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Interview mit Lukasz Wolejko-Wolejszo – WOLEJKO-WOLEJSZO photography

Lukasz Wolejko-WolejszoWer ist Lukasz Wolejko-Wolejszo? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Werbe- und Modefotograf. Im heutigen Zeitalter ist es jedoch wesentlich mehr. Da ich aktuell mehr Zeit mit digitalen Medien, Netzwerken, CRMs und Projektmanagementsystemen verbringe, bin ich mit einer gesunden Menge an Selbstironie zum Marketingwunder, Socialmedia-Experten und Projektmanager geworden. Ich analysiere Trends. Entwickle Konzepte für Fachmagazine, freie Projekte und einige Kunden. Halte Kontakt zu Leads und generiere Kunden daraus. Stecke in PPMs, um Realisierungsideen der Agenturen zu verstehen und mehr zu sein als ausführendes Organ.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Man könnte mich als Filmjunkie und Datennerd bezeichnen. Da ich aus der Informatik als Quereinsteiger in die Werbewelt gekommen bin habe ich schon die unterschiedlichsten Logs geführt. Vom einfachen Einchecken der gesehenen Filme über tägliche Selfies und Speicherung der Ortungsdaten bis hin zu körperbezogenen Datenstand schon alles auf dem Programm.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Ich habe im Wandel durch die Digitalisierung erkannt. Also was der Konsument will. Durch die wachsende Informationsflut möchten die Endkunden wieder Werte setzen, wer Sie sind. Die eigene Identität im Mittelpunkt. Die Aufgabe der Werbeagenturen ist diese für Ihre  Kunden so umzusetzen, dass die Konsumenten sich angesprochen fühlen. Es soll nicht nur das Produkt, wie z.B. ein Auto, verkauft werden, sondern gezeigt werden, dass die  Marke zum Charakter des Konsumenten passt.

Salopp ausgedrückt: Lifestyle

Da komme ich mit meinen Team ins Spiel, das diese Kommunikation bildlich durch Kommunikation mit den Abgebildeten und Verständnis der Agentur umsetzen. Dies ist manchmal sehr psychologisch.

Wie lebt ihr Digitalisierung in Eurem Unternehmen? In welchem Bereich habt ihr Digitalisierung erfolgreich um- oder eingesetzt?

In unseren Unternehmen hat die Digitalisierung in allen Bereichen stattgefunden. Der Nutzen hierbei liegt sowohl auf Kundenseite als auch bei uns. Kunden können die Bilder schneller sichten, da wir in den Computer fotografieren und zum Teil die Arbeiten vor Ort auch bearbeitet werden. Die Daten werden digital gesichert und archiviert, was uns bei der Suche nach Motiven hilft. Wir hatten letztes Jahr 60 Projekte. Ohne viele digitale Werkzeuge zur Verwaltung und Organisation wäre das nicht möglich gewesen. Unabhängig vom System kann ich überall auf der Welt auf meine Daten zugreifen. Dateimanagement, Projektmanagement, CRM, Accounting und Marketing. In allen Bereichen sind wir fast komplett digital unterwegs.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. Ein großes Thema ist die Sicherheit, was man aktuell in den USA und bei der Verschlüsselung der Daten mitbekommt. Hierbei geht es um das Wertesystem des Menschen. Wir müssen verstehen, wie die Welt sich verändert. Es werden mehr Daten durch digitale Systeme gesammelt, als wir über uns selber haben. Kritisch dabei ist, dass Unternehmen denken, besser zu wissen, wer wir sind und uns dann mit dem “füttern”, was wir wollen. Ich sage mir zwar einerseits, wer nichts falsch macht, hat nichts zu verbergen. Aber das Resultat ist die kritische Auseinandersetzung mit sich selbst. Wollen wir das wirklich, wie weit lassen wir Digitalisierung zu und was ist am Ende noch unsere Freiheit, wenn das Auto selber fährt? Fernsehprogramm und Musik wird uns vorgeschlagen, nach unserem Geschmack. Entdecken wir dann noch Neues? Erleben wir Überraschungen?

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

In Europa und der Bundesrepublik gibt es viele Dinge, die noch nicht reif sind für das digitale Level, auf dem sich der Konsum- und Absatzmarkt befindet. Es fängt damit an, dass in allen 3 Gewalten der Politik Entscheidungen in der Regel lange dauern. Es fehlen Gesetze zum Umgang und zur Lagerung von Daten. Die Mitarbeiter in den Ämtern kennen häufig noch nicht mal die Technologien, die vor 5 Jahren verwendet wurden.

Die großen digitalen Monopole haben aktuell mit Wechselwirkungen zu rechnen, aber schaden tut es diesen selten, da die Budgets da sind, um vor dem Fall einer digitalen Marke auf ein neues Pferd aufspringen oder auf neue Lösungsansätze setzen, die so sonst nicht denkbar wären, wie man aktuell gut am Beispiel vom Amazon sehen kann, welches an eigenen Logistiklösungen arbeitet.

Herausforderung für unseren Markt:

Auf unserem Markt werden die Datenmengen größer. Die technischen Kenntnisse, die man früher brauchte, sind nicht mehr schwer zu erlernen durch Onlinetutorials. Große Studios, welche kreativen Ansätzen auf den Grund gehen und Leute zu kreativen Maschinen ausbilden, werden aus dem Boden gestampft. Man macht Kreativität zu einem Produkt, dass genau wie alles durch Prozesse diagnostiziert und “geklont” wird.

Herausforderung für unsere Firma:

Dies führt für uns als Unternehmen dazu, sich von der Masse abzuheben. Durch Softskills zu begeistern und somit auch in der Liga oben mitspielen zu können.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Früher hat mich die Geschwindigkeit geärgert und gefreut, dass man auf jede Frage “schnell” eine Antwort findet. Heute ist es eher umgekehrt. Das Internet ist übersättigt an Informationen und man findet vieles schwerer wieder. Wenn man eine Frage konkret eintippt, kommen in den Suchmaschinen viele Ergebnisse, nur nicht die, die man braucht.

Es freut mich am Internet echt die Möglichkeit, immer ein Stück zu Hause bei mir haben zu können durch die Cloudnetzwerke und das damit zusammenhängende Teilen meines Lebens mit sehr vielen Leuen. Schön und erschreckend zu gleich.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

http://www.rogerebert.com/mzs ist. Diese sind nicht Fachthemen zum Thema Digitalisierung oder Fotografie, aber reflektieren gesunde Denkansätze und zeigen mir die neusten “Filmtops und Flops”, welche mich dann auch wieder in meiner Arbeit inspirieren. Fachbezogen oder aus Wirtschaftsinteresse im Print lese ich ab und an den Economist, die Wired und sonst jede Menge Modezeitungen was im Digitalen auch der Fall ist mit der WWD zum Beispiel.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat 

Ein ziemlich einfaches aber funktionierendes Prinzip, welches einen dazu bringt, mehr zu schaffen:

http://www.businessinsider.de/die-to-do-liste-hat-ausgedient-so-plant-ihr-euren-tag-richtig-2016-3

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Ich kann auf jeden Fall “Es kommt nicht darauf an, wer Du bist, sondern wer Du sein willst: Das erfolgreichste Buch der Welt” von Paul Arden empfehlen.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast 

Ich würde sagen, das ist bei mir ein gesundes konsolidiertes Wissen, welches aus verschiedenen Bereichen kommt. Während der Schulzeit war im Verkauf und habe da Kundennähe und Analyse von Personengruppen gelernt. Während der Universität habe ich in einem Marktforschungsunternehmen gearbeitet und habe ebenfalls praktische Erfahrungen mit Umfragen, Probanden, Zielgruppen etc gemacht. Durch das Informatik Studium selber kamen Datenbanksysteme und Strukturiertes Denken dazu sowie viele In-Buisness Schulungen zum Thema Vorträge etc. Alles was danach kam hatte Quellen im Internet und von Kollegen. Vielleicht war meine selbstironische Wertung oben doch nicht so verkehrt.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Wenn es nicht um Bildbearbeitung geht, bei der Photoshop und CaptureOne an erster Stelle stehen, definitiv Filemaker. Meine Datenbank, welche einfach alles Mögliche von Projektplanung, CRM, Rechnungswesen, bis hin zum Marketing unterstützt.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Steven Meisel sein, um zu sehen, wie jemand der eine Ikone ist, von der Struktur her funktioniert.

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