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Interview mit Sybille Kircher – NOMEN

Sybille_KircherWer ist Sybille Kircher? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir nicht nur Dich aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen,verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Ich bin eine kreative Kosmopolitin mit einer besonderen Leidenschaft für Sprachen und Marken. Als Diplom-Wirtschaftsromanistin und Sprachwissenschaftlerin habe ich all das zu meinem Beruf gemacht. Nach meinem Studium war ich erst einige Zeit im Ausland im Bereich Marketing tätig. Anfang der Neunziger habe ich dann den deutschen Agenturzweig der Namensagentur NOMEN International in Düsseldorf mitaufgebaut. Meine ganz große Schwäche ist Italien. Ein tolles Land mit spannenden Menschen, viel Sonne, noch dazu gutem Espresso – für mich einfach das Größte.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr besser, was ist Euer USP?

www.nomen.de) macht starke Markennamen und Claims. International einsatzfähig, markenrechtlich wasserdicht und garantiert mit Ecken und Kanten. Dazu gibt es bei uns viel Service rund um die Marke: strategische Beratung, sprachlich-kulturelle Checks, Marktforschung und Brand Language-Beratung. Digital Naming ist dabei ein riesengroßes Thema. Da wir zur NOMEN Group mit Sitz in Paris gehören, sind wir im Unterschied  zu den meisten anderen Namensagenturen absolut international ausgerichtet. Wenn ein Kunde einen Namen für den chinesischen Markt sucht oder in einem indonesischen Dialekt checken lassen will, können wir ihm helfen. Weil wir weltweit unsere Leute haben. Hinzu kommt unsere langjährige Erfahrung. NOMEN International ist seit über drei Jahrzehnten einer der Top-Player im Bereich Naming und Brand Care. Ich bin mir sicher, dass in Deutschland jedes Kind mindestens einen Namen von Nomen kennt.

Was ist Eure interne “Secret Sauce”?

Wir lieben Marken und wir begeistern uns für das, was unsere Kunden beschäftigt. Von Autos bis Zahnimplantaten – wir fokussieren uns so lange, bis wir die „Seele“ des Produkts erfasst haben. Und dann gießen wir das in ein knackiges Wort, das sich im Gehirn der Zielgruppe verankert. Voraussetzungen für einen Job bei NOMEN sind neben Teamfähigkeit vor allem Kreativität, Mehrsprachigkeit und natürlich ein ausgeprägtes Marketing-Denken. Unser Markenzeichen ist, dass wir nicht uns wichtig nehmen, sondern die Menschen und Marken, mit denen wir zu tun haben.

Was genau ist Deine Rolle im Unternehmen, wo liegt Deine Expertise und “Superpower”?

Neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin entwickle ich besonders gerne Markenarchitekturen und internationalen Namensstrategien. Mit Markenarchitekturen sind Namenssysteme gemeint, die ganze Produkt- oder Servicezweige nach einem logischen System benennen. Heutzutage geht es ja immer weniger darum, einzelne Namen zu entwickeln. Die Herausforderung besteht eher darin, den Namenswildwuchs zurückzustutzen, der in vielen Unternehmen im Laufe der Jahre entstanden ist. Aber natürlich gibt es auch immer wieder große Monomarken zu taufen – so wie Toyota Yaris, VW Touran, Bosch Ixo oder Müller Froop.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Das Internet ist zum absoluten Taktgeber geworden und beeinflusst ganz entscheidend, wie wir leben und auch wie wir konsumieren. Das verlangt Marken, deren Markenzeichen ja die Kontinuität und Unverwechselbarkeit ist, extrem viel ab. Sie müssen einerseits beständig sein und gleichzeitig mit immer neuen Anforderungen Schritt halten. Deshalb brauchen Markenartikler heute bessere Differenzierungsstrategien denn je. Es wird jeden Tag schwieriger, Markenimages zu steuern und sich dabei auch noch als einzigartig zu positionieren.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Digital Naming ist in rechtlicher Hinsicht eine große Herausforderung, weil hier Marken- und Domainrecht aufeinanderprallen. Das bedeutet konkret: Das Markenrecht gibt vor, dass ein Markenname keine wesentlichen Eigenschaften eines Produkts oder einer Dienstleistung beschreiben darf. Bei Domainnamen ist das anders. Auch ein beschreibender Name wird als Domain vergeben, so lange er unter der jeweiligen Top-Level-Domain noch nicht existiert. Außerdem haben Markeninhaber die Pflicht, ihre Marken zu benutzen. Anderenfalls kann man die Löschung der Marke veranlassen. Dagegen erhält man bei Domainnamen gegen Zahlung einer kleinen Gebühr das Recht auf unbefristete Benutzung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Domainrecht das Markenrecht derzeit faktisch noch aushebelt. Da gibt es dringend Handlungsbedarf.

Herausforderung für unseren Markt:

Vielen Marketingverantwortlichen wird erstaunlicherweise erst jetzt so richtig bewusst, wie wichtig Digital Naming ist. Da geht es um mehr als einen kreativen Einfall – wir reden hier von strategischen und rechtlichen Kriterien, die erfüllt sein müssen. Die weltweite Reichweite digitaler Marken und das globale Wettbewerbsumfeld machen die Namensfindung heutzutage extrem anspruchsvoll.

Herausforderung für unsere Firma:

Immer öfter werden wir damit beauftragt, mit Hilfe einzigartiger, sprechender Namen abstrakte Tools für die jeweiligen Zielgruppen sichtbar und verständlich machen. Dazu gehören zum Beispiel virtuelle Plattformen, mit denen Unternehmen ihre Dienstleistungen zentralisieren und vereinfachen. Unterschiedliche Nutzer können aus der Ferne darauf zugreifen, Daten austauschen und neue Prozesse anstoßen. So bietet Mercedes-Benz seinen Kunden eine Online-Plattform zur Fuhrpark-Verwaltung an. Reparaturabwicklungen, Services und Rechnungsstellung werden zentral gesteuert und den Nutzern aus einer Hand angeboten. Für uns geht es bei der Namensentwicklung immer darum, neugierig zu machen und gleichzeitig für Klarheit zu sorgen. So entwickelte NOMEN zum Beispiel im Auftrag von Mercedes-Benz den Namen Fleetsite, positioniert als die Website für Flottenmanager. Von uns stammen auch digitale Markennamen wie eprimo.de für einen Energiediscounter, 1-2-do.com für eine Heimwerker-Community powered by Bosch oder Scook.de für eine Lernplattform des Cornelsen-Verlags.

Meine Persönliche Herausforderung:

Die vielen spannenden Entwicklungen im Netz im Auge zu behalten.

Wie sieht Dein “digitales Workout” in der nächsten Zeit aus? In welchen Themenbereichen willst Du Dich oder würdest Dich gerne verbessern? 

Ganz oben auf meiner Agenda stehen derzeit Neuromarketing und Online-Marktforschung.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst (deutsch oder Englisch)

absatzwirtschaft.de unterwegs.

einen Artikel Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

http://www.rp-online.de/leben/ratgeber/geile-weine-neue-generation-winzer-aid-1.5089781

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat (das nicht unbedingt ein Business Buch sein muss)

Le Petit Prince von Antoine de Saint-Exupéry. Ein Klassiker, der mich immer wieder aufs Neue inspiriert.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Beim Marketing-Club Düsseldorf: Gute Locations, exzellente Redner, aktuelle Themen.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Wir nutzen diverse interne und externe Datenbanken, mit denen wir weltweite markenrechtliche Pre-Checks durchführen. Unverzichtbar für unsere tägliche Arbeit.

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit dem Trendforscher Peter Wippermann. Weil die Trends, die er aufspürt, die Treiber für unsere Naming-Projekte sind.