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Interview mit Sven Nöcker – MEDIUM Werbeagentur

Sven Nöcker MEDIUM WerbeagenturWer ist Sven Nöcker? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Sven Nöcker ist ein 41jähriger Ostwestfale: Geboren in Gütersloh, seit zehn Jahren Wunsch-Bielefelder; gelernter Industriekaufmann, seit 1999 bei der MEDIUM Werbeagentur, seit 2003 Partner und seit 2015 Alleininhaber. Für eine Familie war noch keine Zeit, ich hatte noch Termine in der Agentur.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich habe natürlich so gut wie keine Spleens, nur manchmal leide ich an falscher Selbsteinschätzung.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Die Superpower jeder Agentur muss zunächst das Zuhören sein. Bevor wir mit unserer Arbeit starten können, müssen wir Menschen, Unternehmen, Kultur und Markt kennen. Erst danach setzen wir unsere Spezialwaffe ein: Erfahrung, Qualität und Kreativität. Wir nennen das „Kommunikation für Marken“.

Wir haben uns auf den deutschen Mittelstand fokussiert und bieten auf dessen Bedürfnisse abgestimmt die Disziplinen Markenkommunikation, Unternehmenskommunikation und Digitale Medien.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

Die Digitalisierung hat unsere Branche bis heute enorm verändert: Kommunikationsformen und –kanäle sind andere, entwickeln sich rasend schnell und können genauso schnell wieder vorbei sein.

Die Agentur trug bei Ihrer Gründung im Jahre 1978 den Zusatz „Grafik-Design Atelier“ und wurde von zwei Diplom-Designer aufgebaut. Als ich 1999 dazu stieß, waren von den 18 Kollegen 16 Designer und Druckvorlagenhersteller, die sich nur um Print-Job gekümmert haben. Dieses Konstrukt wäre für uns und unsere Kunden heute nicht mehr praktikabel.

Jetzt Kampagne, sei sie noch so klein, muss heute crossmedial konzipiert sein. Nur so, erreicht man heute immer heterogener werdende Zielgruppen.

Aber auch unsere Arbeit verändert sich aufgrund der Digitalisierung und Ihrer „Folgen“: Das Internet hat das Leseverhalten komplett verändert. Darauf müssen sich unsere Redakteure und Texter aufstellen. Durch Smartphones und Tablets hat man mit einem Mal nicht mehr nur eine Maus als Eingabegerät, sondern den eigenen Finger. Das wiederum hat Einfluss auf das Design der Oberflächen.

Kurzum: Wir machen Kommunikation. Und das ist heute eben nicht mehr nur eine Einbahnstraße, sondern eine wildes Netz diverser Kanäle. Darauf mussten wir unseren Kunden Antworten bieten, sonst würde es uns schon lange nicht mehr geben.

 Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Es ist 2015: Wir leben in einem Jahrzehnt des Terrors. Wir haben große wirtschaftliche Veränderungen und politische Unterschiede in Europa, die es zu managen gilt. Und unsere Regierung wurde von einer „Großen Koalition“ gebildet: Ein denkbar schlechtes Konstrukt, um politisch notwendige Entscheidungen zu treffen.

Wir Deutschen lassen uns allerdings immer schnell verunsichern. Ich bin gar nicht sicher, ob die Probleme, die unsere Großväter hatten, im Vergleich nicht ähnlich schwierig zu meistern waren.

Ich bin der Meinung, dass jede Epoche seine Chancen und Risiken haben. Wie jedes Unternehmen oder jeder Markt auch.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die Netzwirtschaft hat in erster Linie ein Problem: Das Netz. Denn das braucht auf der einen Seite eine gute Infrastruktur und auf der Anderen eine erschwingliche und bedienbare Hardware für den Nutzer.

Das Netz ist allerdings auch wenig rücksichtsvoll: Heute ist es völlig egal, wo welche Arbeit geleistet wird. Deutschland und auch Europa sind nun nicht gerade Vorreiter bei IT, Infrastruktur und Hardware-Entwicklung. Und auch bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die das Netz mit sich bringt, können wir bislang besser kopieren als innovieren.

Herausforderung für unseren Markt:

Die komplette Medienwelt ist im Umbruch. Alle Geschäftsmodelle und Kommunikationsformen stehen durch Digitalisierung und sich veränderndes Verbraucherverhalten auf dem Prüfstand. Die Aufgabe des Marktes und der Agenturen wird es sein, die Bedürfnisse der Menschen zu erkennen und auf sie reagieren zu können.

Herausforderung für unsere Firma:

Als Herausforderung gilt für unser Unternehmen ähnliches wie für andere Unternehmen unserer Branche, oder auch anderer Branchen: Wir müssen empathisch genug sein, um die Trends der Zeit zu erkennen und diese für unsere Kunden umzusetzen. Dabei dürfen wir unsere Grundsätze, wie Erfahrung und Qualität, nicht außer Acht lassen. Ganz sicher ist kein Platz mehr für Sätze wie, „das haben wir schon immer so gemacht“!

Was hat Dich bisher am meisten am Internet geärgert, was am meisten gefreut?

Ich bin überrascht, fast schon schockiert, wie das Internet genutzt wird, um inhaltsleeren Quatsch in einer rasenden Geschwindigkeit und Menge zu verbreiten. Wenn man darauf ein Spiegelbild der Gesellschaft ableiten will, sollten wir beginnen, Sorge vor der Zukunft zu haben.

Auf der anderen Seite freue ich mich jeden Tag über die vielen Vorteile, die mir das Internet täglich beschert: Von der Tageszeitung über die berufliche Recherche bis hin zum neuesten Musik-Hit: Das Internet macht unser Leben in vielen Leben einfacher.

Welches „Problem“ (privat oder im Unternehmen) würdest DU gerne von einem Start-up gelöst bekommen?

Ich wäre sehr froh, wenn mir ein Start-Up mehr qualitative Lebenszeit schenken könnte. Ich habe das Gefühl, dass wir durch Kommunikations- und Dokumentationswahn immer mehr Zeit vor der Tastatur verbringen und weniger Zeit haben, die Hirnwindungen mal wieder richtig unter Volllast zu bringen. Ich bin aber sicher, dass ein Startup einen durchschlagenden Erfolg haben wird, wenn es ein wirklich wirksames Mittel gegen Haarausfall erfinden wird.

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Ich würde mich über ein Treffen mit Bill Gates sehr freuen. Mich interessiert brennend, was für ihn Erfolg bedeutet und ob sich die Bedeutung des Begriffes in für ihn in den letzten Jahren verändert hat.