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Interview mit Matthias Kindler – MasterClass Event & Marketing

Matthias Kindler MasterClass Event & MarketingWer ist Matthias Kindler? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Ex-Apple. Ex-Agenturchef. Ex-ADC Vorstand.

www.matthiaskindler.com)

Heute Spezialist für Marken-Inszenierungen, Berater, Trainer, Redner. Ein kleines, persönliches Geheimnis? Ich hatte ein paar Jahre lang einen weißen Anzug. Peinlich, oder? Passte aber ziemlich gut zu den Empfängen bei den Cannes International Lions, wo ich in der Jury war.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?

Erstens berate ich Unternehmen, Verbände und manchmal auch Menschen, wenn es darum geht, wie man sich ins beste Licht setzt, sich und seine Botschaften perfekt inszeniert.

Zweitens gebe ich mein Wissen aus einem halben Leben Event und Marketing in einer Seminarreihe weiter. Name? Logisch, MasterClass Event & Marketing.

Drittens rede ich für mein Leben gern. Am liebsten vor großen Gruppen und darüber, warum Events so viel mehr Potenzial haben als die ewig gleichen Langweiler-Veranstaltungen.

Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?

Nicht mit der Currywurst auf Haifischfang gehen! Für jeden Fisch den richtigen Köder finden, also zuerst Probleme verstehen, dann kreative Lösungen finden, die tatsächlich wirken. Und die mit viel Herzblut und Leidenschaft an den Mann und die Frau bringen. Zum Schluss dann dafür kämpfen, dass gute Ideen nicht verwässert und weichgekocht werden.

Was habt Ihr richtig gemacht?

In unser „aktiven“ Agenturzeit haben wir rund 700 Projekte konzipiert und umgesetzt. Dafür gab es 50 (inter- und nationale) Kreativpreise. Eigentlich war die „Secret Sauce“ dahinter immer die gleiche: Menschen überraschen, Menschen involvieren, Menschen niemals die Zeit stehlen.

Beispiel? Abendveranstaltung eines großen Fachmagazins der Kommunikationsbranche, nach einer Konferenz mit dem Who is Who der Industrie. Normalerweise passiert da nichts, außer viel Essen und viel Trinken. Ein bisschen schade, oder? Da es bei der Konferenz um das Vertrauen in Marken ging, haben wir alle Marken und Logos für die ersten 90 Minuten der Veranstaltung komplett verdeckt, versteckt, überklebt. Überall, in der gesamten Location. Auf allen Flaschen, Produkten, sogar auf den persönlichen Gegenständen der Gäste. Das führte dazu, dass Mann/Frau am eigenen Leib erfuhr, was Vertrauen in Marken eigentlich heißt.

Herausforderungen für die nächsten Jahre?

Unser Leben wird immer digitaler. Logisch. Allerdings darf „digital“ nicht zum Selbstzweck werden. Beim Thema „disruptive Geschäftsmodelle“ wird mir regelmäßig schlecht. Please, do not fix something that is not broken. Wir werden es schwer bereuen, wenn Geschäftsmodelle und kulturelle Errungenschaften aus Jahrhunderten mutwillig zerschlagen werden, nur weil wir das können. Lasst euch bitte nicht von diesen vermeintlich tollen Gründern à la Rocket blenden denen es selten um die Leidenschaft hinter einem Produkt oder einer Dienstleitung geht, sondern in erster Linie um ihren Profit und ihr Ego. Und warum „sharen“eigentlich die Profiteure der „Shared Economy“ so wenig?

Wir Deutschen sind tatsächlich immer etwas ängstlich, wenn es um das Thema „Selbständigkeit“ geht. Mit hat mein MBA Studium in den USA sehr geholfen – der Sprung ins kalte Wasser war dann gar keiner, sondern eher eine willkommene Abkühlung nach viel Corporate Wärme. Heute kann das Netz durch Wissenstransfer und Starthilfe viel tun. Aber tut es das auch? Wie könnte man das weiter verbessern?

In meiner Branche wird furchtbar viel über Digitalisierung gesprochen. Manche Dummköpfe setzen voll auf „Hybride Events“. Großer Fehler. In digitalen Zeiten freuen sich Menschen über analoge Erlebnisse. Events gibt es seit 12.000 Jahren und das aus gutem Grund. Sprechen wir in 5 Jahren wieder, dann hat die digitale Blase bestimmt schon ein wenig Luft abgelassen.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Alles gut, solange die Leitung schnell genug ist. Moment, fast vergessen: Die völlig überflüssigen Display-Anzeigen, die mir wochenlang für Produkte angezeigt werden, die ich entweder schon längst gekauft habe oder nach einer Recherche gar nicht mehr haben will.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Mein „Haus“ endlich digitalisieren. Nicht den depperten Kühlschrank, aber Licht, Heizung, Alarm, Fenster und Badewasser. Und bei der Gelegenheit bitte ALLE Strom und LAN-Kabel abschaffen.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin (auch Print), mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Ehrlich gesagt, lese ich fast alles, was mir digital oder analog in die Finger kommt. Das kann ein einziges Medium niemals leisten.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

Warum all die Privat-Uni-Absolventen und Ex-Berater schlecht für die deutsche Gründerszene sind. Im aktuellen manager magazin August.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat

Oh weh, das klingt jetzt furchtbar eitel, aber das gibt es für die Event-Szene leider immer noch nicht. Daher schreibe ich es gerade: „Von Events und Missverständnissen. Eine Anleitung zum Umdenken.“

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Der Klassiker: TED/TEDx. On- und Offline. Zu schade, dass man nicht die Zeit hat sich alle Filme im Archiv anzuschauen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Mein Mac. Seit 1984.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit den ersten Mönchen, die sich all die Kirchenrituale ausgedacht haben. Die haben nämlich moderne Events „erfunden“.