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Interview mit Uwe Hering – myLike

Uwe Hering myLikeWer ist Uwe Hering? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ich bin Dipl. Ingenieur und war in den letzten knapp 20 Jahren in großen, etablierten Unternehmen wie Infineon und innovativen Start-ups wie Multilink, Newlogic (heute Wipro), CoreOptics (heute Cisco) und Odersun tätig. Als Mitglied der Geschäftsführung habe ich dort eine Menge internationale Erfahrung in den Bereichen Vertriebs- und Produktmanagement und Business-Development gesammelt. Ich war maßgeblich für den Aufbau von neuen internationalen Organisationen, Produktportfolien, Vertriebskanälen und Partnernetzwerken verantwortlich. Unter anderem habe ich drei Jahre im Silicon Valley gelebt.

myLike habe ich nun mein erstes eigenes Projekt in Angriff genommen.

In meiner Freizeit koche ich gerne, treibe viel Sport und genieße die Natur.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Obwohl ich mein Leben lang beruflich viel um die Welt gereist bin, bin ich heute immer noch gerne Weltenbummler. Und ich versuche mich als leidenschaftlicher Hobbykoch. Ich liebe es, lecker zu essen. Daher passt es gut, dass ich auch begeisterter Sportler bin. Mountainbiken, Wandern, Skifahren und Kiten stehen ganz weit oben. Aber die größte Liebe gilt meiner kleinen Tochter.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

myLike helfen. myLike muss man sich wie ein digitales, interaktives und vernetztes Notizbuch vorstellen. Man kann die eigenen Schätze und Entdeckungen des täglichen Lebens, sogenannte „myLikes“, auf einfachste Weise speichern, organisieren und mit anderen teilen. Dabei kann jeder selbst entscheiden, wer die eigenen myLikes sehen darf: Nur ich selbst, meine Freunde, meine Gruppen oder die gesamte myLike-Community. Mit myLike bekommt man auch direkten Einblick in die Notizbücher der eigenen Freunde und deren Netzwerke, sofern sie ihre myLikes für einen zugänglich gemacht haben. Mit myLike hat man somit jederzeit und überall sofortigen Zugriff auf Empfehlungen, denen man vertraut – die eigenen Freunde dienen als Informationsquelle. Das spart Zeit bei der Suche, denn die Empfehlungen sind vertrauensvoll und relevant. Ein Daten-Overload und das unsichere Gefühl, wer hinter einer Empfehlung steht, wie das bei den klassischen Crowd-basierten Empfehlungsplattformen der Fall ist, bleiben einem erspart. Wer z.B. eine romantische Übernachtungsmöglichkeit im Winter in den Bergen sucht, kann durchaus auch mal ein „cooles“ Iglu vorgeschlagen bekommen. myLike ist inspirierend wie Pinterest, vernetzt wie Facebook, organisiert wie Wunderlist und vertrauensvoll wie man selbst. Das ist unsere Superpower.

Wir haben aber auch noch eine andere Superpower: myLike erlaubt es anderen Unternehmen, Inhalte für Ihre Kunden aus vertrauensvollen Quellen als Service zur Verfügung zu stellen. Anstatt verschiedene Plätze auf einem Stadtplan zu markieren, kann z.B. ein Hotel-Concierge den Gästen seine Tipps direkt auf dessen Smartphone laden. Entweder individuell pro Gast oder basierend auf bestehenden Routen. Verlage und Magazine können Gruppen erstellen und so ihre Reisetipps via myLike einer breiten Zielgruppe anbieten. Autohersteller haben die Möglichkeit, mit myLike interaktive Communities rund um Ihre Marke aufzubauen.

Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?

Für mich ist Runtastic ein sehr gutes Beispiel dafür, wie gute Ideen auch mit kleinen finanziellen Mittel erfolgreich werden können. Runtastic hat von Anfang an klar auf Viralität gesetzt und die notwendigen Mechanismen schon in der Entwicklung integriert. Hier ist das Posten der persönlichen Laufergebnisse und der Strecken auf Facebook der richtige Weg, um das Produkt nachhaltig im sozialen Umfeld zu platzieren. Dadurch werden Freunde zum Mitmachen motiviert. Es sind richtige Challenges entstanden.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Unsere Gesellschaft kämpft täglich darum, die immense Datenflut verwertbar, begreifbar und einschätzbar zu machen. Dabei müssen wir schnell und effektiv verstehen, aus welchen Quellen die Informationen stammen und welche Intentionen dahinterstecken, um ihnen vertrauen und ihre Relevanz beurteilen zu können. 1.6 Mio. Antworten auf eine Frage helfen einem hier nicht weiter. Neben unserer Gesundheit ist Zeit das wichtigste Gut, und die wollen wir möglichst sinnvoll nutzen. Daher suchen wir nicht in der Anonymität der „Crowd“, sondern in unserem direkten Umfeld nach Antworten. Das können wir einschätzen und auch davon ausgehen, dass die Tipps ehrlich und gut gemeint sind.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Deutschland ist führend im Bereich der Innovationen, ja wirklich! Wir haben aber noch viel zu lernen, um diese richtig zu vermarkten. Wir lassen uns hier oft durch die Amerikaner die Butter vom Brot nehmen und durch zweitklassige Produkte deklassieren – und das, weil wir zurückhaltender in unsrer Kommunikation sind. Das sieht man auch im Bereich der Investitionen: Ein amerikanisches Start-up kann mit fünf bis zehn Mal mehr Funding rechnen im Vergleich mit seinen europäischen oder deutschen Konkurrenten, die mit ihrer Bescheidenheit ein konstantes „Underselling“ praktizieren.

Herausforderung für unseren Markt:

Für mich ist das Wiedererlangen von Vertrauen in die Inhalte und in die Quellen, die wir nutzen, eine große Herausforderung. Das in Verbindung mit gleichzeitiger Steigerung der Relevanz für jeden Einzelnen, wird eine echte Mammutaufgabe für den Markt.

Herausforderung für unsere Firma:

Für myLike werden der bevorstehende Markteintritt, der Ausbau der Nutzerzahlen und der Inhalte, d.h., die Summe der Empfehlungen, die größten Herausforderungen der nächsten Monate sein. Als europäisches Start-up stehen uns leider nicht die Mittel zur Verfügung, mit denen amerikanische Start-Ups ausgestattet sind. Dies müssen wir durch innovative Konzepte und intelligente Partnerschaften kompensieren. Dabei wollen wir aber vor allem unserem Credo der Qualität und des Vertrauens treu bleiben – dem Fundament von myLike.

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Gefreut habe mich mehrere Dinge: Das Internet ist mehr als nur Google. Den Zugriff auf eigene Daten in der Cloud finde ich klasse. Ich mag schnelle Antworten und einfaches Weiterleiten von Dingen im Netz. Und Tools, die einem helfen, einen Weg oder eine bestimmte Adresse zu finden, möchte ich nicht mehr missen.

Was mich ärgert: Der Umstand, dass es immer mehr Menschen als störend empfinden oder sie sogar überfordert, wenn sie angerufen werden und sich dann zur Interaktion in Echtzeit „genötigt“ fühlen.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest Du gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Haha….mein Problem löst gerade mein eigenes Start-up myLike! Aber was man noch anzupacken sollte, ist der Zugriff auf die persönlichen Medizindaten, um zu verhindern, dass z.B. Untersuchungen doppelt gemacht werden. Alle meine medizinischen Informationen und Daten sollten immer allen meinen Ärzten sofort zur Verfügung stehen. Das Verschicken von Unterlagen ist antiquiert und braucht zu viel Zeit. Natürlich wäre ich der Besitzer meiner Daten und dürfte entscheiden, wer temporär Zugriff auf welche Inhalte bekommt.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

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Die Growth Hacking & Full Stack Marketing Workshops am 25. Juni 2015 in Budapest. Die Veranstaltung vermittelte interessante Beispiele, wie man mit kleinem Budget, Cleverness und Kreativität sein Produkt im Markt platzieren kann.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

https://de.atlassian.com/software/jira

Jira hilft, ein komplexes Entwicklungsprojekt in den Griff zu bekommen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Definitiv mit Elon Musk, der PayPal gegründet, die hart umkämpfte Solarbranche gemeistert hat und im extrem schwierigen Automobilmarkt Tesla erfolgreich platzieren konnte. Er hat bestimmt auch spannende Ideen, wie wir myLike noch besser im Markt platzieren können. Eine Integration in Teslas Navigationssystem wäre hier der naheliegende Gedanke. Als Investor fände ich ihn auch nicht schlecht.