berater wurden geprüft, durch CV-Check und ein persönliches Interview. Und der ganze Vermittlungsprozess ist persönlich und basiert auf guten Beziehungen zu beiden Seiten, sowohl Kunden als auch Beratern, obwohl wir digital agieren. Weil wir glauben, dass sich beides nicht ausschließen muss.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir waren von Anfang an sehr fokussiert auf die Vertriebsarbeit in unseren beiden Kundengruppen – Berater, die Projekte suchen und Unternehmen, die Berater suchen. In den ersten 24 Monaten seit Gründung gab es keinen Mitarbeiter, der nicht direkt mit einem dieser beiden Kundengruppen in Kontakt stand. Das ist erstens effizient, führt aber auch dazu, dass alle Mitarbeiter hautnah mitbekommen, worum es bei uns geht. Eine weitere Best Practice und Voraussetzung für die Fokussierung auf die Vertriebsarbeit ist eine sehr, sehr hohe Stabilität unserer Prozesse. Wir verbessern unsere Prozesse natürlich ständig, aber wirklich grundlegend ändern mussten wir seit 2,5 Jahren nichts. Das war möglich, da wir uns als Gründerteam die ersten zwei bis drei Monate gemeinsam sehr intensiv um Prozessplanung gekümmert haben  – intensiv heißt quasi Tag und Nacht. Wir leben unter der Woche in Berlin in einer WG und das heißt, dass wir manchmal auch abends nach der Arbeit noch ein bisschen arbeiten.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Das Rad der Innovation dreht sich schnell und verändert ständig die Erwartungshaltung der Kunden. Technische Lösungen einer Website sind heute der letzte Schrei und morgen bereits unmodern und dysfunktional für das Kundenerlebnis. Marketingkanäle funktionieren heute sehr gut, haben sich aber morgen bereits abgenutzt und entfalten nur noch einen Bruchteil ihrer Wirkung. In diesem Umfeld müssen wir einen klaren Kopf bewahren. Wir müssen Trends erkennen, aber nicht auf jeden Zug aufzuspringen. Andererseits müssen wir aber doch mit der Zeit gehen und uns ständig hinterfragen und erneuern, um nicht von möglichen Wettbewerbern abgehängt zu werden. Das ist ein schwieriger Balanceakt, vor dem ich Respekt habe. Beispielsweise haben wir anfangs länger überlegt, ob wir für COMATCH eine App brauchen. Als ein Wettbewerber damit startete, haben wir wieder neu überlegt. Und uns wieder dagegen entschieden: Eine Entscheidung über einen Berater, der 1000 bis 2000 Euro am Tag kosten kann, treffen Menschen nicht über eine App, so unsere Überzeugung. Aber klar, das kann sich natürlich in den nächsten Jahren auch ändern.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten ärgert mich, dass manche Firmen ihre Kunden nur noch als graue Masse wahrnehmen. Als Leute, die, wenn man die richtigen Knöpfe drückt, die richtige Onlinewerbung schaltet, statistisch gesehen bestimmte Umsätze machen. Der Servicegedanke geht dabei manchmal verloren. Bei manchen Dienstleistern ist es sogar schwierig, eine Telefonnummer auf der Website zu finden, um sich mit einem echten Menschen zu unterhalten.

Am meisten freut mich, dass das Internet die Verfügbarkeit von Informationen und Produkten und Dienstleistungen so drastisch erhöht hat. So haben wir für unseren Urlaub dieses Jahr ein kleines Hotel in Italien gebucht, das ich ohne Internet niemals gefunden hätte – gebucht haben wir außerdem am Sonntag. Wir als COMATCH wiederum finden den besten freiberuflichen Berater für komplexe Projekte. Innerhalb von 48 Stunden. Beides wäre ohne Internet nicht möglich.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

…einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Zu Fachthemen lese ich regelmäßig die Consulting-Sonderbeilagen der bekannten Tageszeitungen und Magazine oder consultancy.uk.

…einen Artikel / ein Video / …, den / das Du Deinen Kunden empfiehlst

Ein wirklich spannendes Video ist ein Selbstversuch über Fahrradfahren mit verstelltem Lenker. Es zeigt, wie „eingefahren“ wir im wahrsten Sinne meist sind.

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…ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

„Fish! – Ein ungewöhnliches Motivationsbuch“ von Stephen C. Lundin hab ich schon während der Schulzeit gelesen und es ist mir immer noch im Kopf. Es geht darum, wie man sich immer wieder für eine Aufgabe motivieren kann. So wie die Fischhändler auf dem Markt. Im Buch  beschließen die eines Tages einfach, dass sie den tollsten Job der Welt haben und rocken das Geschäft. Das ist mir im Gedächtnis geblieben.

…das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Ich bin relativ konservativ, was die Nutzung von Tools angeht. Daher nutze ich Excel und Powerpoint am meisten. Die beiden helfen mir also auch am besten weiter.

Mit welchem Experten (aus Deiner Branche) würdest Du am liebsten einmal einen Tag zusammenarbeiten und warum? (Oder von welchem Experten aus Deinem Fachgebiet hast Du bisher am meisten gelernt? Und was war das?)

Ich hatte das große Glück, fast 8 Jahre bei einer der großen internationalen Strategieberatungen arbeiten zu dürfen. In dieser Zeit habe ich mit vielen Experten aus der Beraterwelt zusammengearbeitet und konnte viel lernen. Heute würde ich gerne mal mit Hillary Clinton einen Tag verbringen. Mich interessiert, was sie antrieb und was sie zukünftig antreiben wird.