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Interview mit Stefanie Rossner – Rossner Relations

Stefanie Rossner Rossner RelationsWer ist Stefanie Rossner? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Fangen wir mit dem Geschäftlichen an: Ich bin gelernte Werbekauffrau und studierte Publizistin- und Kommunikationswissenschaftlerin. Ich mache schon seit mehr als 20 Jahren „was mit Medien“ und war bereits in verschiedenen Positionen für internationale sowie börsennotierte Unternehmen tätig, darunter BBDO Düsseldorf, TBWA Deutschland, IP Deutschland sowie der Ströer AG. Zudem habe ich mehrere Jahre für die TV-Messe „Telemesse“ gesprochen und sowie die Kommunikationsarbeit der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung aufgebaut.

Rossner Relations mit Sitz in Köln gegründet, die namhafte Kunden langfristig oder projektbezogen bei Ihrer Pressearbeit unterstützt. Die deutsche Medien- und Medialandschaft bildet bis heute in vielen Bereichen einen Schwerpunkt meiner Arbeit. Den gleichen Fokus setze ich auch in meiner Funktion als freie Autorin für verschiedene Magazine.

Privat bin ich ein Familienmensch, verreise gerne, fahre Ski und stehe ebenfalls auf gute Kommunikation. Nichts ist besser als ein anregender Abend mit Freunden, Rotwein und dem neusten Klatsch und Tratsch aus Politik, Gesellschaft oder der Nachbarschaft. Wenn ich alt bin, möchte ich mal ein Kissen fürs Fensterbrett haben, damit ich mich gemütlich mit den Passanten vor meiner Haustüre unterhalten kann. Und wenn mir ein weiterer Wunsch offen steht, dann bitte noch ein Fässchen Kölsch dabei.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Hörbücher sind für mich das absolute Zeitsparmodell. Ich schaffe es mittlerweile neben dem „Joshua-Profil“ von Fitzek, Zeitung zu lesen und meine Emails zu checken. Keine Sorge – wir reden hier von einem privaten Spleen: Bei wichtigen Telefonaten oder der Erarbeitung eines neuen Kommunikationskonzeptes nehme ich die Ohrstöpsel dann doch tatsächlich raus.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Rossner Relations ist eine inhabergeführte PR-Agentur. Als Spezialisten für Kommunikation unterstützen wir unsere Kunden beim täglichen Dialog mit ihrer Zielgruppe und der Öffentlichkeit. Wir analysieren die relevanten Marktsegmente, entwickeln Themen, Botschaften und sorgen für die punktgenaue Verteilung der Informationen. Unser gutes persönliches Netzwerk ist unser Markenzeichen. Wir bleiben an Themen dran, steuern sie von A bis Z und verlassen uns nicht allein auf das Versenden von Pressemitteilungen. In digitalen Zeiten gibt es zudem viele neue Spielarten Zielpersonen, Meinungsbildner oder Journalisten direkter anzusprechen. Da schöpfen wir alle Potenziale aus.

Apropos Superpower: Welches Best Practice Beispiel in Deiner Branche hat Dich besonders fasziniert und warum?

Gute PR braucht eine Geschichte und wenn möglich – Emotion. Dafür gibt es sicher viele Beispiele – allen voran Felix Baumgartner, der sich 2012 für das Unternehmen Red Bull aus einer Weltraumkapsel aus 41 424 Metern im freien Fall auf die Erde stürzte. Innerhalb kürzester Zeit erzielte der Getränkekonzern tausende von neuen Followern und war mit über drei Millionen Tweets der Star der sozialen Netzwerke. Mehr noch: Der anhaltende Buzz übertrug sich wochenlang in alle Medien. Ein Traumprojekt für jeden PR-Manager! Inzwischen gibt es viele Nachahmer. Brands setzen verstärkt auf Events und die ganz große Story. Für globale Marken sind derlei „geplante Rekorde“ ein PR-Instrument, mit dem sie am Ende enorme Reichweiten erzielen können. Allerdings Obacht: Das stimmt, so lange der Kunde gewillt ist, die hohen Investitionen zu tragen. Denn nicht nur Baumgartner ist mit seinem Sprung ein enormes Risiko eingegangen!

Es muss aber nicht immer gleich die ganz große Nummer sein: Das gestohlene „H“ am Firmengebäude von Hakle bescherte dem Unternehmen im Sommer 2015 kostenlose Werbung im Millionenwert. „Unter allen, die ein H gefunden haben, verlosen wir einen Jahresvorrat an Hakle-Produkten. Also, schnell suchen, Bild posten und mitmachen“, war auf der Hakle-Facebook-Seite zu lesen. Das erinnert doch stark an den Keksdiebstahl bei Bahlsen. Auch hier: Kleine Nachricht, große Wirkung. 

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Herausforderungen in allen wirtschaftlichen Bereichen, die sich durch Big Data ergeben, sind massiv. Der Veränderungsprozess betrifft Wertschöpfungsketten und Unternehmen gleichermaßen. Daten werden zu einem Produktionsfaktor, Datenanalytik zu einem Differenzierungsfaktor. Chancen und Risiken halten sich zurzeit noch die Waage, da wir am Anfang der Evolution stehen und die Wege noch nicht festgetreten sind. Das Regulativ, der Staat, ist mehr gefordert denn je, aber der Ruf nach schnellen und sinnvollen Entscheidungen wird – wie so oft in der Geschichte – leider überhört.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Die rasante Entwicklung der Netzwirtschaft eröffnet in Deutschland neue Arbeitsformen und Businessmodelle. Allerdings kommt die Gesellschaft nur langsam hinterher. Ausbildungsstrukturen, Unternehmensprofile oder rechtliche Rahmenbedingungen sind teilweise noch viel zu sehr im Modus des letzten Jahrhunderts geschaltet.

Herausforderung für unseren Markt:

Dreihundert Millisekunden braucht eine Software, um aus Daten einen Text zu erzeugen. In dieser Zeit schafft es ein Journalist nicht einmal seinen Computer hochzufahren. Die Diskussion um Roboterjournalismus wird uns in Zeiten von Big Data noch länger beschäftigen. Gerade weil sich die Datenmenge alle zwei Jahre verdoppelt und Journalisten dieser Botschaften-Flut schon lange nicht mehr Herr werden. Erleben wir hier einen klassischen Fall von „Die Geister, die wir riefen“? Ist die Zukunft der Netzwirtschaft hier Fluch oder Segen? Ich finde wir sollten kritisch bleiben. Denn systemgenerierte Texte sind zwar nachrichtlich und klar strukturiert, aber immer ohne Wertung und Emotion. Kritischer Journalismus darf nicht untergehen!

Herausforderung für unsere Firma:

Unternehmensbotschaften weiterhin optimal zu verbreiten. Wir passen uns den Marktgegebenheiten viel schneller an als früher. Themen und Botschaften haben nicht mehr so hohe Halbwertzeiten. Entsprechend hat sich das Arbeitstempo deutlich erhöht und Flexibilität bleibt das A und O.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Google, Amazon, Facebook und Co. sind liebe Weggefährten geworden. Unsere Kinder kennen kaum mehr Alternativen. Zu viel Machtkonzentration war allerdings noch nie gut.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Handelsblatt Morning Briefing pünktlich, charmant, Weltgeschehen auf den Punk)

https://www.facebook.com/dietwitterperlen/

Morgens halb 10 Uhr in Deutschland. Textknoppers fürs Gehirn

http://www.wuv.de/blogs/mrmedia/wie_wuerde_apple_werben

Mr. Media sorgt regelmäßig für Branchengesprächsstoff

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Jochen Kalka erklärt anhand des Printmarktes wie wir auf steten Wandel setzen und im Streben nach Neuem gefangen sind.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, Schumpeter (Schumpeter erkannte schon früh das Wechselspiel aus Innovation und Imitation als Triebkraft des Wettbewerbs.)

Denkmotor“ von Chris Brügger und Jiri Scherer (Kreativität ist kein Hexenwerk)

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

dmexco

PlakaDiva – Auszeichnung für Out-of-Home-Umsetzungen

Medientage München

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit 

Mein Smartphone samt Apps – hier werden Sie geholfen.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Aus der PR-Branche: Herbert Arthen. Der Sprecher der dm-Drogeriemärkte hatte wahrscheinlich schon jeden Kommunikationsanlass auf seinem Schreibtisch liegen. Von ihm würde ich gerne noch was lernen.

Aus der Werbung: Stefan Kolle. Ich würde gerne mal dem kreativen Geschäftsführer über die Schulter blicken, Anekdoten aus über 20 Jahren Werbung hören und dem Cannes-Juror Hintergrundinformationen entlocken.

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