interview

Interview mit Jens Gerlach – Ebner Verlag

Jens Gerlach Ebner VerlagWer ist Jens Gerlach ? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Ebner Verlag, Ulm.

Oder so: Jemand, der die digitale Transformation der Medienwirtschaft hautnah zunächst bestaunt, dann erlebt und seit einigen Jahren mitgestaltet hat.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Einem Spleen entspricht wohl am besten meine Carrera-Bahn, die liebevoll Stück für Stück und Jahr für Jahr ausgebaut wird. Wichtigstes Projekt: Der Dual-Betrieb, d.h. gleichzeitige Nutzung der Bahn für analoge und digitale Autos. Sic!

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Wir sind der weltweit reichweitenstärkste Publisher für das Special-Interest Thema mechanische Uhren und bedienen mit unseren uniquen Contents alle relevanten Kanäle. Magazine, Websites, Social Media, Newsletter, Mobile, Events.  Wir denken nicht mehr in Transportmedien, sondern bereiten Inhalte für definierte Personas auf, die wir dann möglichst über alle relevanten Kanäle ausspielen. Gute Inhalte verwenden wir also immer mehrfach. Wir denken, Content im passenden Kontext ist der Schlüssel für erfolgreiches „Publishing“ heute. Das sehen wir an unseren Zahlen. Unsere Gesamtreichweite im deutschsprachigen Raum beträgt etwa das 30-fache der verkauften Auflage unserer Magazine! Diese Reichweite ist natürlich digital. Kollegen in der Redaktion nutzen diese Reichweite auf eine neue journalistische Weise: Sie lösen Transaktionen aus. Das heißt, jeder Beitrag, der gepostet wird, hat vorher ein klares Ziel, dann wird er geschrieben, evtl. über multiple Kanäle publik gemacht und soll den Rezipienten zu einer Handlung animieren. Grundsätzlich heißt das, die Zielsetzung für jede Art von Beitrag ist immer definiert, entweder Erhöhung des Engagements oder Erzielung von Conversion. Mit dieser Vorgehensweise sind unsere Uhrenmedien eingebettet in die Gesamtstrategie des Hauses, wir nennen das „New Ebner“.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Zunächst einmal: Unsere digitale Reichweite ist durch das verlagsweite Audience Developement Programm geradezu explodiert. Dadurch verkaufen wir heute mehr als 80% unserer neuen Abonnements über den eigenen Webshop und wachsen mit dem Verkauf von eDossiers aus wiederverwendeten Heftinhalten, Einzelheften digital und gedruckt, Accessoires für mechanische Uhren und limitierten Uhren-Sondermodellen alleine in diesem Jahr um 190 %. Wir nennen das Transaktionserlöse. Natürlich profitiert aus unserer Konzentration auf Reichweite und Transaktion dann auch die Erlössäule digitale Werbung. Hier liegen wir jetzt schon auf dem Niveau klassischer Anzeigenwerbung eines unserer Magazine und erzielen für dieses Objekt ein deutlich positives und nachhaltiges Ergebnis mit einer sehr befriedigenden Umsatzrendite.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Politische Entscheidungsträger haben sicherlich Probleme, Chancen und Risiken der teilweise auch disruptiven Entwicklungen zu verstehen. Entschieden wird natürlich trotzdem immer…

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Generell muß die „Old-Economy“ immer besser verstanden werden. Nur mit Buzz-Words bewaffnet, ohne Verständnis für Märkte und ihre Begebenheiten, wird es nach Abklingen der regelmäßigen Hypes sonst schwierig.

Herausforderung für unseren Markt:

Die Positionierung der mechanischen Uhr als Luxusprodukt in die nachfolgenden, digital-geprägten Generationen zu transferieren.

Herausforderung für unsere Firma:

Change Management. Die neuen Rollen klassischer Verlagsberufe dauerhaft zu verankern und die neuen Berufsprofile als selbstverständliche Teammitglieder und (Bei-)Träger des Erfolgs zu positionieren.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Geärgert: Am meisten der strategische Fehler nahezu aller Verlage, User dazu zu erziehen, daß Informationen im Netz kostenlos sind. Hätte ich aber vermutlich auch so gemacht. Zusätzlich: Seit Jahren höre ich, Ad Impressions seien eine Commodity und immer weniger wert. Stimmt so einfach nicht. Publiziert man in der Nische, hat digitales Inventar auch heute einen nachhaltigen Wert. Jenseits aller Format-Diskussionen.

Gefreut: Die Explosion an meßbaren Marketing-Lösungen im Vergleich zur Vor-Ära des Netzes, damit einhergehend die Wandlung der Vermarktung zur eindeutigen und auch objektivierten Beratungsleistung für den Kunden.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für… 

  • einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

Communicateandsell.de. Brandneuer Blog meines Kollegen Dr. Geisler. Extrem praxis-orientierte Herangehensweise ans Thema Content Marketing. Fast Hype-frei.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat

The future of digital is print<< von Andrew Davis, US Content Marketing Guru

Jeder Kanal hat seine Berechtigung, wenn er mit den richtigen Inhalten bespielt und einzigartig ausgestaltet wird. Eben auch Print.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Youtility: Why smart Marketing is about Help not Hype von Jay Bear
http://www.amazon.de/Youtility-Smart-Marketing-About-Help/dp/1591846668/ref=asap_bc?ie=UTF8
Für mich die Übertragung des White Paper Themas/ Nutzen auf permanentes Publizieren auf Owned Media für alle Unternehmen. Gute Einführung und Best-Practice zum und für Content Marketing.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast

Analytische basiertes Audience Developement mit Hilfe von Content Marketing Tools und anschließender E-Direkt Marketing Umsatzgenerierung. Angeboten von der Mequoda Group, Boston.
Fazit u.a.: Man kann doch alles mit Zahlen abbilden und es hilft…

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit 

Google Analytics

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Da habe ich 2 Wünsche. Zunächst, einem Uhrmacher einer der großen Marken mal bei der Entstehung eines Werkes über die Schulter zu sehen. Damit ich endlich richtig verstehe, wie und warum ein mechanisches Uhrwerk so gut funktioniert. Und dann mit Andrew Davis bei einem potentiellen Kunden pitchen…