interview

Interview mit Helge Ruff – 1-2-social.de

Helge Ruff 1-2-social.deWer ist Helge Ruff? Bitte stell Dich doch mal kurz vor. Und damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch ein kleines persönliches Geheimnis von Dir.

Studiert habe ich BWL an der Uni Mannheim und direkt nach meinem Studium mein erstes Startup gegründet. Über diese Firma, die im Social Shopping unterwegs war, hatte ich schon ganz früh Kontakt mit Social Media und habe einfach alles ausprobiert, was man so machen konnte. Einiges davon hat funktioniert und kam gut bei den Usern an, andere Dinge sind völlig nach hinten losgegangen. Aber so konnte ich sehr viel lernen. Die Kooperationspartner unseres Shopping-Portals kamen damals auf uns zu und baten uns, das Social Media bei ihnen aufzubauen. So ist dann 1-2-social entstanden. Durch Weiterempfehlungen haben wir Aufmerksamkeit erlangt und so unseren anfänglichen Kundenstamm aufbauen können.

Privat ist meine Vorliebe ein aktiver und gesunder Lebensstil. In der Firma finden die Mitarbeiter das immer lustig, wenn ich vegan Essen gehe oder auf den Social Media Plattformen Bilder aus dem Fitnessstudio poste. Ich ernähre mich soweit ich kann, vor allem zu Hause, vegan. Auch bemühe ich mich mindestens fünfmal in der Woche Sport zu treiben. Ich gebe immer alles, egal ob im Fitnessstudio, beim Laufen oder beim Fußball. Der körperliche Ausgleich hilft mir, um im Job auf neue Ideen zu kommen und geistig leistungsfähig zu bleiben.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma, wo liegt Eure Superpower?

1-2-social ist eine der führenden Social Media Agenturen in Deutschland. Wir sind auf Social Media spezialisiert und haben daher ein tieferes Wissen als große Agenturen, die eher breiter aufgestellt sind. Zu uns kommen Unternehmen, die ihr Social Media von Spezialisten aufgebaut oder betreut haben wollen. Wir leben das Thema Social Media und kennen daher auch die Nutzer der jeweiligen Plattformen sehr gut.

Wer ist Euer typischer Kunde?

Unser typischer Kunde ist eine mittlere bis große Marke – wir arbeiten aber auch ab und zu mit kleinen Marken zusammen. Weiter kann man das eigentlich gar nicht eingrenzen. Wir haben weder einen Branchenfokus, noch sind wir auf den Bereich B2B oder B2C fokussiert. Jedoch kann gesagt werden, dass wir derzeit mehr B2C-Brands betreuen.

Unser Kundenkreis erstreckt sich von KFC Deutschland, über NBC Universal, Audi, Constantin Film, der Versicherungskammer Bayern, Freixenet bis hin zur führenden Marke für Parkettböden HARO. Aus unserer Sicht ist eine Branchenkenntnis nicht wirklich von Vorteil. Teilweise verstellt es auch einen neutralen Blick von außen, denn wir schauen aus der Sicht des Kunden auf die Marke. Entscheidender ist, dass man eine hohe Kompetenz in strategiescher Markenführung aufweisen kann. Kombiniert mit dem entsprechenden Social Media Know-how ist das der Schlüssel zum Erfolg.

Die Social Media Landschaft hat sich in den letzten Jahren immer wieder verändert. Facebook ist aber nach wie vor einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Social Media Kanal.

Was sind Eurer Meinung nach die Top 3 „Do´s and Don´ts“ fürs Facebook Marketing?

Do´s:

Eine gute und logische Social Media STRATEGIE: Klingt jetzt erst einmal völlig logisch, die Praxis zeigt jedoch, dass die Maßnahmen, die in den Social Media Accounts der Marken verfolgt werden, teilweise immer noch das Ziel „Aufmerksamkeit“ verfolgen. Dabei kann Social Media so viel mehr als das. Man sollte sich eher Gedanken machen, welche konkreten Ziele die Social Media Maßnahmen verfolgen können. Zum Beispiel eine Verjüngung des Kundenstammes auf Personen zwischen 20 und 30 Jahren. Oder die gezielte Gewinnung von Neukunden in den neuen Bundesländern, eine Steigerung der Wiederkaufsrate, etc.

Hochwertiger und unterhaltsamer Content, der auf die Zielgruppe zugeschnitten ist: Die Begriffe „hochwertig“ und „unterhaltsam“ sollten dabei im weiteren Sinne gesehen werden. Unterm Strich geht es darum, aus der Masse herauszustechen und die Fans, Follower oder Abonnenten dazu zu bringen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Immerhin konkurrieren Unternehmen im Newsfeed nicht nur mit den Posts anderer Marken, sondern auch mit den Inhalten der Freunde. Marken, die es schaffen Botschaften auf unterhaltsame Weise zu vermitteln, werden über kurz oder lang das Rennen gewinnen. Marken, die das nicht schaffen und nach wie vor Text und ein Bild der Mitarbeiter vor der Kantine posten, verlieren an Sichtbarkeit und verwinden vom Radar der Zielgruppe. Mit „unterhaltsam“ meine ich jetzt nicht unbedingt „lustig“. Wichtig ist, dass der Content so aufbereitet ist, dass er der Zielgruppe einen wahrgenommenen Mehrwert liefert. Unterhaltung entsteht durch Humor, Spannung, Wissen, etc. Damit der Mehrwert jedoch auch entsprechend vermittelt werden kann. Spielt das Medium eine immer größere Rolle. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Unternehmen verstärkt in die Kreation von Content investieren. Wir erstellen beispielsweise eigenes Material in Form von Bild und Video, das nur zu Verwendung in Social Media Bereich gedacht und auch entsprechend konzipiert ist.

Bündelung von Content und Media Budget: Je größer das Unternehmen, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass das Media Budget, welches in Facebook oder Twitter investiert wird, nicht von den Personen gesteuert wird, die sich um den Content kümmern. Das halte ich für einen großen Fehler. Eine Social Media Strategie ist ja nicht auf den Bereich Content reduziert. Es geht darum, die richtige Zielgruppe anzusprechen (zum Beispiel durch gezieltes Targeting), den Content mittels Anzeigen an die richtige Zielgruppe auszusteuern oder auch performance-orientierte Anzeigen für den Verkauf von Produkten mit der Content Strategie zu verknüpfen. Dies ist alles nicht möglich, wenn man keinen direkten Zugriff auf das Media Budget hat.

Don´ts:

Die Einstellung „Wir müssen in Social Media präsent sein.“ Damit gewinnt man keinen Blumentopf und kann übersetzt werden mit „unsere Maßnahmen sind reines Alibi. Wir wissen eigentlich nicht, was wir tun, können aber sagen, dass wir in Social Media etwas machen.“

0815 Content Marketing. Eine Social Media Redaktion ohne Botschaft und erkennbaren roten Faden. Man sollte sich immer die Frage stellen, was man seiner Zielgruppe vermitteln möchte.

Die Denkweise, Social Media Marketing sei billig. Die hohe Bedeutung von Social Media als Marketing Kanal erfordert auch, dass man sich entsprechend intensiv mit dem Thema und der Strategie auseinandersetzt. Der zeitliche Aufwand wird häufig unterschätzt. Zudem ist Social Media Marketing, zumindest auf Facebook, nicht mehr ohne den Einsatz von Media Budget denkbar. Was ja auch nicht schlimm ist. Die Vorteile überwiegen immer noch deutlich.

Stell Dir vor, Du hättest 3 Wünsche frei, die Dir Mark Zuckerberg bzgl. Facebook erfüllen würde. Was wären die?

Einblicke in jeden Anzeigen Account der Welt.

Bitte entwickelt detaillierte Auswertungen für Performance Anzeigen auf Facebook.

Eine Unternehmensbeteiligung von 0,1%.

Social Media hat Kommunikation in den letzten Jahren stark verändert. Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Ich halte unsere Gesellschaft für sehr festgefahren. Es gibt einen Standard, den alle mitgehen: Facebook! Instagram kommt jetzt hinzu. Man merkt jedoch ganz deutlich, dass jüngere Generationen viel offener gegenüber Plattformen wie Instagram oder Snapchat sind. Sie sind zudem viel aktiver.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland/Europa:

Wenn ich mir die Netzwirtschaft in Deutschland anschaue, stelle ich immer wieder fest, wie ängstlich man doch agiert. Statt den technologischen Fortschritt zu feiern und neue Dinge auszuprobieren, wird technischer Fortschritt als etwas gesehen, was als eher bedrohlich in Bezug auf den Status Quo gesehen wird als eine Chance. Viele haben noch nicht verstanden, dass sie auch im Bereich Social Media mit Unternehmen weltweit im Wettbewerb stehen und da noch deutlich hinterherlaufen.

Herausforderung für unseren Markt:

Der Markt der Social Media Agenturen ist bisher noch sehr überschaubar. Man merkt jedoch deutlich, dass nach einem zwischenzeitlichen Insourcing Trend (Unternehmen haben eigene Ressourcen im Social Media aufgebaut) jetzt wieder einen Outsourcing-Trend gibt. Das Schöne: Unternehmen haben jetzt kompetente Mitarbeiter, die als Ansprechpartner und Koordinatoren für Social Media Agenturen dienen. Das ist eine große Verbesserung im Gegensatz zur vorherigen Situation, als noch so gut wie keine Social Media Kompetenz auf Unternehmensseite vorhanden war.

Herausforderung für unsere Firma:

Social Media entwickelt sich unglaublich schnell. Die Herausforderung ist es, unseren Kunden verständlich zu machen, ständig offen für neue Möglichkeiten und Plattformen zu sein. Das Prinzip „haben wir doch schon immer gemacht – das funktioniert“ gilt einfach nicht mehr.

Meine persönliche Herausforderung:

Meine persönliche Herausforderung besteht darin, weiter motiviert jede neue Social Media Plattform mit einer Ernsthaftigkeit auszuprobieren, als wäre es meine einzige.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog, auf dem Du Dich zu Fachthemen gerne informierst (deutsch oder Englisch)

Thomas Hutter. Dennoch interessiere ich mich auch sehr für technologische Trends, weshalb techcrunch oder auch wired sehr spannend sind. Wenn es um das Thema E-Commerce geht, schaue ich bei Jochen Krisch auf Exciting Commerce vorbei. Da bin ich gar nicht so festgelegt.

einen Artikel, der Dich in der letzten Zeit am meisten begeistert hat (mit URL)

Ich habe gerade einen Artikel auf wired gelesen, in dem es um Trends in der Social Media Nutzung geht. Das ganze kombiniert mit der Entwicklung, die Facebook gehen möchte. Ich fand den Artikel so spannend, weil er exakt meine Überzeugung widerspielgelt. Es geht darum, dass sich die Social Media User bald nicht mehr mit Text und Bild zufrieden geben werden, um ihre Gedanken zu teilen, sondern deutlich mehr Bewegtbild nutzen. Plattformen wie Snapchat oder Periscope zeigen ziemlich gut wo der Trend hingeht.

ein spannendes Buch, das Dich für Dein Business inspiriert hat 

Kürzlich habe ich „Everyday is Game Day“ von Mark Verstegen gelesen. Eigentlich eine Person, die als Fitnesstrainer der deutschen Nationalmannschaft bekannt ist und Trainingsbücher schreibt. Jedoch geht es in dem Buch viel um Einstellung gegenüber persönlichen Zielen sowie langfristige Sicherung der Leistungsfähigkeit. War sehr gut und einfach auf die Geschäftswelt zu übertragen und hat mich sehr inspiriert.

eine Veranstaltung(-sreihe), auf der Du wirklich etwas dazugelernt hast (und was, bzw. von wem)

Ich bin Mitglied der Entrepreneurs Organization, einem weltweiten Gründernetzwerk. Dort haben wir regelmäßig Events unter einem bestimmten Themengebiet. Die Organisation und die eingeladenen Speaker sind absolute Spitze. Diese Events inspirieren mich sehr. Inhaltlich geht es dabei um Themen wie Wachstum, Leadership, etc. Macht immer einen riesen Spaß.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Es gibt einige Social Media Tools, die einem das Leben deutlich erleichtern. Redaktionstools, wie Facelift oder Scompler, erleichtern einem die Abstimmung in der Redaktion. Quintly wiederum ist ein Reporting Tool, das einem vorgefertigte Auswertungen erstellt. Da gibt es wirklich sehr viele. Welches davon aber für den jeweiligen Kunden passend ist, muss man von Fall zu Fall entscheiden.

Mit welchem Experten aus Deinem Fachgebiet würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Mit Matthias Mehner, dem Social Media Chef von ProSiebenSat1, unterhalte ich mich gerne. Er ist genau so furchtlos wie ich, wenn es um die Nutzung neuer Plattformen geht. Zudem kann ich mit ihm gut über neue Trends und Entwicklungen in der Branche philosophieren.