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Interview mit Felix Holzapfel – Zone

Felix Holzapfel ZoneWer ist Felix Holzapfel? Bitte stell Dich doch mal kurz vor.

Zone. Seither bin ich CEO in Deutschland und Teil des „International Committee“. Neben meiner Referententätigkeit bin ich auch Autor verschiedener Branchen-Handbücher für digitale Markenführung, darunter „Digitale Marketing Evolution: Wer klassisch wirbt, stirbt“.

Damit wir Dich nicht nur aus beruflichem Blickwinkel kennenlernen, verrate uns doch auch einen kleinen Spleen von Dir.

Ich bin verrückt nach Karneval. Oder wie man im Rheinland sagt „jeck“. Das ist aber kein Spleen, das sind die Gene. Meine Oma stammt gebürtig aus dem Rheinland und bereits als Kind habe ich gerne „Fasching“ gefeiert. So hieß das damals in meiner hessischen Heimat. In Köln konnte ich mich dann richtig austoben. 2013 habe ich die KG Ponyhof e.V. mitbegründet. Dabei handelt es sich um einen alternativen Karnevalsverein – weniger Strukturen und Regeln, dafür mehr Brauchtum und frische karnevalistische Veranstaltungen.

Elevator Pitch! Was macht Eure Firma? Und vor allem: was macht ihr am besten, wo liegt Eure Superpower?

Zone ist eine inhabergeführte Digital-Agentur mit Sitz in London, Bristol, Denver und Köln. Gegründet 2000 unterstützt die in vielen Märkten führende Agentur bekannte Marken bei ihrem erfolgreichen Auftritt in der digitalen Welt. Unser USP: Wir verfügen über drei starke Säulen – Strategie, Technologie und Content. In der Regel haben Agenturen einen Fokus. Sie sind entweder sehr stark im Bereich Strategie, sind Technologie-Experten oder sie glänzen mit kreativen Kampagnen und Content. Es gibt jedoch kaum Agenturen wie wir, die sämtliche Bereiche gleichwertig abdecken. Das verdeutlicht auch die Zone-DNA: Unser Agentur-Team umfasst 220 Mitarbeiter und setzt sich zusammen aus 75 Strategie-Beratern, 80 Technikern sowie 65 Content-Experten. Zu den internationalen Kunden zählen beispielsweise Coca Cola, Pernod Ricard oder BNY Mellon. In Deutschland betreuen wir die DEVK, Ravensburger, Pilsner Urquell u.v.m. Zone ist zudem ein Sunday-Times-Tech-Track-100-Unternehmen, ein Adobe-Solutions-Partner und wurde 2015 zum „EPiServer’s Premium Partner of the Year“ ernannt. 2014 erhielt Zone die Auszeichnung „Independent Agency of the Year“ von The Drum. 2015 folgte der Award „Online Agency of the Year“ durch The Grocer.

Apropos Superpower: Verrätst Du uns ein „Best Practice“ Beispiel Deiner Firma, wo ihr besonders erfolgreich wart? Was waren Deiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren?

Wir betreuen viele Unternehmen beim digitalen Wandel. So auch die DEVK. Angefangen hat alles mit einem einfachen Facebook-Auftritt und Social-Media-Kampagnen für einen dezentral organisierten Konzern. Inzwischen sind die digitalen Anforderungen bei der DEVK so angewachsen, dass wir nicht mehr alleine nur die Social-Media-Agentur sind, sondern sogar Teil des Markenboards. Mit rund 4 Millionen Kunden und mehr als 6.000 Mitarbeitern zählt die DEVK zu Deutschlands führenden Versicherungen. Im Jahr 2013 erfolgte die Neupositionierung der Marke zu „Gesagt. Getan. Geholfen.“

Unser Beitrag: 1. Eine Social-Media-Strategie, die die Marke im Social-Web interaktiv erlebbar macht, Optimierung von Service-Prozessen und die Gewinnung neuer Mitarbeiter. 2. Die Entwicklung eines Social-Media-Cockpits, die Anbindung an bestehende Dialog-Plattform, die Realisation relevanter Applikationen sowie die Durchführung deutschlandweiter Schulungsreihen. 3. Schließlich haben wir mit der Kampagne „Tatkraft Tage“ den neuen Markenkern digital inszeniert. Ergebnis: Mit einer der höchsten Interaktionsraten zählt die DEVK inzwischen zu den erfolgreichsten Marken der Versicherungsbranche im deutschsprachigen Social-Web.

Das Unternehmen hat verstanden, dass für die digitale Transformation Barrieren eingerissen werden müssen. Unternehmensbereiche wie IT und Marketing arbeiten hier eng zusammen und auch das operative Geschäft passt sich an. Also: Silo-Denke Fehlanzeige! Das Unternehmen ist auf dem richtigen Weg.

Wenn Du Dir die Netzwirtschaft insgesamt, Euren Markt, Eure Firma, Deine Position ansiehst, was werden die Haupt-Herausforderungen in den nächsten Monaten oder Jahren sein?

Herausforderung für die Gesellschaft, bzw. den Staat:

Die Digitalisierung verändert unser aller Leben. Für Menschen und Unternehmen gibt es nicht mehr die Frage, ob ich die Digitalisierung will, sondern wie ich diese gestalte! Digitalisierung, Internet of Things und Industrie 4.0 sind die Schlüsselbegriffe. Wie Aristoteles schon sagte, wir können die Windrichtung nicht bestimmen, aber die Segel richtig setzen. Menschen und Unternehmen müssen alte Gewohnheiten und Strukturen hinter sich lassen, um in der digitalen Welt zurecht zu kommen. Im Gegensatz zur industriellen Revolution bleibt uns für die Umstellung aber nicht lange Zeit. Staat, Gesellschaft und Unternehmen müssen sich auf einen Spurt einstellen.

Herausforderung für die Netzwirtschaft in Deutschland / Europa:

Voraussetzung für die Anwendung intelligenter und innovativer Dienste sind leistungsfähige und sichere Kommunikationsnetze genauso wie das reibungslose Zusammenspiel verschiedener Technologien. Da hat Deutschland noch einige Hausaufgaben zu machen und muss aufpassen, dass uns andere Nationen nicht den Rang ablaufen. Ähnliches gilt auch im Bereich Datenschutz. Heute werden wir hier oft mit nationalen Alleingängen konfrontiert. Für einen fairen Wettbewerb wären jedoch internationale Standards erforderlich. Mein Wunsch: Schnelle und klare Entscheidungen der Bundesregierung, die unsere Nation wettbewerbsfähig halten und gleichzeitig für angemessene Sicherheitsstandards sorgen.

Herausforderung für unseren Markt:

Unsere Hauptaufgabe ist es, Unternehmen von der Bedeutung der digitalen Transformation zu überzeugen und Ihnen zu helfen, ihr operatives Geschäft bzw. in einigen Fällen komplette Geschäftsmodelle anzupassen. Denn der Graben zwischen Unternehmen, die bereits jetzt den Wandel vollziehen und übergreifende Technologien entwickeln, die sich über Ländergrenzen hinweg amortisieren und denen, die ‚business as usual machen‘, wird größer. Auch das Potenzial von digitalen B2B-Lösungen ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Wir stellen fest: Selbst wenn sich Unternehmer der Bedeutung einer digitalen Transformation bewusst sind, werden sie dennoch vielfach von internen Barrieren abgehalten, um die nötigen Schritte zügig und umfassend umsetzen zu können. Hier gilt es, gemeinsam – Agentur und Unternehmen – an einem Strang zu ziehen und diese Barrieren einzureißen. Je schneller, desto besser.

Herausforderung für unsere Firma:

Es gibt die Weisheit: Wer Fahrrad fahren will, muss treten, sonst fällt er um. Auch wir müssen ständig in Bewegung bleiben. Ein weiterer wichtiger Faktor sind interne Strukturen. Diese müssen wir jeder Zeit anpassen können. Unsere Teams arbeiten in kleinen familiären Units, die sehr agil und flexibel auf die Anforderungen der Kunden reagieren. Gleichzeitig nutzen wir modernste Kommunikations- und Prozessoptimierungstools. Zu guter Letzt bildet auch der Baustein „interne Fortbildung“ einen zentralen Faktor für unseren langfristigen Erfolg. Denn wir bewegen uns in einem sehr dynamischen Umfeld, in dem wir ständig darauf achten müssen, absolut up to date zu sein. Und das gilt nicht nur für leitende Angestellte, sondern auch für die gesamte Organisation.

Was hat Dich bisher am meisten „am Internet“ geärgert, was am meisten gefreut?

Am meisten ärgert mich immer wieder, wenn einzelne Technologien oder Verfahren übermäßig gelobt und als neues Maß aller Dinge angepriesen werden. Dabei sollten doch inzwischen alle gelernt haben, dass am Ende des Tages nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die gesunde Mischung macht‘s. Wobei mich dieses menschliche Verhalten nicht nur im Bezug auf das Internet, sondern auch im Hinblick auf andere Lebensbereiche immer wieder verwundert.

Ein Thema, das mich in letzter Zeit sehr erfreut hat, war zu sehen, wie viele Menschen das Internet nutzen, um sich mit unzähligen Mini-Initiativen für Flüchtlinge zu engagieren. Da sind viele Dinge entstanden, die vor wenigen Jahren so noch gar nicht denkbar oder nur mit sehr viel mehr Aufwand möglich gewesen wären.

Gib uns doch bitte eine Empfehlung für…

einen Blog / eine Newsseite / ein Fachmagazin, mit dem/der Du Dich zu Fachthemen gerne informierst

http://www.futurebiz.de). Hier findet man oft Themen, Studien und Showcases, die aus dem deutschsprachigen Raum stammen.

http://withoutbullshit.com/). Dort schreibt er sich ungezwungen von der Seele, was ihn gerade beschäftigt.

ein spannendes Buch, das Dich inspiriert hat

Leider gab es 2015 im Büchermarkt eine ziemliche Durststrecke. Die digitale Szene ist über die letzten Jahre hinweg merklich gereift. Daher wird es für Autoren schwerer, etwas wirklich Revolutionäres zu veröffentlichen. Wir hoffen deshalb auf ein paar inspirierende Publikationen in 2016. Im Herbst kommt zum Beispiel ein neues Buch von Josh Bernoff auf den Markt mit dem Titel „Writing Without Bullshit“, auf das ich schon sehr gespannt bin.

das hilfreichste Tool / die hilfreichste Software für Deine Arbeit

Slack. Dieses Tool hat die E-Mail bei Zone intern nahezu komplett ersetzt und zahlreiche Prozesse optimiert.

Mit welchem Experten würdest Du am liebsten einmal 1 Tag zusammenarbeiten, und warum?

Rohit Bhargava, Guy Kawasaki und Seth Godin wären Leute, mit denen ich gerne mal einen Tag zusammen arbeiten würde, da man mit ihnen interessante Gespräche über die Zukunft führen könnte. Idealerweise würden wir auch noch Futurist Tom Frey in die Runde aufnehmen. Es wäre spannend zu hören, was Marketingexperten zu seinen Vorhersagen zu sagen haben.

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